Gesprächsangebot für Trauernde
‚Treffpunkt Friedhof‘: Dabei geben an jedem ersten Donnerstag im Monat Ehrenamtliche auf dem städtischen Waldfriedhof in Recklinghausen-Hochlarmark Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch.
Von 15 Uhr bis 17 Uhr stehen sie am Eingang unter dem Pavillon gegenüber der Kapelle bereit. Diese Recklinghäuser Initiative wird einer der Preisträger beim bistumsweiten Projektwettbewerb zum 750jährigen Jubiläum des Münsterschen Paulusdoms, berichtet die Bistumszeitung ‚Kirche+Leben‘.
"Wir haben festgestellt, dass Trauernde häufig nach der Beerdigung aus unserem Blick geraten. Unsere damalige Pastoralreferentin Maria Peters hatte in der Zeitschrift ‚Unsere Seelsorge‘ des Bistums einen Artikel über ein ähnliches Projekt im oldenburgischen Lohne gelesen", berichtet Pastoralreferent Andreas Roland, der seit einem Jahr im Seelsorgebereich St. Michael der Pfarrei St. Peter arbeitet. Er hat die Idee in Kooperation mit dem Caritasverband Recklinghausen in die Tat umgesetzt.
Zum ersten Treffen kamen zwölf Gemeindemitglieder im Alter zwischen 46 und 79 Jahren, die Interesse an einer Mitarbeit hatten. Mit von der Partie sind unter anderem Annette Katter und Andrea Stock. "Bisher haben wir nur positive Rückmeldungen erhalten", sagt Annette Katter. Nicht nur Trauernde, die vor kurzer Zeit einen lieben Angehörigen verloren hätten, sondern auch Menschen, für die es inzwischen ein Ritual sei, auf den Friedhof zu gehen, nähmen das Gesprächsangebot bei einer Tasse Kaffee gern an.
"Wir hören zu und haben festgestellt, dass es den Friedhofsbesuchern gut tut, über ihre Angehörigen und ihr Leben ohne den Verstorbenen zu sprechen. Auch, wenn der Tod schon lange zurückliegt", hat Andrea Stock erfahren. Und Annette Katter ergänzt: "Dabei ergeben sich sowohl intensive Einzelgespräch als auch ein Austausch der Beteiligten untereinander. Es wird geweint, aber auch gelacht". Den beiden Frauen ist gemeinsam, dass sie für die Menschen da sein wollen, ihnen helfen möchten. Aber der Dienst gebe ihnen auch etwas zurück.
Es ist ein niederschwelliges Angebot, das von der Gemeinde St. Michael angeboten wird. "Der Ort ist optimal. Direkt am Eingang gegenüber der Kapelle steht dieser Pavillon mit zwei Bänken. So sind wir sowohl bei Regen als auch bei Sonne geschützt", nennt Andreas Roland Vorteile. Jedem, der auf den Friedhof kommt, fällt sofort der neue Aufsteller mit dem Angebot ins Auge. "Wir realisieren damit einen Grundgedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils: Wir nehmen die Freude, die Trauer und die Angst der Menschen wahr, begleiten sie und sind nah bei ihnen", erklärt der 34-Jährige den christlichen Gedanken.
Zwei bis drei Ehrenamtliche stehen für die Menschen pro Nachmittag bereit. "Eine spezielle Ausbildung ist nicht erforderlich. Das kann jeder, der zuhören und sich auf die Menschen einlassen kann", ermutigt Annette Katter. Griffbereit haben die Ehrenamtlichen auch immer Informationsblätter für weiterführende Trauerangebote beispielsweise der Gastkirche.
Bei ihrem jüngsten Treffen in großer Runde haben die Aktiven überlegt, wie das Angebot weiterentwickelt werden kann. "Zu Allerheiligen werden wir an zwei Tagen auf dem Friedhof präsent sein", verrät Andreas Roland. Ebenso habe es Überlegungen gegeben, ob ein Fahrdienst zum Friedhof eingeführt werden kann. "Es gibt keine Bushaltestelle mehr am Waldfriedhof. Die Menschen müssen an der St.-Michael-Kirche aussteigen. Bis zum Friedhof sind es 700 Meter, eine lange Strecke für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind", sagt Roland.
Auch möchten die Aktiven den ‚Treffpunkt Friedhof‘ auf eine breitere Basis stellen. "Wir wollen auch die evangelische Gemeinde ansprechen, ob sie ein Interesse an einer Mitarbeit hat", erklärt Roland. Der Treffpunkt sei ein Angebot für den gesamten Stadtteil Hochlarmark. Auch gäbe es die Anfrage von Besuchern, ob es möglich sei, den Treffpunkt zwei Mal im Monat anzubieten. Doch dazu brauche es mehr Aktive.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Kiepe