Digitale Ausstellung „Die Bibel im St.-Paulus-Dom“ eröffnet

, Bistum Münster

Es sind unbekannte und überraschende Blicke auf altbekannte Kunstwerke, die die digitale Ausstellung „Bibel im St.-Paulus-Dom“ ermöglicht. Ob das Pestkreuz, die Meistermann-Fenster in der Ludgeruskapelle oder die thronende Muttergottes im Paradies: In ihnen findet sich die Wertschätzung der jüdischen Ursprünge ebenso wie die über Jahrhunderte dauernde Ablehnung der jüdischen Religion. Studierende der Katholisch-Theologischen Fakultät haben sich anlässlich des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein Semester lang genauer mit diesen Kunstwerken beschäftigt. Am 19. August wurde die Ausstellung, die in Kooperation mit der Domkammer entstanden und unter www.bibel-im-paulusdom.de zu finden ist, bei einer digitalen Vernissage eröffnet.

Die Pestmedaille aus Edelmetall aus dem Jahr 1539 gehört zum Inventar der Domkammer und ist eines der Exponate, das die Studierenden auf jüdische Ursprünge untersucht haben.

Die Pestmedaille aus Edelmetall aus dem Jahr 1539 gehört zum Inventar der Domkammer und ist eines der Exponate, das die Studierenden auf jüdische Ursprünge untersucht haben.

© Bistumsarchiv Muenster/Fotograf: Stefan Jahn

Screenshot der Ausstellungshomepage www.bibel-im-paulus-dom.de

© Screenshot

„Ich freue mich, dass einige unserer Kunstwerke in dieser Präsentation einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und unter neuen Gesichtspunkten beleuchtet werden“, betonte Dompropst Kurt Schulte und dankte den Studierenden sowie Ludger Hiepel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments. Sie seien wichtigen Fragen nach dem früheren Verständnis von Kunstwerken sowie nach der Lehre, die sich aus den Deutungen für die heutige Gesellschaft ziehen lassen, nachgegangen. „Gerade in Zeiten, in denen judenfeindliche Parolen wieder Verbreitung finden, ist es wichtig, die Gemeinsamkeiten und den Respekt für die jeweils andere Religion in den Fokus zu rücken“, sagte der Dompropst.

Auch Professor Dr. Johannes Schnocks, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, lobte die Kooperation, die es den Studierenden ermöglicht habe, an Originalobjekten, die in Münster zum christlich-kulturellen Erbe gehören, zu forschen. Es sei wichtig, die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Judentum und Christentum, beispielsweise über Kunstwerke, aufrecht zu erhalten. „Denn Antisemitismus und Antijudaismus können nur wirksam von Menschen bekämpft werden, die die dahinter stehenden Muster und Stereotypen erkennen und entlarven können, und umgekehrt: nur Menschen, die das Judentum kennen, werden auch eine freundschaftliche Beziehung zu ihm aufbauen können“, betonte Schnocks. 

Über einen Grundriss des Doms auf der Startseite der Präsentation gelangen Besucherinnen und Besucher zu sechs Exponaten, mit denen sich die Studierenden beschäftigt haben. Mithilfe von erklärenden Videos, Detailaufnahmen und Animationen erhalten Interessierte zunächst allgemeine Informationen zur Geschichte und Verwendung der Objekte, schließlich zu sowohl wertschätzenden als auch problematischen Verbindungen zu jüdischen Ursprüngen. 

Folgende Exponate werden thematisiert: 14 Goldene Prophetenbüsten (Mara Albracht), Meistermann-Fenster in der Ludgeruskapelle (Niklas Hesselmann), Grabdenkmal des Dompropstes Ferdinand von Plettenberg (Florian Knappheide), Pestkreuz und Pestmedaille (Stephan Offermann), Fragment eines Kaselstabs mit der Wurzel Jesse (Christian Winkhold), Paulus, thronende Muttergottes im Paradies und Mater Dei (Ludger Hiepel). 

Die digitale Ausstellung „Die Bibel im St.-Paulus-Dom“ ist hier zu finden. 

Ann-Christin Ladermann