Emeritierter Erzbischof Thissen weiht Denkmal für Karl Leisner
Der emeritierte Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen hat am 13. Dezember in Kleve das Erinnerungsmal für den seligen Priester Karl Leisner eingeweiht.
Das 700 Kilo schwere Bronzememorial mit einer Höhe von 2,50 Meter steht seit dem 11. Dezember auf dem Vorplatz der Stiftskirche in Kleve. Das Kunstwerk hat der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim geschaffen. Die Idee zu dem Denkmal hatte der Internationale Karl Leisner Kreis. Er sammelte mehr als 40.000 Euro an Spendengeldern, um das Projekt zu ermöglichen. "Jedes Mal, wenn wir nun zur Eucharistiefeier gehen, werden wir an das Glaubenszeugnis Karl Leisners erinnert", freute sich der selbst aus Kleve stammende Erzbischof Thissen, als er das Denkmal segnete.
Leisner hatte sich als Priesteramtsstudent in der katholischen Jugendbewegung des Bistums Münster engagiert. Wenige Monate nach seiner Diakonatsweihe verhaftete ihn die Gestapo am 8. November 1939. Nach verschiedenen Gefängnisaufenthalten kam er im Dezember 1940 ins Konzentrationslager Dachau. Hier weihte ihn ein französischer Mithäftling, Bischof Gabriel Piguet von Clermont, am 17. Dezember 1944 heimlich zum Priester. Infolge einer Lungenerkrankung und der langen Haft überlebte der Neupriester, der am Stephanustag 1944 seine erste und einzige Heilige Messe feierte, seine Befreiung aus Dachau am 4. Mai 1945 nur um wenige Wochen. Am 12. August 1945 starb Karl Leisner. Sein letzter Tagebucheintrag lautete: "Segne auch, Höchster, meine Feinde!"
In der auf die Einweihung folgenden Heiligen Messe in Erinnerung an Leisners Priesterweihe vor 70 Jahren betonte der Erzbischof in der Stiftskirche die große Bedeutung des Seligen. "Schon als Jugendlicher habe ich mit Begeisterung ein Buch über Karl Leisner gelesen", bekannte Thissen, "er ist für uns noch heute mit seinem Glauben, mit seinen Idealen und mit seiner Haltung zu Politik und Kirche ein großes Vorbild." Die Tagebücher des Seligen seien ein Schatz, den man nicht hoch genug einschätzen könne. Aus ihnen ergebe sich seine Position als kritischer Zeitzeuge. Diese Kritikfähigkeit habe auch seine Meinung über die Nationalsozialisten geprägt. Anders als einige seiner Mitschüler habe Leisner schon früh erkannt: "Ich kann mich nicht gleichschalten lassen, wenn ich doch ganz anders denke." Auch in kirchlichen Fragen sei der Selige ein kritischer Vordenker gewesen. So habe er formuliert, ihm sei bewusst, wie viel Schönes es auch in der Evangelischen Kirche gebe. Leisner habe die Hoffnung ausgesprochen: "Ach, hätten wir doch schon die Einheit aller Christen".
Ebenso hat Karl Leisner als Europäer für den emeritierten Erzbischof eine große Vorbildwirkung. "Karl hat Europa sehr geliebt", betonte er in seiner Predigt. "Christus, du bist das Geheimnis der Kraft Europas" habe der Selige in sein Tagebuch geschrieben. Später habe er beklagt: "Du armes Europa – kehre zurück zu den Wurzeln, aus denen du schöpfen kannst." So habe er bereits vor mehr als 70 Jahren das Gleiche ausgesprochen, was Papst Franziskus vor wenigen Wochen im Europäischen Parlament gesagt habe. "Karl Leisner ist eine der großen Glaubensgestalten Europas im 20. Jahrhundert", stellte Thissen fest.
Er würdigte zugleich den Mystiker Leisner, der in seiner lebendigen Beziehung zu Gott ebenfalls ein Vorbild sei. "Wenn du nicht bist, dann möchte ich nicht sein", so habe er seinen Zugang zu Christus beschrieben. "Karl Leisner kann uns helfen, auch unser Christusverhältnis lebendiger zu gestalten", ergänzte der Erzbischof. Zum Abschluss seiner Predigt bekannte er seinen Wunsch nach der Heiligsprechung Leisners. "Dazu ist es aber erforderlich, dass wir alle nicht nur darum beten, sondern ihn auch zum Vorbild nehmen und seine Fürsprache erbitten", erklärte Thissen.
Während der Eucharistiefeier sang der Chor der Stiftskirche Stücke aus der "Dachauer Messe". Diese hatte der Priester und Kirchenmusiker Dr. Gregor Schwake kurz vor der Priesterweihe Karl Leisners im Konzentrationslager komponiert.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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