Kirchenvorstände informierten sich über neues Projekt zur Biodiversität

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

„Gemeinsam für Vielfalt – Biodiversität auf Kirchenland“. So lautet der Titel eines neuen Projektes des Bistums Münster und der Katholischen Landvolkbewegung, das mit einer Informationsveranstaltung für Vertreterinnen und Vertreter von Kirchenvorständen unterschiedlicher Pfarreien im Kreisdekanat Recklinghausen in seine Pilotphase gestartet ist. „Wir möchten die Kirchenvorstände dabei unterstützen, gemeinsam mit ihren landwirtschaftlichen Pächterinnen und Pächtern eine nachhaltige Verpachtungs- und Bewirtschaftungspraxis zu schaffen und somit ihrem Auftrag zur Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden“, erläuterte Fabian Teltrop, Fachstellenleiter Umweltschutzmanagement und Schöpfungsverantwortung im Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Gemeinsam mit Pfarrer Bernd Hante, Diözesanpräses der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), Ulrich Oskamp, KLB-Diözesanreferent, sowie Birgit Hüsing von der Gruppe Liegenschaften im BGV, hatte er zu dieser Auftaktveranstaltung eingeladen.

Die Vertreter der Pfarreien aus Marl, Waltrop, Haltern, Oer-Erkenschwick und Recklinghausen trafen sich mit den Referentinnen und Referenten nicht wie geplant im KönzgenHaus in Haltern, sondern wegen der massiv steigenden Coronainfektionen zu einer Videokonferenz im Internet. Rund 900 landwirtschaftliche Betriebe verzeichnet die Landwirtschaftskammer NRW im Kreis Recklinghausen. Neben der Tierhaltung bildet die Obst- und Gemüseproduktion einen Schwerpunkt. Marianne Lammers von der Landwirtschaftskammer NRW informierte die Anwesenden über die augenblickliche Situation, den Strukturwandel und das betriebswirtschaftliche Dilemma, in der sich die Landwirtschaft befände. Seit vier Jahren biete die Kammer eine kostenlose Biodiversitätsberatung an. „Das Thema ist sehr komplex. Wir versuchen gemeinsam herauszufinden, welche Maßnahmen zu den Betrieben passen“, berichtete Johannes Bayer, Biodiversitätsberater für das Münsterland, aus seiner Praxis. Ziel sei es, die Möglichkeiten und Angebote bestmöglich umzusetzen, betonte er.

Prof. Tillmann Buttschardt, Professor für Angewandte Landschaftsökologie und Ökologische Planung an der Universität in Münster, verdeutlichte in seinen Ausführungen den Zusammenhang von Biodiversität, also die genetische und biologische Vielfalt, und ihre Rolle in der Landwirtschaft. Der Geowissenschaftler und Ökologe sieht einen dringenden Bedarf, anders mit dem Boden, den Nahrungsmitteln und der Landschaft umzugehen. „Wir brauchen gesunde und gemischte Landschaften sowie eine neue konventionelle Landwirtschaft“, betonte er. Auch Dr. Britta Linnemann, Vorsitzende des Vorstands der NABU-Naturschutzstation Münsterland, erklärte an verschiedenen Beispielen, den verstärkten Rückgang verschiedener Tierarten wie Vögel oder Insekten. Sie machte auf die Komplexität des Themas aufmerksam. „Biodiversität ist nicht anbaubar. Wir betrachten und verstehen nur einen Bruchteil“, sagte sie. Sie mahnte, dass die heutige Generation umdenken und handeln müsse, damit „wir unseren Enkeln das bieten können, was wir noch erleben“.

Zum Abschluss stellten Ulrich Oskamp und Birgit Hüsing den Teilnehmenden das gemeinsame, auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt vor. „Land ist ein wertvolles Gut, das nicht nur Produktionsstätte für Lebensmittel ist. Wir müssen es als Nahrungs- und Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna wertschätzen“, sagte Oskamp. Eine grundlegende Voraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft sei ein breiter gesellschaftlicher Bewusstseinswandel im Umgang mit Lebensmitteln und ein wertschätzender Dialog miteinander. „Im Idealfall haben wir es am Ende in den Pilotgemeinden geschafft, die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kirchlichen Werte und Zielvorstellungen in einem Dialog auf Augenhöhe zusammenzubringen“, führte er weiter aus und ergänzte: „Da fühlen wir uns als Kirche, die in Deutschland immerhin fünf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen besitzt, in der Pflicht.“ Insgesamt ginge es bei dem Projekt auch darum, die Pfarreien auf das Thema aufmerksam zu machen und sie dafür zu sensibilisieren. Oskamp machte den Pilotgemeinden das Angebot, sie durch fachliche Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten.

Bildunterschrift: Ein Blühstreifen am Ackerrand kann eine von vielen Maßnahmen und Möglichkeiten sein, um biologische Vielfalt in der Landwirtschaft zu fördern.

Michaela Kiepe