Eritrea. Von der Befreiung zur Diktatur

Eritrea ist als eines der Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen immer wieder in den Schlagzeilen. Die Menschenrechtslage dort ist problematisch, vor allem der zeitlich unbefristete "Nationaldienst", der eklatante Mangel an Meinungs- und Pressefreiheit sowie das Fehlen wirtschaftlicher Perspektiven gelten als Hauptursachen massenhafter Flucht und Migration.

Die Beziehungen zwischen der EU und Eritrea sind kompliziert; Kritiker werfen der EU vor, zur Verhinderung von Migration mit dem Regime zusammenzuarbeiten. In einem "Forum am Freitag" blicken die Teilnehmer am 1. September von 16 bis 21 Uhr in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster mit einer Expertin des Giga-Instituts auf die politische Lage in Eritrea. Sie hören einen Bericht über die Erfahrungen von "Archemed" (einer der wenigen ausländischen Hilfsorganisationen, denen die Arbeit dort gestattet ist) und diskutieren mit Dr. Abdelkader Saleh, einem in Oslo lebenden eritreischen Wissenschaftler, über den Einfluss des Regimes bis nach Europa. "Eritrea. Von der Befreiung zur Diktatur" – so ist das Forum überschrieben.

Dr. Thomas Dirksen von der Organisation "Archemed – Ärzte für Kinder in Not" aus Münster sieht als Hauptproblem für die vielen Flüchtlinge aus Eritrea den "Nationaldienst", eine Mischung aus Militär- und Arbeitsdienst. Die autokratische Regierung begründe den Dienst unter anderem mit einer ständigen Bedrohungslage, in der sich das Land gegenüber Äthiopien befinde. Dennoch sieht der Experte Chancen, die politische und wirtschaftliche Situation Eritreas zu verbessen. Er fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, den afrikanischen Staat zu integrieren und eine Zusammenarbeit möglich zu machen.

Wesentlich kritischer schaut Dr. Nicole Hirt vom Forschungsinstitut Giga aus Hamburg auf die Lage des Landes und verurteilt vor allem die Machthaber mit deutlichen Worten: "Eritrea leidet vor allem unter politischen und hausgemachten sozialen Problemen. Das Land wird seit 1991 von Präsident Isaias Afewerki und seiner Einheitspartei PFDJ regiert, hat keine Verfassung, kennt keine rechtsstaatlichen Verfahren und Eritreer sind massivsten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt." Seit 2002 müssten Menschen schlecht bezahlte Zwangsarbeit leisten, die ihnen nicht erlaube, ihre Familien zu ernähren. Dies führte zu einem Massenexodus. Um die Lebensbedingungen im Land zu verbessern, fügt Hirt an, müsse zuallererst der "Nationaldienst" reformiert und gleichzeitig müsse die Wirtschaft liberalisiert werden: "Darüber hinaus benötigt das Land eine Verfassung, Rechtsstaatlichkeit, freie Wahlen, die seit etwa 20 Jahren ausstehen, Schutz der Menschen vor Verfolgung durch ihre eigene Regierung, Religionsfreiheit und nicht zuletzt Reisefreiheit."

Um eine Anmeldung zum "Forum am Freitag" wird kurzfristig gebeten. Es wird für Tagungsteilnahme und Abendessen ein Kostenbeitrag von 20 Euro (ermäßigt 15 Euro) erhoben.

Anmeldungen sind in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster, Kardinal-von-Galen-Ring 50, Telefon 0251/ 9818445, E-Mail zahn[at]franz-hitze-haus.de, möglich.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 30.08.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de