Auch Essen hat mit Frieden zu tun. Fragen nach der umweltfreundlichen Erzeugung von Rohwaren, nach der gerechten Entlohnung der Kleinbauern, nach Kinderarbeit auf den Feldern und artgerechter Tierhaltung belegen das. Während des Katholikentags in Münster vom 9. bis 13. Mai wird den Helferinnen und Helfern deshalb ein Friedensteller angeboten, der am 12. April in Münster vorgestellt worden ist. Mit diesem Projekt soll auf die Wechselwirkung zwischen Ökologie, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit beim Essen hingewiesen werden.
Roland Vilsmaier, der Geschäftsführer des Katholikentags, begrüßt die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster. „Der Friedensteller passt gut zum Katholikentag. Zum einen haben wir schon in der Vergangenheit Umweltprojekte gefördert und sind auch eine der wenigen klimaneutralen Großveranstaltungen. Außerdem wird damit unser Leitwort ,Suche Frieden‘ sehr konkret mit dem Alltag der Menschen verbunden.“ Beim Katholikentag werden etwa 2.000 Helfer verpflegt, allein 1.550 in den zwei Mensen am Aasee und in der Bezirksregierung, die den Friedensteller anbieten.
Für den Friedensteller, der von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert wird, hat das Institut für Nachhaltige Ernährung (iSuN) der FH Münster knapp 20 Rezepturen entwickelt. Sie werden beim Katholikentag eingesetzt. „Diese Rezepte sind auf Basis einer wissenschaftlich fundierten Berechnung und einer eigens für den Friedensteller durchgeführten Produktentwicklung erdacht worden“, sagt Institutsleiterin Prof. Petra Teitscheid.
Aber was macht ein Gericht zum Friedensteller? Mit Blick auf die Rezeptur der Linsensuppe werde diese zum Friedensteller, wenn als Zutaten ausschließlich Produkte aus biologischem Anbau und damit verbunden gentechnikfreie und artgerechte Produkte verwendet werden, erklärt Teitscheid. Je nach Jahreszeit sollten Gemüse und Kräuter saisonal und regional sowie die Linsen in Fair-Trade-Qualität bezogen werden.
„Jeder kann mit seiner Ernährung einen Beitrag für Frieden und Nachhaltigkeit leisten, entsprechende Angebote in Mensa, Kantine und Restaurant erleichtern den Menschen, dies in ihrem Alltag umzusetzen“, betont Teitscheid. Allein mit einer Reduzierung des Anteils tierischer Produkte, der Ausrichtung der Produkte auf saisonale und regionale Verfügbarkeit und verminderter Lebensmittelverschwendung können ihren Angaben zufolge mehr als 20 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden. Teitscheid rechnet vor: „Wenn beispielsweise 1850 Helfer beim Katholikentag an allen fünf Tagen den Friedensteller essen würden, könnten sie gemeinsam etwa doppelt so viel an Kohlendioxid einsparen, wie ein durchschnittlicher Bundesbürger im Jahr produziert.“
Auf die Bedeutung der Ernährung für Frieden und Gerechtigkeit weist auch Thomas Kamp-Deister vom Bistum Münster hin. „Die Fragen der Ernährung sind ein wichtiges Kapitel für die Weltkirche. Die Enzyklika ,Laudato si' zeigt mit der Anforderung, die Armen und die Schöpfung bei allem politischen Handeln in den Blick zu nehmen, eine neue Perspektive der katholischen Soziallehre auf“, meint der Referent in der Fachstelle Weltkirche.
„Der Friedensteller ist ein praktisches Beispiel gelebter Nachhaltigkeit und passt sehr gut in die aktuellen Nachhaltigkeitsaktivitäten der Stadt Münster“, sagt Matthias Peck, Nachhaltigkeitsdezernent der Stadt, „ich freue mich, dass die vielen Helferinnen und Helfer des Katholikentages sich hier gesund, lecker und mit Genuss stärken können.“
Damit diese Zusammenhänge mit dem Friedensteller transportiert werden können, werden bis zum Katholikentag unter dem Motto „Die Welt ist, wie Du isst“ Hintergrundberichte und Informationen entwickelt. Sogenannte Storyteller (Geschichtenerzähler), also Menschen, die einen unmittelbaren Bezug zum Friedensteller haben, sollen dabei mit ihrer persönlichen Geschichte im Vordergrund stehen.
Nach dem Katholikentag werde das Projekt weiterverfolgt, kündigten die Organisatoren an: So soll beispielsweise der Friedensteller in Zusammenarbeit mit dem Bistum für kirchliche Großküchen in Nordrhein-Westfalen aufbereitet und in deren Angebot aufgenommen werden. Auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Stadt Münster ist geplant, den Friedensteller weiter zu etablieren.