„Jeder Missbrauch ist einer zu viel“

, Kreisdekanat Warendorf

Prävention muss im Alltag gelebt werden. Auch im kirchlichen Alltag. Davon sind Pfarrer Pawel Czarnecki und das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Magnus und St. Agatha in Everswinkel und Alverskirchen überzeugt. Ein Arbeitskreis um Pastoralreferent Alexander Scherner hat deshalb ein Institutionelles Schutzkonzept (ISK) erarbeitet, zu dessen Erstellung das Bistum Münster alle Pfarreien und Einrichtungen verpflichtet hat. „Wir können keinem Menschen ,hinter die Stirn schauen‘, aber wir machen deutlich, dass wir aufeinander und auf die uns anvertrauten Menschen achten, unangemessene Verhaltensweisen thematisieren und distanzloses und übergriffiges Verhalten in keiner Form dulden“, macht Pfarrer Czarnecki deutlich. 

Pastoralreferent Alexander Scherner (links) und Pfarrer Pawel Czarnecki halten das veröffentlichte Institutionelle Schutzkonzept (ISK) in den Händen.

© Bistum Münster

Auf 30 Seiten haben die Haupt- und Ehrenamtlichen Maßnahmen festgelegt, die das Risiko sexualisierter Gewalt senken. So müssen beispielsweise neben allen hauptamtlichen Mitarbeitern auch alle Ehrenamtlichen, die regelmäßig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben, ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, wenn sie ihre Aufgabe antreten. Ebenso müssen alle Engagierten regelmäßig an Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt teilnehmen. „In Ferienfreizeiten oder bei Fahrten von Jugendgruppen unserer Pfarrei gibt es einen Kummerkasten, über den Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich zu melden“, gibt Scherner ein weiteres Beispiel. 

Viele Gruppen, Verbände und Einrichtungen der Pfarrei hätten sich am ISK beteiligt, freut sich der Pastoralreferent: „Wir sind auf die Messdiener, die Mitglieder der KLJB, die Ferienfreizeiten-Teams, die Katechese-Teams und sogar die örtlichen Sportvereine zugegangen und haben mit ihnen gemeinsam überlegt, was für ein Miteinander wichtig ist.“ Daraus entstanden ist das Herzstück des Konzeptes, der Verhaltenskodex. Darin enthalten sind Regeln zur Gestaltung von Nähe und Distanz sowie Sprache und Wortwahl zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Mit Leitfäden und Beschwerdewegen werden Haupt- und Ehrenamtliche handlungssicher und sprachfähig gemacht, um Opfern von Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt zur Seite stehen und sie bestmöglich unterstützen zu können. 

„Jeder Missbrauch ist einer zu viel“, betont der Pfarrer mit Nachdruck. Die Arbeit sei mit der Fertigstellung des ISK nicht etwa beendet, im Gegenteil: „Das Papier muss jetzt mit Leben gefüllt werden“, kennen Czarnecki und Scherner die nächsten Schritte. In Pfarreirat und Kirchenvorstand sei das ISK bereits vorgestellt worden, alle Ehrenamtlichen müssen den Verhaltenskodex verbindlich unterschreiben und QR-Codes in den Pfarrheimen verweisen demnächst unmittelbar auf das Dokument, das schon jetzt auf www.magnus-agatha.de für alle sichtbar ist. „Davon soll auch für potenzielle Täterinnen und Tätern das Signal ausgehen: Wir sind sensibilisiert und gehen mit offenen Augen durch die Welt“, sagt Scherner. 

Weil sexualisierte Gewalt nicht nur ein kirchliches Phänomen ist, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft, hoffen Czarnecki und Scherner auf viele Multiplikatoren: „Jede und jeder hat in diesem Bereich eine Verantwortung und wenn wir Haupt- und unsere Ehrenamtlichen die Inhalte des Konzeptes verinnerlichen und weitertragen, leisten wir so einen Beitrag für die Gesamtgesellschaft.“

Ann-Christin Ladermann