Die „geteilte Stadt“

, Bistum Münster

Als Zeichen der Versöhnung wurde die Stari Most, die Alte Brücke in Mostar, nach dem Krieg wieder aufgebaut – es ist bis heute beim reinen Symbol geblieben. Die „geteilte Stadt“, wie Mostar auch genannt wird – im Westen lebt eine kroatische Mehrheit, im Osten leben die Muslime – war am 14. Oktober Ziel für die Delegation von Vertreterinnen und Vertretern des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis sowie des Bistums Münster. Die Gruppe besucht derzeit Bosnien-Herzegowina, um die Eröffnung der Renovabis-Aktion Anfang Mai 2024 in Münster vorzubereiten.

Die Delegation besuchte unter anderem die Marienkathedrale in Mostar.

© Bistum Münster

Die Einschusslöcher aus der Zeit des Bürgerkriegs sind im Boden der Kathedrale Maria „Mutter der Kirche“ noch gut zu sehen. Weil Bischof Petar Palić, wie Münsters Bischof Dr. Felix Genn, derzeit an der Weltsynode in Rom teilnimmt, empfing Generalvikar Nikola Mondela die Gruppe im gegenüberliegenden Diözesanmuseum, das vor rund sechs Monaten eröffnet worden ist. Dort entstehen neben der Kunstgalerie auch das Diözesanarchiv und eine Bibliothek.

Die Dauerausstellung „Diözesane Kunstschätze“ mache die Kunstgalerie, in der etwa 130 Werke ausgestellt werden, darunter zeitgenössische Kunst, eine archäologische Sammlung sowie eine Sammlung von liturgischen Gewändern, zu einer der wichtigsten Kunstgalerien in Bosnien und Herzegowina, betonte der Generalvikar. Zudem gibt es eine dokumentarisch-historische Ausstellung über die ungewöhnliche Geschichte der vor vielen Jahren geplanten Kathedrale. „Kirche und Kunst stehen seit Jahrtausenden in einer Beziehung zueinander“, erklärte Generalvikar Mondela den Vertretern von Renovabis und des Bistums Münster.

Auch das serbisch-orthodoxe Kloster Žitomislić war Ziel der Renovabis-Gruppe.

© Bistum Münster

Das neue Diözesanmuseum, das auch ausreichend Platz für Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte biete, solle das kulturelle Angebot in der Stadt bereichern und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung von Kultur, Kunst und Wissenschaft leisten. Aus Sicht des Generalvikars, der die Gruppe anschließend zum Mittagessen ins Bischofshaus einlud, hat der interkulturelle und interreligiöse Dialog in Mostar eine wichtige Bedeutung – in einer Stadt, in der rund 48 Prozent katholische Kroaten, 44 Prozent muslimische Bosniaken und etwa drei Prozent orthodoxe Serben leben.

Die Alte Brücke in der Altstadt – beide sind Unesco-Weltkulturerbe – wurde anschließend vom Besuch aus Deutschland überquert. Die Gruppe ließ sich durch die von katholischer, orthodoxer und muslimischer Kultur geprägten engen Gassen treiben, bevor sie ein weiteres Ziel ansteuerte: das serbisch-orthodoxe Kloster Žitomislić, eines der drei wichtigsten spirituellen Zentren rund um die Stadt Mostar.

Etwa 15 Kilometer vom Stadtkern entfernt, mitten in der Natur gelegen, wird es von vielen als Oase der Ruhe und Besinnung wahrgenommen. Religiöse Kunst spielt dabei eine besondere Rolle, die Kapelle ist mit farbenfrohen Fresken verziert, im angrenzenden Museum ist eine reiche Ikonostase sowie zeitgenössische Kunst zu sehen. Ein kurzer Austausch mit einem orthodoxen Mönch sowie ein Besuch im Museum schloss den beeindruckenden Besuch der deutschen Delegation in Mostar ab.

Ann-Christin Ladermann