Lesung mit Zeitzeugin Johanna Reiss in der Marienschule Dülmen

Seit zehn Jahren lesen die Siebtklässler der Marienschule in Dülmen im Deutschunterricht die Lektüre "Und im Fenster der Himmel" von Johanna Reiss.

Die heute in Amerika lebende Pädagogin erzählt in ihrem autobiografischen Buch die Erlebnisse zweier Schwestern während des Zweiten Weltkriegs. Aufgewachsen kurz hinter der deutschen Grenze im niederländischen Winterswijk, geraten die neunjährige Annie – so nennt sich Reiss selbst in dieser Geschichte – und ihre Schwester Sini in große Gefahr als die Deutschen die Niederlande besetzen.

Die beiden jüdischen Mädchen können sich bei einer Bauernfamilie in dem kleinen Dorf Usselo bei Enschede von 1942 bis zur Befreiung 1945 in einem Zimmer verstecken.

"Die Geschichte ist ähnlich der von Anne Frank. Nur sie hat ein gutes Ende", informiert Jutta Wegener. Die 52-Jährige unterrichtet Deutsch und katholische Religion an der bischöflichen Realschule und hat das Buch als Lektüre eingeführt. Doch die Schüler lesen nicht nur über die schwierigen Jahre der beiden Mädchen in ihrem Versteck, sondern sie lernen zahlreiche Orte aus der Geschichte kennen.

"Denn verbunden mit der Lektüre ist auch ein Besuch in Winterswijk, wo wir wichtige Schauplätze unter der fachkundigen Führung von Sixtina Harris ansteuern", berichtet die 52-Jährige. Harris engagiert sich in dem grenzübergreifenden Verein "Stichting Vrienden van Kolle Kaal Winterswijk/Kolle Kaal Förderverein e.V. Borken" und hat sich für eine Neuübersetzung des Buches von Johanna Reiss stark gemacht.

Auf dem Programm des Ausflugs der Dülmener stehen beispielsweise ein Besuch der Synagoge und eine Stadtführung, bei der die Schülerinnen und Schüler verschiedene Orte, die sie aus dem Buch kennen, sehen. "Das ist jedes Mal sehr beeindruckend", sagt Wegener. Ihrer Meinung eigne sich das Buch für die Siebtklässler, denn sie könnten sich gut in die Rollen hineinversetzen. "Sie können die Ängste und Nöte der beiden Mädchen gut nachvollziehen", hat Wegener immer wieder in den Reaktionen der Schülerinnen und Schüler erfahren. Zudem berühre es weitere Unterrichtsfächer wie Geschichte, Politik und Religion.

Seit mehr als 50 Jahren lebt die 1932 geborene Johanna Reiss inzwischen in New York. Auf ihrer aktuellen zehntägigen Leserreise durch Deutschland macht sie auch Station in der Marienschule in Dülmen. Am 20. Juni wird sie vor Schülern, interessierten Eltern und Lehrern aus ihrem Buch lesen und von ihren Erlebnissen berichten. Unterstützt wird die Veranstaltung vom Förderverein der Marienschule.

Wegener hat die Zeitzeugin im vergangenen Jahr bei einer Lesung in Vreden gesehen. "Es ist ein Geschenk, diese Frau zu erleben. Sie ist offen, nicht verhärmt und hat trotz ihrer Erlebnisse ihre Freude an den Menschen beibehalten. Das Buch und ihre Erzählungen sind ihre Beiträge zum Frieden", ist sie begeistert.

Bildunterschrift: Leeroy Kampmann, Sarah Hoffmann und Marius Hesker aus der achten Klasse haben das Buch von Johanna Reiss bereits gelesen und freuen sich, die Autorin kennenzulernen.

Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle
Text: Bischöfliche Pressestelle / 14.06.16
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