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Josefine Wahle ist Referentin für interreligiösen Dialog im Bistum Münster

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

„Früher habe ich immer türkisch um mich herum gehört“, erinnert sich Josefine Wahle an ihre Kindheit und Jugend in Berlin-Kreuzberg. Aus heutiger Sicht wirkt diese multikulturelle Prägung fast wie ein Wegweiser für ihre berufliche Laufbahn: Wahle ist seit September 2022 mit einer halben Stelle Referentin für interreligiösen Dialog im Bistum Münster – und zeigt sich nach einigen Monaten Erfahrung sehr zufrieden: „Ich bin herzlich empfangen worden und habe viel Offenheit und tolle Begegnungen erlebt“, zieht sie eine erste Bilanz. 

Mit Kreuzberger Prägung in Münster Netzwerke knüpfen

An ihr Abitur schloss sie seinerzeit ein Studium von einigen Semestern Islam- und Religionswissenschaften sowie der Germanistik und vergleichenden Ethik an. Freiwillig erwarb sie parallel Wissen in katholischer Theologie. „In diesem Bereich hatte ich einige sehr beeindruckende Professorinnen und Professoren, die aus Münster kamen“, erinnert sie sich. Ihre Arbeit weckte in der heute 35-Jährigen nicht nur den Wunsch, ihre Studien in Münster fortzusetzen, sondern parallel das Interesse am Dialog der Religionen. 
Weil sich dieses Thema durch ihre gesamte Studienzeit zog, erwarb Josefine Wahle an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster ihren Master. Vier Monate lang war sie in diesem Bereich außerdem an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig: „Dort habe ich viele internationale Kontakte geknüpft und bin weiter in die Thematik reingerutscht.“ 

Auch für eine dreijährige Ausbildung als psychologische Beraterin war in ihrer Berufslaufbahn noch Raum, ebenso absolvierte sie einen Intensivkurs in Arabisch. „Sprache hat für Muslime eine ganz andere, viel tiefere Bedeutung als für uns“, erklärt sie, „sie empfinden sie als ein konkretes Geschenk Gottes, durch das er ihnen den Glauben offenbart.“

Nach dem Studium verwandelte sich Josefine Wahle zunächst in eine Lehrerin. An einer Gesamtschule unterrichtete sie praktische Philosophie und leitete außerdem Integrationskurse für Kinder mit Migrationshintergrund. „Auf die Dauer war Erwachsenenbildung für mich aber reizvoller“, erzählt sie. 
Da kam ihr, nach einer kurzzeitigen Tätigkeit als Bildungsreferentin im Erzbistum Paderborn, die Ausschreibung des Bistums Münster für ihre jetzige Stelle gerade recht: „Genau das war immer mein Traum gewesen.“ Sie bewarb sich – mit Erfolg. 

Ihren Start im September hat Josefine Wahle in guter Erinnerung: „Meine Vorgängerin kam extra zwei Tage zur Einarbeitung her, überließ mir Kontaktlisten, Jahrespläne und Materialien. Das hat mir den Einstieg ungemein erleichtert.“ In der Fachstelle Weltkirche des Bistums, in der ihre Stelle organisatorisch angesiedelt ist, wurde Wahle ebenfalls herzlich empfangen. „Ich war sofort positiv beeindruckt von der Offenherzigkeit und guten Stimmung“, berichtet sie, „es war sehr kollegial und immer jemand ansprechbar.“ Auf dem weiteren Programm standen unmittelbar der NRW-weite Empfang für die im Christlich-Islamischen Dialog Engagierten, den das Bistum Münster in dem Jahr ausrichtete, sowie Gespräche mit den Islambeauftragten den Bistums, den Pfarrern Propst Rainer Irmgedruth und Dr. Ludger Kaulig.
In diesem Sinne entwickelt Wahle das Profil ihrer Stelle weiter. Bei Netzwerktreffen möchte sie erfahren, was Gläubige beider Seiten vom interreligiösen Dialog erwarten und erhoffen. Festgestellt hat sie schon, dass viele Beteiligte sich eine Ausweitung zum Trialog, der Jüdinnen und Juden einbezieht, wünschen. Außerdem plant sie interreligiöse Bildungsangebote im Bereich des Gesundheitswesens und stellt Überlegungen an, wie der interreligiöse Dialog in den pastoralen Räumen, die als neue Struktur im Bistum geschaffen werden, gelingen kann.

„Zum Glück nehme ich im Bistum Aufgeschlossenheit für interreligiösen Dialog wahr“, sagt sie, „entweder sind die Christen engagiert oder doch mindestens interessiert daran.“ Die Referentin ist überzeugt, dass das Christentum von dieser Aufgeschlossenheit profitiert: „Durch Kontakt mit anderen Religionen und Konfessionen kann man die Welt zum Guten gestalten.“ Dazu brauche man für den Anfang vor allem „Neugier und Offenheit für das, was man nicht kennt und was man einfach erstmal wahrnehmen sollte.“ Beispielsweise, hat Josefine Wahle erfahren, öffne gemeinsames Essen der Begegnung Tür und Tor und liefere gleichzeitig religiöse Anknüpfungspunkte. „Schließlich ist gerade das Christentum aus einer Mahlgemeinschaft entstanden“, zitiert sie einen ihrer früheren Dozenten, der dies oft augenzwinkernd gesagt habe.
Ganz persönlich habe sie erfahren, „dass ich jeden zwischenmenschlichen Kontakt schätze, wenn er authentisch ist, und das ist so, wenn Menschen ihre Religion überzeugt leben.“ Viele Muslime brächten besonderes Feingefühl mit, weil sie das Gefühl der Verletzung ihrer religiösen Gefühle kennen und dies anderen ersparen wollten. Außerdem, sagt Wahle, habe sie viel Freude „am gemeinsamen theologischen Nachdenken und Diskutieren“ – gute Voraussetzungen also, um den interreligiösen Dialog im Bistum Münster weiter voranzutreiben.