Evonik-Vorstand Kullmann beim BKU

, Bistum Münster

Das Wort Top-Management behagt Christian Kullmann nicht so wirklich, weil es aus seiner Sicht oft zu kurz greife. Ob Chef eines Handwerksbetriebes oder Vorstandsvorsitzender eines Welt-Konzerns, wer an der Spitze steht, sei immer ein Top-Manager mit Verantwortung für Mitarbeitende und wirtschaftliches Wachstum, stellte der Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG klar. Der 52-Jährige, der mit seiner Familie in der Nähe von Bocholt lebt, war jetzt zu Gast bei der Diözesangruppe Münster des Bundes katholischer Unternehmer (BKU). Das Thema des Abends, zu dem auch Weihbischof Dr. Christoph Hegge gekommen war: „Top-Management und Spiritualität – ein Widerspruch?“

Christian Kullmann (links) und Weihbischof Dr. Christoph Hegge

Der Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG, Christian Kullmann, war jetzt zu Gast bei der Diözesangruppe Münster des Bundes katholischer Unternehmer (BKU). Weihbischof Dr. Christoph Hegge nahm ebenfalls an dem Abend zum Thema „Top-Management und Spiritualität – ein Widerspruch?“ teil.

© Bistum Münster

Gleich zu Beginn tauschte Kullmann den Begriff Top-Management gegen das Wort Vernunft aus. Für ihn in diesem Zusammenhang treffender, wie er sagte. „Vernunft und Spiritualität sind wie ein glückliches altes Ehepaar, sie gehören zusammen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende einer der größten Chemiekonzerne weltweit.

Die Menschen, betonte Kullmann, seien das Erfolgsgeheimnis eines jeden Unternehmens. Entscheidend sei die Haltung, mit denen sie handeln. Seine Position sieht der Evonik-Chef klar definiert: „Ich bin am Ende derjenige, der Vorbild sein muss.“ Alle Erklärungen und Worte würden nichts taugen, wenn die Spitze eines Unternehmens sie nicht selbst lebe und einhalte.

Einige Kernworte seines Handelns seien Urchristliches, sagte Kullmann, wie zum Beispiel wirtschaftliches Wachstum, das Investitionen und bessere Gehälter der Mitarbeitenden zur Folge habe. Offenheit und Transparenz hält der Vorstandsvorsitzende ebenfalls für unerlässlich – und zitiert dabei aus der Bergpredigt: „Wenn du ja sagst, dann meine auch Ja.“

Kullmann pflegt im Konzern einen offenen Austausch – auf allen Ebenen. Vertrauen sei dabei ein wesentlicher Faktor: „Wenn man Mitarbeiter möchte, die selbstbewusst und couragiert sind, muss man ihnen etwas zutrauen, muss ihnen vertrauen.“

Die Kirche sei gerade auch während der Corona-Pandemie ein Kraftort. Der Glaube gebe ihm Haltung: „Es ist nichts wert, wenn wir nicht handeln, wie wir reden.“ Die Religionszugehörigkeit seiner Mitarbeitenden sei nicht entscheidend, versicherte der Evonik-Chef: „Aber die Haltung, mit der sie handeln.“ Das zu vermitteln, sei für ihn Ansporn.

Kullmann, der unter anderem auch Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie ist, warnte davor, sich über berufliche Funktionen zu definieren: „Die sind irgendwann weg.“

Unterstützung in seinen unternehmerischen und spirituellen Anliegen erhielt Kullmann von Weihbischof Hegge, der zuvor mit den BKU-Mitgliedern einen Gottesdienst in der katholischen Akademie Franz Hitze Haus gefeiert hatte.

Gudrun Niewöhner