Friedenswallfahrt: „Es ist immer noch Platz an der Tafel“

, Kreisdekanat Kleve

Bereits zum neunten Mal trafen sich Vertreter der drei abrahamitischen Religionen sowie zahlreiche Gläubige zur Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer. In diesem Jahr wurde unter Federführung der „Aktion pro Humanität“ ein 50 Meter langer Tisch auf dem Kapellenplatz aufgebaut, an den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Friedenswallfahrt eingeladen wurden. Trotz des unbeständigen Wetters folgten viele Gläubige der Einladung und teilten ihre mitgebrachten Lebensmittel. „Ich freue mich, dass wir uns hier an dieser Tafel versammelt haben“, sagte die APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers zur Begrüßung.

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, Ahmad Aweimer vom Zentralrat der Muslime in Deutschland, Pastor David Burau von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde sowie Michael Rubinstein, Verwaltungsleiter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, berichteten über die Bedeutung der Mahlzeit und des gemeinsamen Essens in ihren Religionen und sprachen Tischgebete. Aweimer betonte, wie wichtig Großzügigkeit gegenüber anderen Menschen sei. Pastor Kauling erklärte, dass in der Eucharistie die Auferstehung im Zeichen des Mahls gefeiert werde.

Burau erinnerte an eine Geschichte aus dem Lukasevangelium, in der berichtet wird, wie ein Mann zu einem Festmahl einlädt und, nachdem alle Gäste abgesagt haben, seinen Diener beauftragt, alte, kranke und arme Menschen von der Straße einzuladen. Dennoch war noch immer Platz. „Jedes Gastmahl ist eine Erinnerung daran, dass immer noch Platz an der Tafel ist“, sagte Burau. Das gelte gerade in der heutigen Zeit: „Es ist immer noch Platz.“ Für Rubinstein ist die gemeinsame Wallfahrt ein wichtiges Zeichen. Die Gesellschaft dividiere sich immer mehr auseinander, „ein gemeinsamer Tisch ist das beste Signal, das man finden kann. Er lädt ein, miteinander zu reden. Und wer miteinander redet, redet nicht übereinander.“

Christian Breuer

Ahmad Aweimer, David Burau, Gregor Kauling und Michael Rubinstein (von links) berichteten über die Bedeutung der Mahlzeit in ihren Religionen. Anschließend setzen sich die Menschen an die 50 Meter lange Tafel auf dem Kapellenplatz und teilten das mitgebrachte Essen.

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