Station machte die 39-Jährige auf Einladung von Marietheres Stockhofe-Fernandes, Referentin für Frauenseelsorge im Bistum Münster, und Ute Albrecht, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Laurentius, in Senden. Im Café Clatsch erzählte Arslanian von ihrer beeindruckenden Arbeit in einem Land, in dem die soziale Situation vieler Menschen aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Lage immer schwieriger wird. „Es hat eine Dollarisierung stattgefunden. Statt mit libanesischen Pfund wird eine Bezahlung mit amerikanischen Dollar verlangt. Egal ob beim Schulgeld, bei Lebensmitteln, für Medikamente oder bei einem Krankenhausaufenthalt. Das macht das Leben sehr schwierig“, skizziert sie einen Grund für die zunehmende Zahl von Menschen, die von Armut betroffen sind. Hinzu komme eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Folge: mehr häusliche Gewalt, mehr Stress in den Familien. „In dieser Situation als Sozialarbeiterin zu arbeiten, ist sehr hart. Die Möglichkeiten sind begrenzt. Aber wir versuchen mit unserer Kraft, die Ressourcen, die die Frauen in sich haben, zu fördern“, berichtet sie weiter.
Eine Kämpferin für Frauen und Mädchen und gegen den Menschenhandel
, Kreisdekanat Coesfeld
Nayiri Arslanian ist eine Kämpferin für die Rechte von Mädchen und Frauen sowie gegen den Menschenhandel im Libanon. Eine Woche war die Sozialarbeiterin im Bistum Münster zu Gast. Projekte aus dem Libanon und aus Syrien stehen im Mittelpunkt der diesjährigen missio-Aktion zum Weltmissionssonntag (22. Oktober). Das Projekt „Wells of Hope“, in dem sich Arslanian engagiert, wird durch das katholische Hilfswerk unterstützt.
Wenn ich Frauen begleite und sie ihr Leben zum Besseren wenden, wenn ich Mädchen beschütze und dabei unterstütze, sich wertzuschätzen und sie motiviere, ihre Ausbildung fortzusetzen, gibt mir das Kraft.
Als Feldkoordinatorin und Supervisorin für „Thalitha Kum“, einem internationalen Netzwerk von Ordensfrauen zur Bekämpfung des Menschenhandels, hilft sie Frauen und Kindern aus dem Libanon, aber auch Flüchtlingen aus Syrien, Äthiopien, dem Irak und Iran sowie aus asiatischen Ländern. Sie organisiert nicht nur in der Hauptstadt Beirut, sondern im ganzen Land beispielsweise Workshops, bei denen sie auf das Problem des Menschenhandels aufmerksam macht. Sie stärkt die Mädchen und klärt ebenso Eltern darüber auf, wie sie ihre Kinder schützen können.
Das Projekt „Wells of Hope“ bietet den Frauen aber auch praktische Hilfe. Sie erlernen in Kursen zum Beispiel die Produktion von Schokolade, um diese zuhause herstellen und verkaufen zu können. Andere Frauen werden in den Bereichen Maniküre und Kosmetik geschult und erhalten eine Grundausstattung, um freiberuflich arbeiten zu können. „Sie verdienen ihr eigenes Geld, mit dem sie ihre Familien unterstützen können. Sie werden unabhängig und erlangen ihre Würde wieder“, erzählt sie.
Unermüdlich ist die engagierte Frau im Einsatz für andere. Eine Kraftquelle sei für sie der Glaube, aber auch der Erfolg. „Wenn ich Frauen begleite und sie ihr Leben zum Besseren wenden, wenn ich Mädchen beschütze und dabei unterstütze, sich wertzuschätzen und sie motiviere, ihre Ausbildung fortzusetzen, gibt mir das Kraft. Aber auch Misserfolge lehren mich, es beim nächsten Mal besser zu machen“, berichtet sie und fügt hinzu: „Es ist mehr als eine Arbeit, es ist meine Mission.“
Die Multiplikatorinnen aus der Flüchtlings-, der Frauen- und Eine-Welt-Arbeit sowie der Katechese, die zu dem Treffen eingeladen waren, sind von dem Engagement der unermüdlichen Kämpferin und starken Frau beeindruckt. Am Ende geben sie ihr das Versprechen, mit ihr und ihrer Arbeit weiterhin verbunden zu sein.
Michaela Kiepe