Initiator Johannes Heibel von der bundesweit agierenden Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen erläuterte, er verstehe die Inschrift als Warnung, die Jesus ausspreche: „Wer so viel Schuld auf seine Seele lädt, für den ist es besser, wenn er tot wäre.“ Bei sexuellem Missbrauch gehe es immer auch um einen Missbrauch von Vertrauen, der die Seele der Kinder verletze. Er selbst freue sich als mehrfacher Großvater immer, wenn er in die Augen seiner Enkelkinder schauen könnte: „Das Urvertrauen, das sich in diesen Kinderaugen widerspiegelt, zu missbrauchen, ist das Schändlichste, was ich mir vorstellen kann.“
"Mahnender Mühlstein" am Dom enthüllt
, Bistum Münster
In einer Feierstunde ist am Mittwoch (26.09.) am Münsteraner St.-Paulus-Dom die Skulptur „Mahnender Mühlstein“ enthüllt worden, die an die Opfer sexuellen Missbrauchs erinnern soll. Der 800 Kilogramm schwere Mühlstein hat einen Durchmesser von 1,40 Metern und trägt eine Inschrift aus dem Matthäus-Evangelium: „Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“

Der "Mahnende Mühlstein" soll an die Opfer sexuellen Missbrauchs erinnern.
© Bistum MünsterDass der Mühlstein am Horsteberg, im Schatten des St.-Paulus-Domes ausgestellt werde, habe eine besondere Bedeutung, erklärte Domvikar Hendrik Drüing. „Der Dom ist das Zeichen der kirchlichen Macht, und wir werden als katholische Kirche gerade deutlich mit den Schattenseiten der kirchlichen Macht konfrontiert.“ Zudem befinde sich der Ausstellungsort des Mühlsteins an der Stelle des mittelalterlichen Speisesaals des von Liudger gegründeten Klosters und somit am Gründungsort der Stadt und des Bistums Münster.
„Der Mühlstein ist eine drastische Mahnung, und sie ist auch notwendig, gerade für uns in der katholischen Kirche“, machte der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings deutlich. Die Mahnung laute, immer wieder neu zu den Idealen des Evangeliums zurückzukehren, durch das sich die Wertschätzung Jesu für die Kinder wie ein roter Faden ziehe. „Den Blick auf die Opfer zu haben, das ist der Blick Jesu“, sagte Geerlings. In der Vergangenheit sei bei zu vielen Verantwortlichen die Sorge um den Ruf der Kirche wichtiger gewesen als die Sorge um die Opfer.
Münster soll die letzte Station auf dem Weg des Mühlsteins sein, der in den vergangenen zehn Jahren schon an vielen anderen Orten in Deutschland zu sehen gewesen war. Im kommenden Jahr, so wünschte sich Initiator Heibel, würde er den Stein gerne Papst Franziskus zum Geschenk machen, damit dieser ihn im Vatikan präsentieren könne. Er hoffe hierbei auf die Unterstützung des Bistums Münster.
Neben dem „Mahnenden Mühlstein“ wird in den kommenden Wochen auch die Plastik „Der Fluch“ zu sehen sein, die auf das Leid und die ausweglose Situation betroffener Kinder verweist. Sie ist im Kreuzgang des Doms ausgestellt.
Thomas Mollen