Kirchenmusiker beschäftigen sich mit Chorgesang und Stimmbildung
Mal lauter, mal leiser, aber auf jeden Fall melodisch ging es in der vergangenen Woche in der Landvolkshochschule in Warendorf-Freckenhorst zu. Rund 70 Kirchenmusiker aus dem ganzen Bistum Münster kamen zusammen, um gemeinsam Chormusik zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt der Kirchenmusik-Werkwoche standen mehrstimmiger Chorgesang, Musicalmusik und Stimmbildung. Referenten aus Deutschland und Österreich gaben den Teilnehmern Impulse für die eigene Praxis in den Gemeinden und luden ein, Neues auszuprobieren. Ulrich Grimpe, Leiter des Referats Kirchenmusik im Bischöflichen Generalvikariat Münster, freute sich über das große Interesse an der Fachtagung, die bereits zum siebten Mal in Freckenhorst stattfand. "Wir versuchen jedes Mal durch die Wahl der Referenten ganz verschiedene musikalische Genres zu bedienen", erklärte er.
So stellte Prof. Fritz ter Wey aus Aachen Chormusik vorwiegend aus dem skandinavischen Raum vor. Besonders beeindruckte dabei die Komposition "Saul" des norwegischen Komponisten Egil Hovland. Das Werk besticht durch seine expressive Klangsprache, gehauchte Silben, energische Deklamationen und technisch anspruchsvolle Chorpassagen. Fritz ter Wey umschiffte geschickt die Klippen der Chorkomposition und schloss das Werk den Chorsängerinnen und Chorsänger auf. "Nichts für unsere Kirchenchöre…" - da waren sich die Teilnehmer einig. Aber es bereitete viel Freude, die anspruchsvollen Chorwerke zu studieren.
Erstmals bei der Kirchenmusikwerkwoche wurde mit Prof. Michael Schmoll aus Wallenhorst ein Kreativworkshop zur Komposition von Musicals angeboten. Schmolls Ansatz: "Wir gründen keinen Jugendchor, sondern planen mit den Jugendlichen gemeinsam ein Musical!" Die Entwicklung des Themas ist dabei ein entscheidender Aspekt: "Was steht gerade an?" fragte Schmoll und ermunterte zur Themensuche mit möglichst aktuellen Bezügen. Das Besondere an Schmolls Konzept: Er komponierte gemeinsam mit den Teilnehmern direkt am Computer und warf das Notenbild per Beamer an die Wand. Anhand von Begleitmustern wurden Harmonien und Melodien entworfen und mit Rhythmus und Text versehen. Nach kurzer Zeit entstanden bereits die ersten Songmotive. Von "Emmaus" über "Kolping" bis hin zu "Anne Frank" - Schmoll stellte eine Vielzahl von Hör- und Notenbeispiele aus seiner Komponierwerkstatt vor und ermutigte zum Selbermachen.
Christian Heiß aus Eichstätt stellt sich und seine Musik mit zahlreichen Chorkompositionen vor. Dabei beflügelte die Teilnehmer besonders seine entspannte und genaue Methode der Einstudierung. "Wir lernen viel Neues", war Tenor der Sängerinnen und Sänger im Workshop. Neben Chormotetten und Liedbearbeitungen stand auch Christian Heiß neue Messkomposition "Fidem cantemus" im Mittelpunkt des Tages. Mehrere beschwingte Kanons und weltliche Chorsätze rundeten den zweiten Singtag im Rahmen der Kirchenmusiktage in Freckenhorst ab.
Der dritte Workshop-Tag stand im Zeichen von Komponist und Musiker Alfred Hochedlinger aus Österreich. Er legte den Fokus auf Neue Geistliche Chormusik aus seiner Feder, die für alle Chorgattungen klangvolle Musik bereithält. Er stellte ebenfalls vielfältige Chorwerke vor, mal poppig, mal ruhig, dabei immer sehr wohlklingend. Seine Musik bringt Freude am Singen, das war bei den Teilnehmern zu spüren.
Neben den fachlichen Anregungen standen auch der Austausch und die gemeinsame Begegnung mit den Kolleginnen und Kollegen im Haupt- und Nebenamt im Vordergrund. Ein vielfältiges Rahmenprogramm bot neben dem gemeinsamen Chorsingen die Möglichkeit dazu. So stand ein Gottesdienst in der Jugendkirche effata in Münster auf dem Programm, der musikalisch durch die hauseigene Band gestaltet wurde. Am Mittelpunkt des zweiten Abends stand die gemeinsame Feier eines Abendlobes mit Kerzenlicht und Weihrauchritus in der dunklen Stiftskirche in Freckenhorst, und der dritte Abend stand im Zeichen einer Eucharistiefeier in der Kapelle der Landvolkshochschule mit Diözesanpräses Clemens Lübbers unter der musikalischen Leitung von Referent Alfred Hochedlinger. Ein festliches Abendbuffet, vorbereitet vom Küchenteam der Landvolkshochschule, bot auch kulinarische Genüsse.
Tipps und Anregungen zur praktischen Umsetzung mit dem eigenen Chor – das ist es, was Marlies Hüsemann immer wieder an der Werkwoche reizt. Bereits zum sechsten Mal nahm die Organistin und Kinder- und Jugendchorleiterin aus Werne an der Fachtagung teil. "An einem Tag lernt man hier manchmal drei verschiedene Genres kennen", freute sie sich über die Vielfalt von Chormusik. Auch der Rollenwechsel vom Chorleiter zum Chorsänger sei etwas Besonderes. "Man wird schnell betriebsblind, wenn man ausschließlich als Leiterin vor einem Chor steht", sagte sie. Die Werkwoche ermögliche einen Perspektivwechsel. Premiere war die Woche dagegen für Franziska Storck. Die 24-jährige Studentin lässt sich derzeit in Münster zur Kirchenmusikerin ausbilden und knüpfte in der Woche viele Kontakte: "Ich finde es interessant zu hören, wie andere zur Kirchenmusik gekommen sind", sagte sie. "Hier merkt man, dass wir eine Gemeinschaft sind."
Die Regionalkantoren des Bistums Münster boten zusätzlich weitere Workshops zum "Gotteslob" und zum "Neuen Geistlichen Lied" an. Pfarrer Dr. Thomas Holznienkemper referierte über die Dynamik der Eucharistiefeier.
Text: Ulrich Grimpe, Referat Kirchenmusik
Kontakt: Kirchenmusik[at]bistum-muenster.de
Fotos: Ann-Christin Ladermann, Ulrich Grimpe