Gleich zu Beginn tauschte Kullmann den Begriff Top-Management gegen das Wort Vernunft aus. Für ihn in diesem Zusammenhang treffender, wie er sagte. „Vernunft und Spiritualität sind wie ein glückliches altes Ehepaar, sie gehören zusammen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende einer der größten Chemiekonzerne weltweit.
Die Menschen, betonte Kullmann, seien das Erfolgsgeheimnis eines jeden Unternehmens. Entscheidend sei die Haltung, mit denen sie handeln. Seine Position sieht der Evonik-Chef klar definiert: „Ich bin am Ende derjenige, der Vorbild sein muss.“ Alle Erklärungen und Worte würden nichts taugen, wenn die Spitze eines Unternehmens sie nicht selbst lebe und einhalte.
Einige Kernworte seines Handelns seien Urchristliches, sagte Kullmann, wie zum Beispiel wirtschaftliches Wachstum, das Investitionen und bessere Gehälter der Mitarbeitenden zur Folge habe. Offenheit und Transparenz hält der Vorstandsvorsitzende ebenfalls für unerlässlich – und zitiert dabei aus der Bergpredigt: „Wenn du ja sagst, dann meine auch Ja.“
Kullmann pflegt im Konzern einen offenen Austausch – auf allen Ebenen. Vertrauen sei dabei ein wesentlicher Faktor: „Wenn man Mitarbeiter möchte, die selbstbewusst und couragiert sind, muss man ihnen etwas zutrauen, muss ihnen vertrauen.“
Die Kirche sei gerade auch während der Corona-Pandemie ein Kraftort. Der Glaube gebe ihm Haltung: „Es ist nichts wert, wenn wir nicht handeln, wie wir reden.“ Die Religionszugehörigkeit seiner Mitarbeitenden sei nicht entscheidend, versicherte der Evonik-Chef: „Aber die Haltung, mit der sie handeln.“ Das zu vermitteln, sei für ihn Ansporn.
Kullmann, der unter anderem auch Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie ist, warnte davor, sich über berufliche Funktionen zu definieren: „Die sind irgendwann weg.“
Unterstützung in seinen unternehmerischen und spirituellen Anliegen erhielt Kullmann von Weihbischof Hegge, der zuvor mit den BKU-Mitgliedern einen Gottesdienst in der katholischen Akademie Franz Hitze Haus gefeiert hatte.
Gudrun Niewöhner