Die Orgel im Billerbecker Dom und Kantor Lukas Maschke

, Kreisdekanat Coesfeld

Wenn Lukas Maschke über „seine“ Orgel im Billerbecker Dom erzählt, leuchten seine Augen. Seit fast acht Jahren ist der 37-Jährige Kantor der Pfarrei. „Die Orgel war ein Grund, warum ich mich auf die Stelle in Billerbeck beworben habe“, gibt Maschke zu. Schon als kleines Kind habe er davon geträumt, das Instrument zu erlernen. Das kommt nicht von ungefähr. „Mein Vater hatte drei alte Schallplatten mit Musik von Johann Sebastian Bach, die neben meiner Wiege standen und die ich schon als Kind gern gehört habe. Ich habe mich in diese Musik verliebt. Bach ist der große Vater der Orgelkunst“, berichtet Maschke, der in Friedrichroda in Thüringen aufgewachsen ist. „Ich fand Orgeln schon damals erhebend und schön. Wenn sie in der Kirche in der Osternacht nach ihrem Schweigen wieder erklingen, dann war und ist es ebenso geheimnisvoll wie mystisch und eine Vorahnung auf den Himmel.“

Lukas Maschke spielt an der Orgel.

Kantor Lukas Maschke entlockt den 4.565 Pfeifen der Hauptorgel im Billerbecker Dom, den 338 Pfeifen der Chororgel und den 23 Glocken des Carillon immer wieder neue Melodien und Klänge.

© Bistum Münster

Doch die musikalische Ausbildung startete für Maschke zunächst mit Flöte, Klavier und Cello. Ab der neunten Klasse erhielt er Unterricht an der Orgel, und nach dem Schulabschluss folgte das Kirchenmusikstudium in Stuttgart, Weimar und Erfurt. Nach seinem Abschluss mit dem A-Examen Kirchenmusik und dem Konzertexamen Orgel führte ihn der Weg vom Erfurter in den Billerbecker Dom.

Zu diesem Zeitpunkt war die neue Orgel fast fertig gestellt. Ihre Geschichte beginnt 2001 mit der Gründung des Fördervereins Domorgel. Mit dem Bau der Hauptorgel auf der Westempore mit ihren 72 Registern, verteilt auf vier Manualen und Pedal, und 4.565 Pfeifen wurde 2009 begonnen. Am Festtag des heiligen Ludgerus 2014 weihte Bischof Felix Genn das Instrument der Orgelbaufirma Fleiter. „Es ist eine sinfonische Orgel, die die Ästhetik der großen französischen Kathedralorgeln des 19. Jahrhunderts aufgreift. Das passt sehr gut zu unserem Dom, der in dieser Zeit gebaut wurde“, erklärt Maschke den Hintergrund. 

Allerdings habe sich bald in der Praxis gezeigt, dass der Platz auf der Orgelbühne nicht ausreichend war. „Und eine Begleitung des Chores von der Empore aus war sehr schwierig“, sagt der Kantor. So finanzierte der Förderverein zwei Jahre später eine Chororgel mit elf Registern und 338 Pfeifen der Firma Waltershausen mit einem portablen Spieltisch, von dem aus Maschke beide Orgeln ansteuern kann. „Jetzt können die Gottesdienstbesucher den Organisten auch sehen. Das finden viele Menschen interessant“, hat er unter anderem bei Orgelführungen erfahren. „Wir zeigen, dass die Orgel kein altes verstaubtes Instrument ist, sondern innovative Technik beherbergt. Man kann sie ganz klassisch spielen, hat aber über die Netzwerktechnik zahlreiche weitere Möglichkeiten“, erläutert Maschke. 

Dazu gehört das im vergangenen Jahr fertig gestellte Carillon im Südturm des Doms mit seinen 23 kleinen Glocken, das vom Generalspieltisch gespielt werden kann. Zudem lassen sich die Melodien für bestimmte Zeiten programmieren. „Besonders in der Coronazeit war das Glockenspiel ein Zeichen, dass es für den Ort, die Kirche und alle Menschen weitergeht“, berichtet Maschke. Passend zum Kirchenjahr und zur Jahreszeit sucht er sowohl weltliche als auch kirchliche Melodien aus, die er auf dem Glockenspiel einspielt. Jeden Tag sind drei Lieder zu vier Zeiten ab 12.30 Uhr von dem Glockenspiel über der Sterbekapelle zu hören. 

„Jede Orgel ist ein Unikat und sehr besonders. Sie ist immer auf den entsprechenden Raum ausgerichtet und intoniert“, berichtet Maschke. Zudem seien sie immer Kinder ihrer Zeit. „Eine barocke Orgel klingt anders als Orgeln der Gegenwart“, informiert er. Er sieht die „Königin der Instrumente“ auch als Türöffner für Menschen, die vielleicht sonst eher keinen Bezug zur Kirche hätten. „Musik ist eine Sprache, die jeder versteht, und die Orgel ein Instrument, das die Menschen berühren kann, wenn sie sich berühren lassen möchten.“ Gern macht der Kantor den Menschen eine Freude im Dom, wenn er bei der Schützenmesse das passende Schützenlied oder für Jugendliche die Melodie aus dem Star-Wars-Filmen oder auch einen Song von Ed Sheeran spielt. „Natürlich darf es nicht banal klingen. Die Würde des Raumes und der Spiritualität sind natürlich wichtig. Aber man kann sie mit der Welt der Menschen verbinden“, betont er. Es sei eine schöne Aufgabe, die er am Dom in Billerbeck ausführen dürfe. „Diese Orgel bietet so viele Möglichkeiten. Sie ist vielseitig und inspirierend und etwas Besonderes“, freut sich Maschke. Nicht nur, dass sie die wahrscheinlich größte über Spenden finanzierte Konzertorgel im Bistum sei, sondern mit ihren Erweiterungen eine der bedeutendsten Orgeln in Nordwestdeutschland. 

Am Sonntag, 13. Juni, findet der zweite Westfälische Orgeltag statt. Auch Lukas Maschke beteiligt sich. Er gestaltet um 18 Uhr eine Orgelvesper mit Musik und geistlichen Impulsen im Billerbecker Dom.

Übersicht über die Veranstaltungen zum Orgeltag Westfalen im Bistum Münster 

Michaela Kiepe