Margret Nemann verlässt Institut für Diakonat und Pastorale Dienste

Gute Seelsorgerinnen und Seelsorger fallen nicht vom sprichwörtlichen Himmel. An ihrer Aus- und Fortbildung, Förderung und Stärkung hat Prof. Dr. Margret Nemann sechs Jahre lang gearbeitet, denn so lange leitete die Theologin und Pastoralpsychologin das Institut für Diakonat und Pastorale Dienste (IDP) in Münster.

Am Dienstag, 16. Juni, wird sie verabschiedet, um die Leitung der Abteilung ,Personalentwicklung/ Personalbegleitung‘ in der Hauptabteilung ,Seelsorge Personal‘ des Bistums Münster zu übernehmen- Anlass für Bilanz und Ausblick.

Das IDP verantwortet Aus- und Fortbildung, Berufseinführung und Einsatz der Diakone sowie der Pastoralassistenten und -referenten im Bistum Münster. "Bei der Übernahme der Leitung wollte ich meinen Beitrag leisten, dass unsere pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Dienst professionell und profiliert tun", sagt Nemann. Dazu seien verschiedene Kompetenzen wichtig. "Wir wünschen uns Seelsorger, die aus einer lebendigen Gottesbeziehung leben, theologisch verantwortlich von Gott reden, Freude an der Begegnung mit Menschen und in ihrem Reden und Tun glaubwürdig und wahrhaftig sind", beschreibt sie.
Die Arbeit an diesem Ziel habe sie immer dankbar und zufrieden gestimmt, "weil es großen Spaß gemacht hat, mit dem Team im IDP die Ausbildung weiter zu entwickeln und zu fragen, was junge Seelsorger brauchen, um mit Leidenschaft, aber auch mit langem Atem Dienst tun zu können." Andererseits sei sie selbst aber auch immer wieder bereichert worden: "Ich habe gelernt, dass man viele Dinge anders sehen kann, als ich sie bisher gesehen hatte."

Auf die aktuelle Situation blickt Nemann vor allem positiv: "Seit drei Jahren haben wir viele Bewerbungen für den pastoralen Dienst und daher viele Pastoralassistenten und –assistentinnen eingestellt", erzählt sie, "2015 wird der Bischof 15 Pastoralreferenten und –referentinnen beauftragen, 26 Personen werden ihre Berufseinführung beginnen." Die Zahl der Diakonatsbewerber gehe hingegen, obwohl der Bischof in diesem Jahr sieben Männer weihen werde, leicht zurück. Als Grund vermutet Nemann, "dass der klassische Diakonatsbewerber aus der ehrenamtlichen Arbeit in der Kirchengemeinde kommt, und diese Männer werden nicht mehr." Ein weiterer Grund liege wohl in der umfangreichen berufsbegleitenden Ausbildung, die heute wegen der gestiegenen beruflichen Anforderungen schwierig sei.

Gewandelt habe sich auch die Haltung der Auszubildenden: "Heutige Seelsorger gehen pragmatischer mit vielen Dingen um als noch meine Generation, anders als wir sind sie nicht in einer Zeit des Aufbruchs und vieler Hoffnungen groß geworden", sagt Nemann, die selbst vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt ist, "deshalb arbeiten sie sich nicht an Gegebenheiten in der Kirche ab, an denen sich meine Generation manche ,Beule‘ zugezogen hat."

Wahrnehmbar sei zudem, dass viele der heutigen Auszubildenden "nicht mehr im klassischen Milieu einer Pfarrgemeinde groß geworden sind. Sie haben ihre Berufung auf anderen Wegen erfahren, etwa durch die Begegnung mit Seelsorgern, Erfahrungen auf Weltjugendtagen oder in geistlichen Gemeinschaften." Zwar seien dieses junge Menschen dann mit manchen traditionellen Überlieferungen wie beispielsweise dem Rosenkranzgebet oder der Feier von Fronleichnam weniger vertraut. Dafür hätten sie aber oft "ein gutes Gespür für das, wonach Menschen sich heute sehnen." So habe sich manche neue liturgische Form entwickelt.

Ebenso wie in die Vergangenheit blickt Margret Nemann in die Zukunft, auf die auf ihren Nachfolger Diakon Joachim König wartenden Herausforderungen. Die größte vermutet sie darin, "dass die Voraussetzungen, die unsere Auszubildenden mitbringen, individueller werden." Damit bereicherten sich die Auszubildenden gegenseitig. Zu klären sei aber, ob die Ausbildung stärker auf diese Individualität auszurichten sei. Auch seien die Auszubildenden darauf vorzubereiten, dass sie in den Kirchengemeinden kaum noch ihrer eigenen Generation begegneten, sondern überwiegend Älteren. "Wir müssen Orte suchen, wo sie junge Menschen treffen, mit denen sie Kirchwerdung und -entwicklung vorantreiben können", meint Nemann.

Wichtig sei außerdem, jene Menschen in die Ausbildung zu integrieren, die nicht aus dem klassisch katholischen Milieu stammen. "Wir brauchen Wege, die eine pastorale Tätigkeit über die Kirchengemeinde hinaus ermöglichen", glaubt sie. Grundsätzlich hofft sie deshalb, dass ihr Nachfolger "mit dem IDP-Team die Balance zwischen Kontinuität und Innovation schafft – und dabei genauso viel Freude an dieser Aufgabe hat, wie ich sie immer hatte."

Trotz aller Herausforderungen steht für die scheidende Institutsleiterin der Wert des seelsorgerischen Dienstes außer Frage. Sie zitiert das Christuswort "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben." Dieses Leben in Fülle gelte es, "in unsere Zeit hinein zu sagen, in die Lebenssituationen von Menschen, in ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst." Obwohl der pastorale Alltag auch Rückschläge mit sich bringe, sei er doch davon gekennzeichnet, "dass man Menschen trifft, die auf der Suche nach einem gelingendem Leben sind, die hinter der Oberfläche die Tiefendimension des Lebens wahrnehmen wollen."

Außerdem böten seelsorgerische Berufe Gestaltungsfreiheit. "Seelsorger arbeiten nicht nach der Stechuhr, sie können sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen", erklärt Nemann, "sie können neben aller Pflicht ihre Arbeitsschwerpunkte auch ihren Begabungen entsprechend setzen."

Auch wegen dieses Werts seelsorgerischer Berufe steht für sie fest: "Für mich gibt es nichts Schöneres und Erfüllenderes, als Menschen dahin zu begleiten und ihnen in Wort und Tat zur Seite zu stehen." "Ein positives Fazit am Ende engagierte Jahre im IDP."

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Bernard/Kirche+Leben