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"Ein denkwürdiger Tag für Frieden und Vergebung"

, Kreisdekanat Kleve

Das Bild der Gottesmutter, das sie an ihre erste Kommunion erinnert, hat seinen festen Platz in der Wohnung von Ursula Renard. Sie zeigt auf eine Unterschrift – es ist die des französischen Bischofs Pierre-Marie Théas (1894 – 1977), der am 4. April 1948 insgesamt 266 Mädchen und Jungen die erste Kommunion spendete. „Heute, zur Kronjuwelen-Kommunion, denke ich besonders an Bischof Théas“, sagt Ursula Renard.

Sie hat mit Kriemhild Ermers, Peter Sarsi und Alfred Plönes die Feier zum 75-jährigen Jubiläum ihrer gemeinsamen Kommunion organisiert. Erst der feierliche Gottesdienst in der Marienbasilika mit der Segnung einer Kerze, das Mittagessen im Priesterhaus und auch ein Gebet an der Gedenktafel für den französischen Bischof am Forum Pax Christi. Denn Théas war es, der einen wichtigen Grundstein legte für die Versöhnung von Franzosen und Deutschen, wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Und das, obwohl er selber mehrere Wochen in einem Konzentrationslager inhaftiert war, weil er sich im Widerstand engagierte. Ursula Renard: „1948 kam Bischof Théas nach Deutschland, nach Kevelaer, wo der deutsche Zweig der Pax-Christi-Bewegung gegründet wurde. 40 französische Bischöfe hatten zuvor ihre Regierung aufgefordert, die deutschen Gefangenen freizulassen, das waren noch etwa 200.000. Die Regierung hatte Bischof Théas erlaubt, vorab schon die Väter von deutschen Kommunionkindern aus französischer Gefangenschaft heimzuführen.“ Diese Geste der Versöhnung wurde viel beachtet und machte den Besuch des Bischofs in Kevelaer so besonders.

Alfred Plönes kann sich noch gut an den Tag der Erstkommunion erinnern. Streng ging es damals zu. Die Kinder mussten nüchtern bleiben, selbst Wasser durften sie vor der Kommunion nicht trinken, berichtet er, „das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“. Trotz dieser Strapazen sei es ein Erlebnis gewesen, vorbei an sechs Bischöfen – denn Bischof Théas wurde von Amtsbrüdern begleitet – in die Basilika einzuziehen. „Das haben wir alle nie vergessen“, ist Plönes überzeugt. Über all die Jahre hat er gemeinsam mit Mitstreitern, den Kontakt zu vielen der Kommunionkinder aufrecht erhalten. Er zeigt Fotos, von der Diamantenen Kommunion vor 15 Jahren und der Gnaden-Kommunion vor fünf Jahren. Einige Jubilare, die weiter weg wohnen, hat das Organisationsteam angerufen oder angeschrieben, vor Ort haben sie in der Zeitung auf die Feier aufmerksam gemacht. 

Am Ende sind rund 50 Frauen und Männer in die Basilika gekommen, um ihre Kommunion vor 75 Jahren zu feiern. In seiner Begrüßung erinnerte auch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling an das Wirken von Bischof Théas. Der Besuch in Kevelaer sei ein „denkwürdiger Tag für Frieden und Vergebung“ gewesen und zudem, mit Blick auf die Gründung von Pax Christi, „der Motor für eine Friedensbewegung im Herzen Europas“. Damit sei bis heute ein Auftrag verbunden, „ein Auftrag, der nicht denkbar wäre ohne einen Blick auf die Trösterin der Betrübten“, betonte Kauling. Gemeinsam mit den Jubilaren betete er nach dem Gottesdienst in der Basilika noch am Gnadenbild.

Christian Breuer