DomFrauen stellen wieder ihre Orte im Dom vor
Himmelskönigin, Mutter ohne Makel, Madonna oder Meerstern: Maria, die Muttergottes, hat viele Namen. Im St.-Paulus-Dom Münster haben sich einige Frauen auf die Suche nach der Maria hinter der Gottesmutter gemacht:
Sie haben an drei verschiedenen Darstellungen sehr lebendige Verbindungen zwischen ihrem eigenen Leben und dem der Mutter Jesu gefunden. Als DomFrauen wollen sie davon am Samstag (25. Oktober 2014) das nächste Mal erzählen.
Seit Mai sind 24 DomFrauen verschiedener Lebensalter, Berufe und Wohnorte monatlich an einem sie persönlich ansprechenden Ort in der Kathedrale anzutreffen. Unter dem Motto "Wo ist Eva?" berichten sie, was sie dort berührt. Figuren und Bilder, das Lesepult, ein Altar oder einfach eine Kirchenbank lassen die Engagierten lebendig werden. Ihnen geht es um Dialog und darum, Frauen, ihre Themen und ihre Bedeutung für die Kirche sichtbar werden zu lassen. Organisiert hat das Projekt das Referat Frauenseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) Münster mit dem Domkapitel zum 750-jährigen Domjubiläum im September.
Das nächste Mal können Interessierte die DomFrauen am Samstag (25. Oktober) zwischen 14 und 16 Uhr im Dom treffen. Zu ihnen gehören Michaela Thamm, Christina Riemen und Rahel Steinmetz. Sie haben sich jeweils eine der zahlreichen Marien-Darstellungen ausgewählt. Dort erzählen sie, was sie hinter den Figuren sehen, was sie berührt und welche Nähe sie zur nur scheinbar so weit entrückten Muttergottes spüren.
Michaela Thamm aus Münster hat sich mit der weißen, 1723 von einem Bildhauer aus Mainz geschaffenen Marienfigur gleich hinter der Dompforte des Paradieses beschäftigt. "Diese schwungvolle Frau mit wallendem Barockgewand, in stolzer Haltung, ist auf dem Weg zu ihrer Cousine Elisabeth, die ebenfalls schwanger ist", erläutert die Lehrerin. Die sichtbare Freude der jugendlichen Maria habe sie beeindruckt. "So wie diese Frau kann ich mir die Frauen in der Kirche heute gut vorstellen: Solidarität, Leben spenden, Lebensfreude ausstrahlen, auf andere zugehen", erklärt Thamm.
Die 23-jährige Lehramtsstudentin Christina Riemen hat sich für die "Friedensmadonna" entschieden. "Ausschlaggebend war die persönliche Verbindung zu diesem Friedensort", sagt sie. Nach Ausbruch des Irak-Krieges war die junge Frau fünf Jahre in einer Friedensgebetsgruppe aktiv. "Dort wurden für mich persönlich wichtige Weichen in spiritueller und kirchlicher Hinsicht gelegt", schildert sie. Im Angesicht der Madonna möchte sie mit den Zuhörenden eine Brücke schlagen zwischen Gebet und Frieden.
Rahel Steinmetz (24), gebürtig aus Cuxhaven, stellt die Pietà des münsterschen Bildhauers Theodor Wilhelm Achtermann im Nordturm vor. "Es ist eine sehr eindrucksvolle Figurengruppe", findet sie, auch wenn es sich "nur" noch um einen Gipsabdruck des Marmor-Originals handelt, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. "Achtermanns Pietà weint", erklärt Steinmetz, "damit zieht sie einen direkt in ihren Bann, denn wenn jemand weint, fällt es schwer, sich abzuwenden". "Pietà" ist Italienisch und bedeutet "Mitleid". "Wenn ich sehe, wie sehr Maria trauert, dann habe ich Mitleid mit ihr, die den Tod ihres Sohnes miterleben musste. Ich habe auch Mitleid mit Jesus, der auf so brutale Weise getötet worden ist", beschreibt die 23-Jährige ihren Anknüpfungspunkt. Sie möchte mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern über Ursachen von Leid und den Einsatz dagegen ins Gespräch kommen. Angesichts des Leides in der Welt bleibe die Hoffnung auf die Geborgenheit bei Gott – symbolisiert durch den "Schutzmantel" der trauernden Mutter um den toten Sohn.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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