Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Kreis Recklinghausen legen Jahresbericht vor

, Kreisdekanat Recklinghausen

Die Corona-Krise hat im vergangenen Jahr die Menschen vor extreme Herausforderungen gestellt. Das haben die Mitarbeitenden in den vier Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen des Bistums Münster im Kreis Recklinghausen erfahren. „Corona hat wie ein Brennglas gewirkt, durch das viele Probleme nochmals verstärkt wurden“, hat Dr. Ute Kieslich, Leiterin der Beratungsstellen in Recklinghausen und Datteln, beobachtet. Und Beate Borgmann, die den Beratungsstellen in Marl und Dorsten vorsteht, fügt hinzu: „Bereits bestehende Belastungen wie Ängste, soziale Isolation, psychische Erkrankungen und Beziehungskonflikte zeigten sich in einer verschärften Weise.“ Verlusterfahrungen oder Trauer spielten insgesamt eine große Rolle. Ebenso aber auch die Sorge um die Eltern und deren Pflege. „Familien waren oft mit der Enge durch Homeschooling und Homeoffice überfordert. Die Themen Nähe und Distanz waren deshalb auch häufig Inhalte in der Beratung“, konkretisiert Kieslich. Für viele Menschen seien wichtige Angebote weggebrochen. Sie seien in eine krank machende Einsamkeit gerutscht. 

1.400 Menschen suchten im vergangenen Jahr Hilfe bei einer der vier Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. „Wir haben keinen großen Einbruch durch die Corona-Pandemie zu verzeichnen, denn wir haben sehr schnell auf den Lockdown reagiert und auf Telefonberatung sowie auf digitale Angebote umgestellt“, berichtet Kieslich. Das habe auch in der Paarberatung gut funktioniert. So gut, dass es Überlegungen gibt, die Videoberatung im Wechsel mit Gesprächen vor Ort beizubehalten. „Manche Klienten haben sich sogar weiter für eine Telefonberatung entschieden. Sie fühlten sich sicherer in ihrem geschützten Raum“, hat Borgmann erfahren.

Beate Borgmann (links) und Ute Kieslich stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Beate Borgmann (links) und Ute Kieslich sind froh, dass sie in den vier Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen im Kreis Recklinghausen die Beratung weiterführen konnten.

© Bistum Münster

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen seien gut aufgestellt, um ihren Klienten ein für sie passendes Format anzubieten. „Das kann das Telefon sein, der Chat oder die Videokonferenz“, konkretisiert Kieslich. Der Publikumsverkehr sei in den Beratungsstellen stark eingeschränkt worden. „Das halten wir mit Blick auf die Delta-Variante auch zunächst bei“, erklärt die Stellenleiterin weiter. Lediglich Gruppenangebote und Vernetzungstreffen hätten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht stattfinden können. 

In 962 Fällen gab es 3784 Kontakte. „92 Prozent der Menschen konnten wir innerhalb der ersten vier Wochen einen Termin anbieten“, berichtet Borgmann. 77 Prozent der Klienten war zwischen 30 und 60 Jahre alt, dabei lag die Hauptaltersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die Beratungsstellen bei einigen Problembereichen. „40 Prozent nannten als Thema Selbstwert/Kränkung und 21 Prozent Ausbildung/Arbeitssituation. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren“, sagt Borgmann. Aber auch das Thema Trennung sei mit 32 Prozent verstärkt in den Fokus geraten. 

Wichtig ist es den beiden Fachfrauen, dass in den Beratungen immer auch auf die Ressourcen der Menschen geblickt wird. „Wir schauen, dass die Menschen es schaffen, gute Wege zu finden und Kräfte zu mobilisieren, um mit dem Schweren umzugehen. Das ist unser Ansatz“, sagt Kieslich. Es gehe immer darum, Stärken und Ressourcen zu entdecken, um sich persönlich weiterzuentwickeln.

Für das kommende Halbjahr planen die Beratungsstellen wieder ein Gruppenangebot für Menschen in Trennungssituation. Ebenso bietet die Beratungsstelle in Recklinghausen unter dem Titel „KOMKOM“ ein Kommunikationstraining für Paare an. 

Weitere Informationen gibt es auf hier auf der Internetseite.

Michaela Kiepe