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Katholisches Institut in Pakistan stärkt Rolle der Laien in der Verkündigung

, Bistum Münster

Von den 220 Millionen Einwohnern Pakistans sind 1,5 Prozent Christen und davon wiederum 0,8 Prozent katholisch – für diese Minderheit des nach Indonesien zweitgrößten vom Islam geprägten Staates arbeitet und engagiert sich Father Emmanuel Asi. Er leitet das Maktaba-e-Anaveen Pakistan (MAP), ein Forum für kontextuelle Theologien und ein theologisches Ausbildungs- und Schulungszentrum für Laien, in der Nähe der Millionenstadt Gujranwala im Osten Pakistans. 

Father Asi berichtet über Einsatz der Fördergelder aus Münster

Der Name bedeutet „Schule für das Denken der Armen.“ Das Bistum Münster hat das MAP im Jahr 2020 mit 9000 Euro unterstützt, und somit auch die Befähigung von Laien, die Botschaft Jesu Christi weiterzugeben. Jetzt war Father Asi, der zudem Chef der Bibelkommission Pakistan ist – gemeinsam mit seiner Begleiterin Sana Iqbal in Münster zu Gast. Neben Informationen über seine Projekte berichtete er auch von der Flüchtlingssituation in Pakistan, die sich nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban im westlichen Nachbarland Afghanistan verschärft.

„In den vergangenen 20 Jahren hat Pakistan mehr als vier Millionen Flüchtlinge, unter anderem aus Afghanistan, aufgenommen. Das hat viele Probleme mit religiösem Terrorismus mit sich gebracht. Deswegen will die pakistanische Regierung möglichst keine Flüchtenden mehr aufnehmen“, berichtet Father Asi. Die Taliban, weiß der 72-Jährige, seien eine ethnische Gruppe, die aus einem Gebiet stammt, das halb auf afghanischem und halb auf pakistanischem Staatsgebiet liege. Ihre Haupteinnahmequellen seien der Waffen- und Drogenhandel, die terroristische Ausbildung erfolge zumeist in Pakistan. „Das ist ein großes Problem“, betont er – auch mit Blick auf die Situation der Christen im Land. „Im Parlament der Hauptstadt Islamabad sind zwei islamistische Parteien vertreten. Sie haben keine Mehrheit, sind aber dennoch einflussreich.“ Trotzdem, dass der organisierte religiöse Terrorismus stark zurückgegangen sei, seien Ausgrenzung von, Angriffe auf und Angst unter der christlichen Minderheit weit verbreitet. Hoffnung setzt der Geistliche in die aktuelle Regierung unter Staatsoberhaupt Dr. Arif-ur-Rehman Alvi: „Die jetzige Führung fördert Frieden und Entwicklung, setzt sich gegen Korruption ein und für den Klimaschutz. Zum Beispiel mit einem Projekt, bei dem zehn Millionen Bäume gepflanzt werden. Das alles stabilisiert und stärkt die Gesamtgesellschaft“, betont Father Asi.  

Seit 2007 unterstützt das Bistum Münster sein Projekt MAP. „Wir haben in Pakistan keine Krise, was das theologische Personal angeht. Viele junge Leute haben Interesse“, erzählt der Gast aus Pakistan und fährt fort: „Aber wir haben ein großes Problem mit Armut und dadurch dem Analphabetismus. Viele Menschen, etwa 75 Prozent der Gesamtbevölkerung, können nicht lesen und schreiben. Also bilden wir Laien theologisch aus, so dass sie die christliche Botschaft weitergeben können.“ Das passiere durch Seminare, Beratungen, Workshops und auch durch theologische Publikationen. „Dazu zählt sowohl, dass die Bibel in möglichst viele der 50 verschiedenen gesprochenen Sprachen Pakistans neben den Amtssprachen Urdu und Englisch, übersetzt wird, als auch das Projekt der Frauenbibel“, berichtet Sana Iqbal. Die 35-Jährige hat vor einigen Jahren eine Zeit lang in Deutschland gelebt und studiert aktuell auf Empfehlung Father Asis und mit einem Stipendium des katholischen Hilfswerks missio in Rom „Heilige Schrift“. Sie ist die erste Frau Pakistans mit diesem Werdegang, und wird von der dortigen Bischofskonferenz ausdrücklich unterstützt. „Wir möchten bei dem Projekt der Frauenbibel nicht nur über die Frauen in der Bibel lernen, oder was die Bibel über Frauen sagt“, erklärt Sana Iqbal. Vielmehr gehe es darum, zu erfahren und herauszuarbeiten, wie Frauen die Bibel lesen, wie sie sie interpretieren, wahrnehmen. Diese feministische Perspektive werde dann in der Publikation rechts und links neben dem ursprünglichen Bibeltext vermerkt. 

Judith Wüllhorst, Leiterin der Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat, Hans-Georg Hollenhorst, missio-Diözesanreferent, und Mitarbeiterin Christa Kortwinkel hatten beide Gäste im Empfang genommen. „Es ist schön zu sehen, wie Weltkirche als Lerngemeinschaft funktionieren kann. Und für uns ist es wertvoll, aus erster Hand berichtet zu bekommen, wie gut die Unterstützung seitens des Bistums Münster in weltkirchlichen Projekten angelegt ist“, resümiert Judith Wüllhorst. 
 

Zu einem bereichernden Austausch über Förderprojekte in Pakistan trafen sich (v.l.) Sana Iqbal, Judith Wüllhorst (Leitung Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat Münster), Father Emmanuel Asi, missio-Diözesanreferent Hans-Georg Hollenhorst und Christa Kortwinkel.

Bild: Bischöfliche Pressestelle