Judith Schwienhorst kandidiert für Kirchenvorstand
Menschenverstand, Teamfähigkeit und Zeit: Drei Dinge nennt Judith Schwienhorst als Basis für eine Mitarbeit im Kirchenvorstand.
Nach 2009 kandidiert die 41-jährige zum zweiten Mal für das Gremium in der Pfarrei Heilig Geist in Bockum-Hövel.
"Ich kann diese Aufgabe natürlich nur wahrnehmen, weil ich ein gläubiger Mensch bin", betont sie. "Selbst wenn die Themen im Kirchenvorstand nicht unbedingt mit dem Glauben zu tun haben, ist das Kriterium der Nächstenliebe schon entscheidend. Diesen Job kann ich nur machen, wenn ich hundertprozentig dahinter stehe". Und das tut sie – mit Ehrlichkeit zu sich selbst und gegenüber dem Amt. "Ich bin mit der Wahl ja eine Verpflichtung eingegangen, denn Kirchenvorstandsmitglieder haften persönlich".
Zur Ehrlichkeit gehöre, dass das Engagement sich nicht auf die monatlichen Sitzungen des Gremiums beschränke. Judith Schwienhorst arbeitet im Ausschuss für die Kindertagesstätten mit, der sich ebenfalls alle vier Wochen trifft. Hinzu kommen Gespräche mit den Mitarbeitern und Besuche in den Kindergärten. "Mit 80 Angestellten ist unsere Pfarrei ein mittelständisches Unternehmen. Ehrenamt bedeutet auch immer, sich Zeit für die Menschen zu nehmen".
Gesunder Menschenverstand sei bei allen Entscheidungen eine Grundvoraussetzung, eine weitere die Bereitschaft, sich auf fremde Themen einzulassen. "Alle Bereiche im Kirchenvorstand kann kein Mitglied abdecken. Im Baubereich habe ich zum Beispiel kein Fachwissen. Das Schöne aber ist, den anderen 15 Mitgliedern geht es in ihren Bereichen genauso. Ich bin ja nicht allein."
Das Bistum Münster bietet für Kirchenvorstandsmitglieder regelmäßig Fortbildungen an. "Dazu sollte jeder Kandidat bereit sein. Ich halte diese Impulse von außen für wichtig." Denn die Herausforderung an den Kirchenvorstand (KV) sei auch in der kommenden Wahlperiode groß. Vier Kirchen, vier Pfarrheime und weitere Gebäude stehen in der 11.500 Mitglieder zählenden Pfarrei im Norden von Hamm. "Das sind zu viele Gebäude und mit dieser wichtigen Frage müssen wir uns beschäftigen". Geduld sei vor dem Hintergrund manchmal anhaltender Diskussionen im KV allerdings eine weitere Eigenschaft, die ein Kandidat mitbringen sollte.
Als Judith Schwienhorst vor 2009 in das Gremium kam, war ehrenamtliches Engagement für sie nichts Neues. Seit 22 Jahren engagiert sie sich in der Lokalpolitik, ist seit elf Jahren Mitglied des Rates der Stadt Hamm, mittlerweile stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Kinder- und Jugendhilfeausschusses. "All‘ diese Aufgaben sind für mich auch Ersatz für eine Vollzeitbeschäftigung". Die gelernte Bankkauffrau nutzte ihre Elternzeit, um das Verhältnis von Beruf, Familie und freiwilligem Engagement in ihrem Leben neu zu justieren.
Halbtags als "kaufmännische Angestellte, Bürokraft, Frau des Chefs – und für manche auch Chefin" im Familienbetrieb tätig, bleibt ihr Zeit für Fraktionssitzungen im Stadtrat und die Gespräche mit den Mitarbeitern in der Gemeinde am Vormittag. Judith Schwienhorst engagiert sich zudem an den Schulen der beiden neun und zwölf Jahre alten Kinder. "In der Familie nehmen wir alle Mahlzeiten gemeinsam ein und schauen auch gemeinsam fern. Wir sind wahrscheinlich weit und breit die einzige Familie, die nur einen und auch noch einen alten Röhrenfernseher hat". Trotz allem Engagement bleibt ihr auch noch Zeit zum Radfahren oder für die Lektüre, ein wenig zumindest. Judith Schwienhorst lacht: "Ich lese gerne viel, komme aber dann doch zu wenig dazu."
Judith Schwienhorst ist eine von einigen Tausend Kandidatinnen und Kandidaten, die sich im NRW-Teil des Bistums Münster für die Kirchenvorstandsarbeit in einer katholischen Kirchengemeinde zur Wahl stellen. Ein Kirchenvorstand besteht aus dem Pfarrer und je nach Größe aus sechs bis zu 16 gewählten, ehrenamtlichen Pfarreimitgliedern. Er trifft eigenverantwortlich Entscheidungen und sorgt so für viele materielle und personelle Voraussetzungen des caritativen und pastoralen Engagements der Pfarrei. Der Kirchenvorstand ist gefragt, wenn es um Investitionen, Bauvorhaben oder Immobilien geht. Auch über den Betrieb von Kindergärten oder über die Einstellung von Mitarbeitern pfarrlicher Einrichtungen befindet er: Der Kirchenvorstand beschließt über Angelegenheiten des Friedhofs oder über Vermögensanlagen, er beauftragt Anwälte oder Handwerker – und vieles mehr. Kirchenvorstandswahlen finden alle drei Jahre statt; dabei wird jeweils die Hälfte der Mitglieder für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Wählbar sind Pfarreimitglieder ab 21 Jahren, wählen kann man auch schon mit 18. Die nächsten Kirchenvorstandswahlen im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster sind am 7. und 8. November. Entschieden wird in knapp 190 Pfarreien, dabei werden insgesamt etwa 1.000 Vorstandsmitglieder gewählt. Die Stimmabgabe ist möglich vorab per Briefwahl oder am Wahlwochenende durch Ankreuzen des Stimmzettels im Wahllokal.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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