Leben und Werk des jüdischen Schriftstellers Joseph Roth

Mit dem Leben und Werk des jüdischen Schriftstellers Joseph Roth haben sich mehr als 50 Teilnehmende drei Tage lang in der Akademie Franz-Hitze-Haus auseinandergesetzt.

Im Mittelpunkt der Tagung standen neben Essays und Feuilletons die beiden Romane "Hiob" und "Radetzkymarsch", die aus der Perspektive von Joseph Roths Verhältnis zum Judentum diskutiert wurden. Die Tagung, die bereits das siebte Angebot zur Literatur deutschsprachiger jüdischer Autorinnen und Autoren war, wurde in Zusammenarbeit mit der Abteilung Lehrerfortbildung der Bezirksregierung Münster angeboten.

"Joseph Roth zählt zu den bedeutendsten Repräsentanten der deutsch-jüdischen Literatur des 20. Jahrhunderts: ein Schriftsteller, dessen Weltgeltung durch zahlreiche Übersetzungen so-wie Verfilmungen seiner Erzählwerke belegt ist", sagt Akademiedozentin Gabriele Osthues. In seinen Werken werde der Zusammenhang von Ästhetik und Ethik in jüdischen Texten besonders anschaulich. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmenden die Auseinandersetzungen zwischen dem Ost- und Westjudentum und dem Untergang des Ostjudentums. In einer szenischen Lesung des Romans "Hiob" veranschaulichte Regisseur und Sprecher Markus Kopf "ein eindringliches Schauspiel, nach dem wir alle erst einmal Luft holen mussten", sagt Gabriele Osthues. Joseph Roths Auseinandersetzung mit den Texten Soma Morgensterns und ein Einblick in seinen Briefwechsel mit Stefan Zweig rundeten das Seminarprogramm ab.

Als Experten für die Literatur jüdischer Autorinnen und Autoren führten Prof. Dr. Jakob Hessing aus Israel und Prof. Dr. Hans Otto Horch aus Aachen durch die Tagung. Hessing war Professor für Deutsche Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem und versteht sich als kultureller Mediator zwischen Israel und der deutschsprachigen Welt. Er ist zudem als Literaturkritiker für israelische und jüdische Literatur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und der Welt bekannt. Horch wurde 2010 mit der Ben-Gurion-Medaille in Israel geehrt. Er lehrte von 1992 bis 2009 im damals an der RWTH Aachen neu eingerichteten Lehr- und Forschungsgebiet "Deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte" und hat das jüngst erschienene "Handbuch der deutsch-jüdischen Literatur" herausgegeben.

"Mit der Tagung möchte die Akademie auf die historische und kulturelle Entwicklung der deutschen und jüdischen Geschichte aufmerksam machen und die Möglichkeit schaffen, einen jüdisch-christlichen Dialog zu erleben", sagt Gabriele Osthues. Gleichzeitig werde die Auseinandersetzung mit den Themen Flucht, Vertreibung, Verfolgung und Heimatlosigkeit ermöglicht. "In Anbetracht aktueller, weltweiter Flucht und Vertreibung hat das Werk Joseph Roths eine besondere Aktualität", zieht die Akademiedozentin ihr Fazit.
Bildunterschrift: Die Referenten Prof. Dr. Jakob Hessing aus Israel (rechts) und Prof. Dr. Hans Otto Horch aus Aachen führten durch die Tagung.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Gabriele Osthues/Akademie Franz-Hitze-Haus