Diskussionsforum zur Sterbehilfe-Debatte

Die seit November 2014 auch im Deutschen Bundestag geführte Debatte über die gesetzliche Neuregelung des ärztlich assistierten Suizids ist ein Thema, das über die Politik hinaus viele Menschen bewegt:

Das zeigte am 5. März das mit über 80 Teilnehmern gut besuchte Diskussionsforum ‚Sterben in Würde‘ im Franz Hitze Haus Münster. Dieses veranstaltete die katholische Akademie in Kooperation mit dem Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

Akademiedozentin Maria Kröger führte in den Themenkomplex ‚Würdevolles Sterben‘ ein. Sie wies darauf hin, dass ergänzend Fragestellungen der Palliativmedizin und die bestehenden Regelungen zur Patientenverfügung Gegenstand aktueller Diskussionen sind.

Barbara Issel vom kfd-Diözesanverband stellte neben Umfragen zum Stimmungsbild in Deutschland befürwortende und ablehnende Positionen zum assistierten Suizid einander gegenüber. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf den bereits im November formulierten Appell des kfd-Bundesverbandes. Dieser spricht sich gegen jegliche Form der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung aus.

Nach diesen Eröffnungsimpulsen stellte Katharina Jestaedt die gesetzlichen Grundlagen und den aktuellen Stand der politischen Debatte dar, die sich mit deren Neuregelung auseinandersetzt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren die Hintergründe von ihr aus erster Hand: Die Juristin ist auch stellvertretende Leiterin des Katholischen Büros, der Verbindungsstelle zwischen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem politischen Berlin.

Dabei wurde deutlich, dass die Position der deutschen Bischöfe zur Sterbehilfe einen konstruktiven Beitrag zur geplanten Gesetzesnovelle leisten möchte. "Wir denken, dass in dem Moment, indem die Suizidhilfe eine einfache, leichte Dienstleistung wird, die für jeden erreichbar ist, viele Menschen sich gedrängt fühlen, eine solche Leistung in Anspruch zu nehmen", sagte Jestaedt. Außerdem schränkten die Eigeninteressen des Dienstleisters eine letztendliche Selbstbestimmung des Menschen ein, erläuterte sie die differenzierte Sicht der DBK. Das Katholische Büro unterstütze daher den Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung und die Hospizbewegung, die ohne assistierten Suizid ein würdevolles Sterben ermöglichten.

Von Dr. Andreas Stähli, Leiter der Akademie am Johannes-Hospiz Münster, der zugleich als Pflegefachkraft und als Trainer in Palliative Care ausgebildet ist, erhielten die Besucher vertiefte Einblicke in die Hospizarbeit. Er schilderte persönlich und mit philosophischen Hintergründen untermauert, dass vor allem die Berücksichtigung der eigenen Wünsche von Sterbenden und die den individuellen Bedürfnissen angepasste Schmerztherapie für eine "Wohlfühlatmosphäre" auf dem Weg zum Sterben sorgten. "Jeder Mensch ist einzigartig im Erleben seiner Erkrankung und drückt dies auf seine Weise in individuellen Bedürfnissen aus", legte Stähli dar. Er plädierte dafür, sich für die Stärkung und den Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung einzusetzen.

Den Beiträgen der Referenten schloss sich eine Diskussionsrunde an. Dabei stellten die Teilnehmer – darunter Ärztinnen und Pfleger – Fragen ans Podium. "Warum soll die Unterstützung der Selbsttötung nur eine ärztliche Aufgabe sein, die mit dieser Tätigkeit alleine stünden?", gab eine Frau zu bedenken. Eine andere Teilnehmerin merkte an, dass die angedachte Aufgabe des assistierten Suizids dem ärztlichen Arbeitsfeld grundsätzlich widerspreche.

Die Themenreihe zur Sterbehilfedebatte wird mit zwei weiteren Veranstaltungen im Franz Hitze Haus fortgeführt. Am 12. Oktober widmen sich der Freiburger Moraltheologe Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff und Prof. Dr. Michael Quante vom Philosophischen Seminar der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster dem Thema ‚Selbstbestimmtes Sterben‘; unter anderem der Frage, wieweit dieses als Tabu oder als Ausdruck menschlicher Autonomie gewertet werden kann. Am 16. November ist ein moraltheologisches Forum mit der Medizinethikerin Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert und mit Prof. Dr. Antonio Autiero geplant.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de