Katharina Sothmann aus Münster geht ein Jahr lang nach Mexiko
Sie will Ländergrenzen überqueren und dadurch an ihre persönlichen Grenzen kommen: "Das kommende Jahr darf ruhig herausfordernd sein", sagt Katharina Sothmann.
Die Münsteraner Theologiestudentin wird ab Ende Juli in Mexiko, genauer gesagt im Bistum Tula, ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren.
Träger der Maßnahme ist das Bistum Münster, Partnerbistum von Tula. Direkt in der 103.000-Einwohner-Stadt Tula startet Katharinas Auslandsjahr, dort wird sie in der kirchlichen Gemeindearbeit eingesetzt werden. "Einige Aufgaben wird man aus Deutschland kennen, es wird aber auch neue Herausforderungen geben", freut sich die 25-Jährige. Drei weitere Freiwillige aus dem Bistum Münster werden ebenfalls im Bistum Tula eingesetzt, jedoch an anderen Orten.
Mit Tula ist Katharina für genau das richtige Projekt ausgewählt worden. "Ich wollte total gern in einer Kirchengemeinde arbeiten, weil mir mein Glaube wichtig ist und es mich interessiert, wie der Glaube dort gelebt wird und Kirche dort aussieht", erklärt sie.
Dieses Interesse ist in den vergangen Jahren gewachsen. "Direkt nach dem Abi hatte ich Lust aufs Studieren, da war ein Auslandsjahr für mich keine Option", erinnert sich Katharina. Während des Studiums aber habe sich der Wunsch aus mehreren Gründen schnell entwickelt: "An anderen Kulturen war ich schon immer interessiert, und auf Reisen habe ich gemerkt, dass ich diese gern über einen längeren Zeitraum kennenlernen würde", beschreibt die Studentin. Da sie außerdem ehrenamtlich im Eine-Welt-Bereich gearbeitet habe, habe sich dieser Wunsch konkretisiert: "Ich spürte, dass ich nicht nur reisen, sondern sinnvoll arbeiten wollte."
Den richtigen Träger für ihr Vorhaben hatte die Theologiestudentin bald gefunden. "Von Freunden wusste ich, dass das Bistum das FSJ in Afrika und Südamerika anbietet, und weil ich in unterschiedlicher Form gute Erfahrungen mit dem Bistum gemacht hatte, habe ich mich dort beworben." Die auf die erfolgreiche Bewerbung folgende Vorbereitung durch das Referat Weltkirche des Bistums bestätigte sie in der Wahl des Trägers: "Es war eine sehr gute, umfassende und abwechslungsreiche Vorbereitung", erzählt sie, "die Verantwortlichen haben sich für den einzelnen interessiert und sind auf die Leute eingegangen."
Auch die Stimmung unter den Freiwilligen sei gut. Die Meisten von ihnen sind freilich jünger als Katharina, sie gehen direkt nach dem Abitur ins Ausland. Als Nachteil sieht sie ihren Altersvorsprung allerdings nicht, im Gegenteil: "Für mich ist es die Möglichkeit, das theoretische Wissen aus dem Studium über Glaube und Kirche in Lateinamerika durch praktische Erfahrungen vor Ort zu erweitern." Außerdem sei sie schon zwei Monate im afrikanischen Tansania gewesen, was ihr möglicherweise ebenfalls als Erfahrung zugute kommen könne.
So geht Katharina Sothmann nicht nur sehr bewusst in das Auslandsjahr, sondern löste mit ihrem Vorhaben auch in ihrem Umfeld keine große Überraschung aus. "Ich hatte ja seit Jahren davon gesprochen", sagt sie. Entsprechend vorbereitet und positiv waren die Reaktionen. "Meine Freunde finden es gut, dass ich die Zeit vor dem Arbeitsleben noch einmal so nutze, und meine Eltern sind sogar ein wenig neidisch", berichtet die Münsteranerin lachend.
Natürlich falle ihr ihrerseits der Abschied schwer, zumal sie von Mexiko aus auch wegen der Zeitverschiebung nicht – wie zu Hause – alle geliebten Menschen jederzeit erreichen könne. "Wir haben innerhalb der Familie eine sehr enge Verbundenheit", beschreibt sie, "vor allem die Trennung von meiner Zwillingsschwester wird hart – es gab noch nicht so viele Situationen, in denen wir allein waren." Auch Münster und das freie Studentenleben werde sie sicher vermissen, weniger jedoch materielle Dinge: "In Tansania habe ich die Erfahrung gemacht, dass man das zwar kurz entbehrt, dass man sich aber schnell umgewöhnt."
Und auch sonst dominiert allem Abschiedsschmerz zum Trotz die Vorfreude. "Es wird sehr bereichernd sein, so viele neue Menschen in anderen kulturellen Gegebenheiten kennenzulernen", ist sich die 25-Jährige sicher, "für die eigene Weiterentwicklung ist es bestimmt wertvoll, in einem anderen Kontext sich einerseits einzubringen und andererseits anzupassen." Sie hoffe, eine kleine Unterstützung für die Menschen vor Ort sein zu können. "Es wäre schön, wenn ich dauerhaft wenigstens eine kleine Spur hinterlassen", findet sie und wünscht sich umgekehrt, "auch etwas für mich mitnehmen zu können: einen neuen Blick auf und neue Wertschätzung für mein Leben hier."
Info:
Freiwilligendienst im Ausland mit dem Bistum Münster
Seit 1991 ist das Bistum Münster Träger für Freiwilligendienste im Ausland. Rund 275 junge Menschen haben bislang über das Bistum diesen Dienst in Lateinamerika und Afrika absolviert. 27 kommen 2014 hinzu.
Zuständig für den Freiwilligendienst ist das Referat Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat. Dort verstehen die Verantwortlichen ihn als Sozialen Lerndienst, in dem junge Leute vor einem unbekannten interkulturellen Hintergrund ihr Werteverständnis hinterfragen und gleichzeitig eine sinnvolle Tätigkeit übernehmen.
Bewerbern können sich Interessierte zwischen 18 und 27 Jahren beim Referat Weltkirche jeweils bis zum 15. Oktober für eine Ausreise im folgenden Sommer. Ein Team, zu dem neben zwei Hauptamtlichen 14 ehemalige Freiwillige gehören, trifft eine Vorauswahl. Die dabei ausgesuchten etwa 60 Personen treffen sich Ende Novem-ber zu einem dreitägigen Auswahlseminar.
Die dabei erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber macht das Bistum in zwei Blöcken fit für ihren Dienst. Inhalte sind die neue Kultur, Gesundheitsprophylaxe, Gewaltprävention und Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie eigene Stärken und Schwächen, Kommunikation, Konfliktlösung, das Leben als Deutsche/r im Ausland sowie der Umgang mit Abschied und Einsamkeit. Begleitend werden alle Freiwilligen durch ihre Vorgänger mit pro-jekt- und länderspezifischen Informationen versorgt. Sprachkurse, ein Zwischenseminar im Projektland sowie ein Rückkehrseminar runden die Begleitung durch das Bistum ab.
Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung wer-den übernommen. Zusätzlich erhalten die Freiwilligen 100 Euro Taschengeld monatlich. Das Kindergeld wird weitergezahlt. Alle Teilnehmer werden kranken-, haftpflicht- und invaliditätsversichert.
Weitere Infos gibt es unter www.bistum-muenster.de/auslandsdienste.
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de