Jutta Weidener, Ute Pahnke und Gabriele Bongers arbeiten im Vorstand
Zwar ist es keine Grundbedingung, aber scheinbar fast schon so etwas wie eine Regel. Sowohl Jutta Weidener als auch Ute Pahnke sind Mütter von vier Kindern und engagieren sich im Vorstand des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen.
"Auch Elisabeth Ochsenfeld, die zehn Jahre im Vorstand aktiv war – davon acht als Vorsitzende –, ist Mutter von vier Kindern", sagt Weidener und fügt lachend hinzu: "Das ist aber keine Voraussetzung, um bei uns mitzuarbeiten."
Gemeinsam mit Gabriele Bongers, die die Vorstandsarbeit seit neun Jahren kennt, bilden die drei Frauen den ehrenamtlichen Vorstand des Sozialverbandes. Damit übernehmen sie eine große Verantwortung. "Wir treffen strategische und personelle Entscheidungen und sind damit vollverantwortlich", berichtet Weidener, die auf vier Jahre Erfahrung als stellvertretende Vorsitzende zurückblicken kann. Das mache die ehrenamtliche Arbeit auf der Vorstandsebene aus. Mit einer Erwerbstätigkeit sei dieses Engagement allerdings nicht mit ruhigem Gewissen zu vereinbaren. "Dann hätte ich das Gefühl, ich würde eines von beiden nur halb ausfüllen", gibt sie zu. Ähnlich ergeht Pahnke. "Ich bin von der Gesundheitspflege in die Familienpflege und jetzt in die Wohlfahrtspflege gegangen", sagt die Kinderärztin. "Ich bin vom sozialen Charakter der Arbeit fest überzeugt und deshalb setze ich mich ein", begründet sie ihr freiwilliges Tun.
Die Frauen haben einen wachen Blick auf die Gesellschaft. "Stellen wir Missstände im sozialen System fest, versuchen wir diese Lücken zu füllen", erklärt die erste Vorsitzende Weidener.
Das war beispielsweise vor mehr als 17 Jahren bei der Gründung der Tafel der Fall, bei der sich Bongers neben der Vorstandsarbeit engagiert. Die 66-Jährige ist jeden Freitag im Verkauf in dem 450 Quadratmeter großen Ladenlokal tätig. "Es wäre besser, wir bräuchten die Tafel nicht. Aber ohne diese Versorgung kämen viele Menschen nicht mit ihrem Geld über die Runden", weiß sie. Ähnlich sei es bei Hilfen im Flüchtlings- und Migrationsbereich. "Mit unserem Engagement sind wir am Puls der Zeit. Persönlich die Not der Menschen zu erleben, die zu uns gekommen sind, ist etwas anderes, als sie nur aus den Nachrichten zu erfahren", sagt Pahnke, die bei einem anderen Wohlfahrtsverband ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlinge erteilte und sich in der Kinderbetreuung engagierte. "Dort bin ich eine unter vielen. Es ist eine gute Erfahrung sowohl an der Basis zu arbeiten als auch im Vorstand. Das öffnet den Blick", erklärt die 52-Jährige.
Der SkF ist ein kleiner Wohlfahrtsverband. "Aber das ist auch unsere Stärke. Die Wege sind kurz, und wir können schnell reagieren", sagt Weidener. Zwei Mal in der Woche treffen sich die drei Frauen, die für vier Jahre gewählt wurden, mit dem hauptamtlichen Geschäftsführer des SkF, Giancarlo Cillis. Der Diplom-Jurist und Sozialmanager ist der verlängerte Arm des Vorstandes und lobt das Engagement. "Wir sind mit dem ehrenamtlichen Vorstand gut aufgestellt und arbeiten als Team zusammen. Haupt- und Ehrenamt wirken miteinander nach außen".
Insgesamt arbeite der Vorstand im Hintergrund. "Natürlich repräsentieren wir auch unseren Verband. Aber wir sind viel mehr als ‚Grüßtanten‘", sagt Pahnke mit einem Augenzwinkern. Und Weidener fügt hinzu: "Das sind Managementaufgaben wie in einem mittelständischen Betrieb, die wir ehrenamtlich ausfüllen." Schließlich beschäftigt der SkF 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Feldern des sozialen Lebens und der Hilfe. Die Frauen sehen sich auch als soziale Stimme in Recklinghausen. "Wir sind gut in der Stadt vernetzt, und es gibt verlässliche Verbindungen in vielen Bereichen. Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen der Stadt und den Bedürftigen. Unsere Aufgabe ist es, den Blick auf die Missstände zu lenken", sagt Weidener. Und Pahnke bedauert: "Allerdings wird sich die Politik nicht verändern."
Die Arbeit im Vorstand macht Weidener viel Freude. "Ich erhalte Einblicke in viele Fachbereiche, die wir anbieten." Sie bringe sich gern ein. "Mir geht es gut. Und auf diesem Weg kann ich der Gesellschaft etwas zurückgeben", erklärt die 54-Jährige. Und Pahnke begründet ihr Engagement ähnlich: "Ich stehe hinter der sozialen Idee des Verbands und kümmere mich gern um andere. Das macht mir Freude." So bringt dieses aufwändige Ehrenamt zwar keinen materiellen Lohn mit sich, aber eben ein Gefühl der Zufriedenheit und der Freude, sich für andere Menschen einsetzen zu können.
Bildunterschrift: Gabriele Bongers, Jutta Weidener und Ute Pahnke bilden den ehrenamtlichen Vorstand des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 14.07.17
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Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle