Dinklager Benediktinerinnen nehmen Klosterfürbitten in ihr Gebet auf
Die Wände sind schief, der Boden uneben und Schwester Lydia Schulte-Sutrum findet genau das das Spannende an ihrem Zuhause, der Burg Dinklage im Landkreis Vechta im niedersächsischen Teil des Bistums Münster.
In der jahrhundertealten Anlage – Geburts- und Wohnort des seligen Clemens Kardinal Graf von Galen lebt die 34-jährige Benediktinerin mit 22 Mitschwestern. Sie bilden die Abtei St. Scholastika, die auf der Burg betet, arbeitet, die Gemeinschaft pflegt und sich um viele unterschiedliche Gäste kümmert. Im Monat Juni werden die Schwestern die Klosterfürbitte des Internet-Seelsorge-Portals www.haus-der-seelsorge.de übernehmen.
Bei ihrer Arbeit, ist Schwester Lydia überzeugt, kommen ihnen die schrägen Fachwerkgemäuer aus dem 17. Jahrhundert und die Böden mit den uralten Kopfsteinen durchaus entgegen. "Eben weil hier alles krumm und schief ist, bleiben überall Lücken für den Heiligen Geist", meint sie augenzwinkernd, "das Haus ist eben ursprünglich nicht für ein Kloster gebaut, so dass es sich nicht uns anpassen muss, sondern wir immer wieder neu dem Gebäude. Auch deshalb sind wir eine lebendige Gemeinschaft."
Wobei: Lebendig wäre die Gemeinschaft wohl auch ohne schräge Wände. Dafür sorgt schon die Vielfalt ihrer Aufgaben. "Wichtig ist, dass die Arbeit zu unserem Lebensstil passt, gleichzeitig müssen wir damit unseren Lebensunterhalt verdienen", erklärt Schwester Lydia.
Zu diesem Zweck betreiben die Benediktinerinnen eine Hostienbäckerei, eine Weberei, einen Klosterladen und ein Klostercafé. Sie fertigen Messgewänder an, malen Ikonen, gestalten Kerzen, halten Vorträge und arbeiten als Kirchenrechtlerin. Nicht zuletzt empfangen sie viele Gäste, für deren Betreuung schwerpunktmäßig Schwester Lydia zuständig ist.
Die Besucher kommen aus den unterschiedlichsten Gründen auf die Burg Dinklage,. Von Urlaubern über Gläubige, die an geistlichen Übungen teilnehmen, und Studierenden oder Berufstätigen, die zur Ruhe kommen wollen, bis hin zu Menschen ohne festen Wohnsitz, die in der benachbarten Martinsscheune Aufnahme finden: Den Benediktinerinnen sind sie alle willkommen. Auch Flüchtlinge haben sie aufgenommen.
Doch nicht nur die Gäste, auch die Schwestern selbst sind eine vielfältige Gruppe aus fünf Nationen und verschiedenen Generationen. Schwester Lydia ist die Jüngste, die älteste Mitschwester ist 96. "Auch von Herkunft und Charakter ist es eine ganz bunte Gemeinschaft, die Gott hierher gerufen hat", findet sie und ergänzt lachend: "Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Menschen auf dieses Gelände passen."
Für sie selbst sei genau diese Lebendigkeit ausschlaggebend gewesen, sich den Benediktinerinnen anzuschließen. "Die sogenannte Stabilitas ist ja ein benediktinischer Gedanke", erklärt sie, "einem Ort treu bleiben und ihn gleichzeitig für andere Menschen öffnen."
Diese Öffnung vollziehen die Schwestern nicht nur durch die Aufnahme von Gästen, sondern auch, indem sie Anliegen anderer Menschen in ihre fünf täglichen Gebete aufnehmen. "Wir haben eine Pinnwand, an die wir E-Mails oder Briefe mit der Bitte um Gebete heften", schildert Schwester Lydia, "dort gehen wir mehrfach täglich vorbei und nehmen die Fürbitten dann jeweils wahr." Auch die über das Haus der Seelsorge eingehenden Anliegen werden so in die Gebete der Gemeinschaft integriert.
Vom Wert des Betens ist Schwester Lydia überzeugt: "Ich glaube, dass Gott ein Gott des Lebens ist, der zwar schon alles weiß, dem es aber nicht egal ist, dass und wie wir im Gebet auf ihn zukommen." Es gebe nichts, was zu banal sei, um es vor Gott zu tragen. "Und auch, wenn man bei jedem Gebet Gott zugleich sagt: ;Dein Wille geschehe‘, so drückt man doch durch das Gebet den Wunsch aus, dass er nahe sein, ermutigen, trösten und mittragen möge", sagt die Ordensfrau. In diesem Sinne empfinde sie Solidarität im Gebet als wohltuend. Denn dadurch werde manchmal besonders deutlich, "dass unser Glaube nicht besagt, dass alles immer gut und schön ist, dass aber Gott trotzdem das Heil des Menschen will und dieses Heil auch bewirkt, eben auch durch die Solidarität und das Mitfühlen."
Weitere Informationen über die Benediktinerinnen auf Burg Dinklage gibt es unter www.abteiburgdinklage.de.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.06.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de