Das Stadtkomitee der Katholiken in Recklinghausen als Veranstalter der erstmals 2007 durchgeführten Aktion für bedürftige Kinder war gezwungen, neue Wege zu gehen. Die Wunschzettel aus der gewohnten Hütte heraus auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz von St. Peter zu verkaufen, schied aus. Der Weihnachtsmarkt ist wegen Corona abgesagt. Die „Hütte der guten Taten“ ausfallen zu lassen, war für das Stadtkomitee keine Option, wie Kreisdekanatsgeschäftsführer Marc Gutzeit betont: „Die Not der Kinder ist zu Corona-Zeiten eher größer geworden. Wir haben daher nach Möglichkeiten gesucht, die Hütte der guten Taten an anderen, mehreren Orten stattfinden zu lassen.“ Und sie wurden gefunden. „Wir haben die Bund-Länder-Konferenz abwarten müssen und eröffnen jetzt mit einer Verzögerung von zehn Tagen. Auf Vermittlung von Bürgermeister Christoph Tesche und seines Büros haben wir diesen Raum im Palais Vest gefunden. Wir danken Stadt und Palais Vest für die Unterstützung“, sagt Gutzeit.
Die zentrale Ausgabestelle in diesem Jahr befindet sich im Raum „Vestibül“ im Palais Vest in der ersten Etage über der Bäckerei-Filiale Hövelmann. Dort bieten die Ehrenamtlichen der teilnehmenden Organisationen – wie sonst in der Hütte – im täglichen Wechsel bis kurz vor Weihnachten die Wunschzettel zum Kauf an.
„Der Weihnachtsmarkt kann aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Keine Alternative war es, sie in diesem Jahr nicht stattfinden zulassen. Es passt gut in die Zeit, dass das Stadtkomitee mit seiner Aktion wieder ehrenamtliches Engagement und ein Miteinander in den Mittelpunkt stellt. Es wird in diesem Jahr eine ganz andere ‚Hütte der guten Taten‘ werden“, weiß Bürgermeister Tesche. „Aber ich finde, sie ist ein wichtiges Element unser Stadtgesellschaft. Dank allen beteiligten Organisation, und Dank auch dem Palais Vest.“ Tesche fügt noch an: „Wir haben versucht, einen Leerstand in der Altstadt zu bekommen, aber es hat in der Kürze der Zeit nicht geklappt.“
Gustav Peters, Vorsitzender des Stadtkomitees, hob den Einsatz der Organisationen und ihrer Helfer hervor. „Diese Menschen verkaufen die Wunschzettel, und sie können erklären, worum es geht, was Kinder benötigen. Und das hat sich in den vergangen Jahren bewährt.“ Der evangelische Fliedner-Kindergarten aus Oer-Erkenschwick ist zum achten Mal dabei. „Die Geschenke werden zusammen ausgepackt. Es ist jedes Jahr eine schöne Sache, in strahlende Kinderaugen zu sehen“, berichtet Gisela Verstege, Leiterin der Einrichtung, die am ersten Tag den Verkauf in der „Hütte im Palais“ übernahm.
Einer weiterer Standort, an dem Wunschzettel gekauft werden können, ist der Pop-up-Store „4 Weeks for Christmas“ an der Herrenstraße in der Altstadt von Jens und Zarah Keinhörster (Imkerei Keinhörster), Tina Attenberger („Blüh auf“) und Kareen und Frederik Müller (Cocktail-Catering „Let it shake“). Dort liegt auf einem Stehtisch eine Auswahl der Wunschzettel aus. Zudem bieten auch einige Kirchengemeinden im Advent nach den Gottesdiensten Wunschzettel an.
Ganz ohne Kontakt können Wünsche im Internet erfüllt werden. Dazu hat das Stadtkomitee eigens eine eigene Internetseite eingerichtet. Interessierte wählen dort per Klick einen Betrag von fünf, zehn, 15 oder 20 Euro aus und ob sie den Wunsch eines Kindes in Recklinghausen oder aus der Einen-Welt erfüllen wollen. Nachdem der Betrag überwiesen ist, erhält der Schenkende den Wunschzettel auf Wunsch eingescannt als PDF-Datei zugemailt.
In diesem Jahr helfen 21 Organisationen mit, Kindern an Weihnachten einen Wunsch zu erfüllen. Insgesamt 1.100 Wunschzettel sind beim Stadtkomitee eingegangen. Lena wünscht sich ein neues Kleidchen für die Puppe, Maximilian eine Packung Knete, Milan würde sich sehr über neue Kopfhörer freuen und Laura über ein Freundebuch. Aktive aus den Eine-Welt-Kreisen blicken über Stadt- und Landesgrenzen hinaus und haben Familien in Not in Afrika, Guatemala und Brasilien im Blick. Die Auswahl, Kinder mit einem kleinen Geldbetrag glücklich zu machen, ist so groß wie in den 13 Jahren der „Hütte der guten Taten“ auf dem Recklinghäuser Weihnachtsmarkt zuvor. Nicht alles ist also in diesem Corona-Jahr anders.
Michael Richter/Katholisches Stadtkomitee