KvG-Schüler entwickeln „Escape-Room“ zu jüdischem Chanukka-Fest

, Stadtdekanat Münster

Er hat acht Arme und ein Dienerlicht, erinnert an ein Wunder und symbolisiert die Identität des jüdischen Volkes: Der Chanukka-Leuchter steht im Mittelpunkt des Escape-Rooms „Operation Antiochos“, den acht Schülerinnen und Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums in Münster-Hiltrup im vergangenen Schuljahr entwickelt haben. Das jüdische Chanukka-Fest, auch Lichterfest genannt, erinnert an das Lichtwunder, bei dem der jüdische Leuchter im zurückeroberten Tempel statt wie erwartet einen Tag ganze acht Tage brannte.

Aus dem Nebenzimmer beobachten die jungen Spielleiter die Gruppe, geben bei Bedarf Hinweise und Tipps.

© Bistum Münster

Auf Einladung ihrer Lehrkräfte Santa Bitter (Geschichte) und Gregor Osthues (Geschichte, kath. Religion) haben sich die acht jungen Erwachsenen in ihrem einjährigen Projektkurs für die Entwicklung eines Escape-Rooms gemeldet, ein Abenteuerspiel, bei dem die Spieler Hinweisen folgen und Rätsel lösen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die beiden Pädagogen hatten das Angebot bewusst gewählt: „Die Beschäftigung mit dem Judentum kommt in der Schule zu kurz und reduziert sich oft auf das 20. Jahrhundert“, ist Santa Bitter überzeugt. „Uns war es ein Anliegen, über die Gedenkkultur hinaus zu gehen, den Blick zu weiten für diese Weltreligion, die eine jahrtausendalte Geschichte hat und in der es – wie im Christentum – viele traditionelle Feste gibt“, ergänzt Gregor Osthues.

Eine dreitägige Studienfahrt nach Berlin mit Besuchen im Jüdischen Museum und eines jüdischen Gottesdienstes sowie einem Studientag in der Neuen Synagoge führte die Gruppe ins Thema ein. Parallel entwickelte sie gemeinsam mit Matthias Hecking, professioneller Spieleentwickler, der unter anderem den mobilen Escape-Room „Der Löwe von Münster“ konzipiert hat, einen Escape-Room. 

Die Story: Ein Student, der auf der Baustelle eines großen Einkaufszentrums „Hellas“ aushilft, bemerkt Ungereimtheiten: Ein mysteriöses Artefakt wurde gefunden und soll verschwinden, um archäologische Grabungen zu vermeiden. Die Gruppe im Escape-Room hat eine Stunde Zeit, um in der Rolle als fiktive Detektive das Objekt zu identifizieren. In einem Raum voller jüdischer Symbolik rekonstruieren sie Baupläne, übersetzen den jüdischen Kalender in den gregorianischen, entdecken mittels Lichtschranke neue Wege – und öffnen am Ende den Tresor mit dem wertvollen Chanukka-Leuchter.

Die Schülerinnen und Schüler müssen unter anderem das Rätsel um einen historischen Bauplan lösen.

© Bistum Münster

„Im Fokus soll der Spielspaß stehen und über das Spielerlebnis wollen wir Interesse wecken, sich mit der jüdischen Kultur auseinanderzusetzen“, fasst Mathilda Barkam das Ziel des Projektes zusammen, für das die 17-Jährige und ihre Mitschüler besonders viel Engagement an den Tag legten – manchmal sogar in den Ferien und am Wochenende: Seitenwände mussten gezimmert, Requisiten besorgt und die Technik wie Licht- und Toneffekte programmiert werden.

Rund 60 Gruppen von der neunten bis zur Q2-Jahrgangsstufe des bischöflichen Gymnasiums haben den Escape-Room inzwischen gespielt, auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern durften die Rätsel lösen. Die acht jungen Erfinderinnen und Erfinder haben alle Gruppen als Spielleiter begleitet. Über Kameras beobachteten sie den Spielverlauf und gaben, wenn nötig, hilfreiche Tipps, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Das neu erworbene Wissen über die jüdische Kultur konnten die Teilnehmenden in einer Ausstellung über jüdische Feste vertiefen.

„Ich habe viel über das Judentum gelernt und es lohnt sich, sich mit anderen Religionen auseinanderzusetzen – nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch für die Gegenwart“, findet Schülerin Theresa Vinkelau. In der Öffentlichkeit würden vor allem die Unterschiede zwischen den Religionen betont, nimmt Mathilda Barkam wahr: „Aber ich nehme mit, dass es auch sehr viele ähnliche Dinge gibt und uns eine Menge verbindet.“

Matthias Hecking ist beeindruckt vom überdurchschnittlichen Engagement der KvG-Schüler. Als Leihgabe der Schule wird er den Escape-Room künftig betreiben und damit auf Tour gehen. „Ein Escape-Room ist ein wirkliches Bildungsformat, in dem es nicht nur um Entertainment, sondern ums Entdecken geht“, erklärt er. Das Erlebte bleibe hängen und somit auch die mit Spielen und Rätseln verknüpften Inhalte. Als erstes wird der Escape-Room vom 19. bis zum 23. Februar im Museum RELíGIO in Telgte Station machen und kann in dieser Zeit von Schulklassen und anderen Gruppen gebucht werden (Buchung sind hier möglich). 

Ann-Christin Ladermann

Die Schülerinnen und Schüler Simon Helm, Carsten Stoppok, Alexander Streier (vordere Reihe von links), Falk Abu-Sakr, Laura Kempin, Mathilda Barkam, Merle Köching, Theresa Vinkelau (mittlere Reihe von links) haben den Escape-Room gemeinsam mit den Lehrkräften Santa Bitter (hinten links) und Gregor Osthues (hinten rechts) sowie Spieleentwickler Matthias Hecking (hinten 3. von rechts) entwickelt. Schulleiter Heinrich Zopes (hinten 2. von rechts) freut sich über das Ergebnis.

© Bistum Münster