Forum zur Adveniat-Aktion 2021 "ÜberLeben in der Stadt"

, Bistum Münster

80 Prozent der Menschen in Lateinamerika und der Karibik leben in Städten. Grund genug, die Sorgen der armen Stadtbevölkerung in den Mittelpunkt der diesjährigen Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zu rücken. Sie wird am ersten Adventswochenende in Münster unter dem Titel „ÜberLeben in der Stadt“ eröffnet. Mit dem selben Titel findet dazu am Freitag, 26. November, ein Forum in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster statt. Daran nimmt unter anderem Erzbischof Dom Leonardo Steiner OFM aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus teil.

Dom Leonardo Steiner

© Florian Kopp / Adveniat

Von 16 bis 21 Uhr werden an den Beispielen Mexikos und Brasiliens die Lage von Menschen in den großen Städten Lateinamerikas und in der Emigration sowie pastorale und soziale Projekte für sie dargestellt. Auch die Verbindung des Bistums Münster zu Mexiko durch die Partnerschaft mit dem Bistum Tula wird die Veranstaltung, zu der die Akademie in Zusammenarbeit mit Adveniat und der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster einlädt, prägen.

Erzbischof Steiner weiß um die vielen Herausforderungen in den lateinamerikanischen Großstädten: „Die größte ist vielleicht die Umwelt: zu wenige Kläranlagen, und die Müllentsorgung funktioniert nicht. Nur zwei Prozent der Abwässer werden gereinigt. Der Rest verschmutzt die Flüsse. Und bei Hochwasser wird der Müll in die Flüsse geschwemmt.“ Hinzu komme „die grassierende Gewalt durch Milizen und Drogenbanden, aber auch durch die Polizei.“ Hunderttausende Menschen an den Rändern der Stadt seien von Bildung, Arbeit, Freizeitgestaltung, Kultur ausgeschlossen. Steiner prangert außerdem die „fehlende Akzeptanz gegenüber den Indigenen“ an: „37.000 leben an der Peripherie. Sie sind zwar untereinander gut organisiert, werden aber kaum wahrgenommen. Staat und Gesellschaft ignorieren sie und ihre Kultur.“

Die Corona-Pandemie verschärfe die Probleme: „Wir haben einen Rekord an Menschen, die auf der Straße im informellen Sektor arbeiten. Es gibt immer mehr, die betteln müssen, die auf unseren Straßen schlafen, die hungern.“ Für Dom Leonardo Steiner steht fest: „Wir als Kirche dürfen diese Menschen nicht im Abseits lassen, ich als Bischof darf sie nicht im Stich lassen.“ Während der Pandemie habe sein Erzbistum die Menschen mit Schlafplätzen und Mahlzeiten ebenso versorgt wie mit Sauerstoff-Zylindern. Vor allem aber „gehen wir auf sie zu, um ihnen zuzuhören und Mut zu machen“, sagt der Erzbischof, der bei all dem selbst mit anpackt.

Möglich gewesen sei dies dank der Hilfe von Adveniat und vieler Spenden aus Deutschland. Steiner ist überzeugt, dass deutsche und lateinamerikanische Christinnen und Christen darüber hinaus viel voneinander lernen können. So sei die „Kirche in Manaus dynamisch: Laien übernehmen Aufgaben, die Menschen fühlen sich als Teil der Kirche. Sie schämen sich nicht, zu sagen, dass sie katholisch sind und an Gott glauben, Akademiker wie Arme. Sie identifizieren sich mit der Botschaft des Evangeliums und leben daraus ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft.“

Umgekehrt lebten deutsche Christen „in bewundernswerter Weise weltkirchliche Solidarität: Die Spender von Adveniat haben uns sehr geholfen. Dank der überwältigenden Hilfsbereitschaft konnten wir allein in der ersten Corona-Welle mehr als 40.000 Menschen mit Lebensmitteln versorgen.“ Erzbischof Steiner sagt es mit Worten von Papst Franziskus: „Ihre Spenden aus Deutschland dienen dazu, die Verletzungen im Fleische Jesus zu heilen.“

Diese Überlegungen sollen beim Forum am 26. November vertieft und diskutiert werden. Der erste Teil des Forums von 16 bis 18 Uhr wird gestreamt . Alle weiteren Infos zu Veranstaltung sowie eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier .

Anke Lucht