Jeder Partner bringt seine Werte ein

Er ist ein Friedensstifter – und um die geht es in der katholischen Kirche im Monat Oktober, ihrem traditionellen „Monat der Weltmission“, besonders. Dr. Emmanuel Zumabakuro Dassah aus der Kirchenprovinz Tamala im afrikanischen Ghana ist Koordinator der seit 1982 bestehenden Partnerschaft zwischen der Provinz und dem Bistum Münster. Auf diese Partnerschaft richtet sich der Blick im Bistum Münster im Weltmissionsmonat mit seinem Leitwort „Selig, die Frieden stiften – Solidarisch für Frieden und Zusammenhalt“, und damit auch auf Emmanuel Dassah und sein Engagement.

Denn als Koordinator arbeitet er an den Inhalten, um die es im Weltmissionsmonat geht: „Themen der Partner-schaft sind Mission, Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung“, sagt Dassah, „Hauptziel der Freundschaft ist, so-wohl sozial als auch spirituell mit gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung und Respekt voneinander zu lernen, um das Gemeinwohl zu fördern.“

Obwohl er sie selbst noch nicht mitgestaltete, blickt Dassah auf die Anfänge der Partnerschaft zurück: „Für eine Partnerschaft mit dem nördlichen Teil Ghanas hat sich Münster wahrscheinlich wegen der dortigen Anwesenheit deutscher Missionare entschieden“, meint er. Außerdem ähnele die landwirtschaftliche Prägung der ghanaischen Region der früheren Situation in Deutschland. Auch hätten beide Kirchen ähnliche pastorale Ziele und Vorhaben. „Ghanas Norden bestand zu dieser Zeit aus drei Bistümern“, sagt Dassah, „dem Erzbistum Tamale, dem Bistum Navrongo/Bolgatanga und dem Bistum Wa.“ Deren Bischöfe hätten dem Partnerschaftsvorschlag mehrerer Katholiken aus Münster unter Federführung des verstorbenen Weihbischofs Friedrich Ostermann zugestimmt. Nach ersten gegenseitigen Besuchen sei die Zahl der ghanaischen Partner dann um zwei weitere Bistümer gewachsen. 

„31 Gemeinden in Deutschland wurden mit Gemeinden in der kirchlichen Provinz Tamale zusammengeschlossen“, bilanziert Dassah, „und wir appellieren immer noch, dass weitere Pfarreien verbunden werden.“ Bei der Arbeit daran kommen ihm seine in Deutschland gesammelten Erfahrungen zugute: Der 44-Jährige kam 2004 auf Einladung der Katholischen Hochschulgemeinde (KSHG) nach Münster und schloss dort 2011 sein Studium an der katholischen theologischen Fakultät mit einem Lizenziat in Missiologie ab. 2016 promovierte er in Sozialethik. Der Theologe arbeitete ein Jahr lang in der Pfarrei Heilig Kreuz Münster, bevor er nach Ghana zurückkehrte, „um zum Aufbau einer besseren Gesellschaft in meiner Provinz beizutragen.“ Außerdem habe er seinen Glaubensschwestern und -brüdern vermitteln wollen, dass man als Laie Theologie studieren und entsprechend berufstätig sein könne, ohne Priester zu werden. 

Genau solche Erkenntnisse, ist Dassah überzeugt, fördere die Partnerschaft – auf beiden Seiten. Deshalb möch-te er sie nicht auf soziale Projekte reduziert sehen. Zwar seien dank der Zusammenarbeit in Ghana beispielsweise Schulen, Kliniken oder Infrastruktur-Vorhaben in der Wasserversorgung oder im Gesundheitssystem unterstützt worden. Außerdem fördert die Münsteraner Eyerund-Stiftung gezielt Projekte in Tamale. All das schätzt Dassah als sehr wertvoll ein, betont aber mit Blick auf die Partnerschaft auch, „dass das eine Sache auf Gegenseitigkeit ist. Ich denke, dass sowohl Ghana als auch Deutschland in Bezug auf Kultur und soziale Ziele profitiert haben.“ 

Austauschbesuche, ein Austauschprogramm auf universitärer Ebene, die Vermittlung einer Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung zugunsten politischer Bildung: Es seien persönliche Freundschaften entstanden, die die Wahrnehmung der Situation im jeweils anderen Land neu ausgerichtet hätten. 

„Die Partnerschaft hat viel für die menschliche Entwicklung und die Bereitstellung sozialer Einrichtungen er-reicht“, bilanziert der Koordinator, „und mit den sozialen Medien hat sich die Kommunikation drastisch verbessert.“ Trotzdem blieben Herausforderungen. Beispielsweise verstünden „Ghanaer, die in Münster zu Besuch sind, nicht, warum die Kirchen in Deutschland voller alter Menschen zu sein scheinen und in der Kirche nicht getanzt wird.“ Auch wünschten sich viele Ghanaer ergänzend zur sozialen Zusammenarbeit gemeinsame Spiritualität. 

Und doch: „Ich denke, dass beide Partner die Werte erkannt haben, die jeder Partner hat und in die Partnerschaft einbringen kann“, sagt Emmanuel Dassah – eine wichtige Perspektive über den Weltmissionsmonat hinaus.


Bildunterschrift: Als „Friedensstifter“ engagieren sich die Beteiligten an den Partnerschaftsbegegnungen.     Foto: Dassah