Sarah Schneider ist Sternenmutter. 2017 brachte sie in der 23. Schwangerschaftswoche Mateo zur Welt. Drei Herzschläge schaffte das 495 Gramm leichte Kind, dann starb er in den Armen seiner Mutter. „Es gibt ein Leben davor und danach“, sagt die Münsteranerin. Seit diesem Verlust geht sie jedes Jahr zur Gedenkfeier für verstorbene Kinder ins Haus der Familie. Ein Angebot, das ihr Kraft gibt, das sie spüren lässt, dass sie nicht alleine mit diesem Schicksal ist.
Das Trauernetz Münster, ein Zusammenschluss verschiedener Institutionen, darunter auch katholische Pfarreien sowie das Haus der Familie, lädt jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember, dem Weltgedenktag für verstorbene Kinder, zu einer Gedenkfeier für verstorbene Kinder ein. Im Rahmen des „Wordwide Candle Lighting“ werden weltweit an diesem Tag Kerzen angezündet, ein Zeichen der Solidarität, der Erinnerung und des Nichtvergessens.
„Man kennt diesen weltweiten Gedenktag meist nur, wenn man selbst betroffen ist“, sagt Sarah Schneider. Sie selbst erfuhr davon von Ulrike Michel, die bis vor kurzem im Haus der Familie Rückbildungskurse für Frauen angeboten hat, die in der Schwangerschaft ein Kinder verloren haben. „Ich erlebe die Gedenkfeier als völlig wertfrei: Wenn Tränen fließen, wird man nicht komisch angeschaut“, schildert Sarah Schneider ihre Erfahrungen.
Im Zentrum der Gedenkfeier steht das Kerzenritual, erklärt Johannes Wilde, Leiter des Hauses der Familie. „Der Name des verstorbenen Kindes, der zuvor auf eine Karte geschrieben werden kann, wird laut vorgelesen.“ Dazu werde eine Kerze entzündet, die die Trauernden anschließend mit nach Hause nehmen und abends ins Fenster stellen können. „Wir möchten für Menschen in allen Lebenslagen eine Anlaufstelle sein. Auch das Thema Tod und Trauer gehört zum Leben dazu“, weiß der Leiter der Bistumseinrichtung, in der verschiedene Trauerangebote stattfinden, die von der Schober-Stiftung gefördert werden.
Sarah Schneider ist dankbar für das Gemeinschaftsgefühl, das sie bei der Gedenkfeier spürt. „Man muss nicht zwingend über die eigene Geschichte sprechen, aber man fühlt sich einfach verbunden“, weiß die Mutter, die auch das Gefühl der Einsamkeit kennt. Sie begrüßt die Offenheit des Angebotes: „Ich finde es gut, dass es keine Rolle spielt, wie lange der Verlust zurückliegt und in welchem Alter das Kind verstorben ist“, denn: Das eigene Kind bleibt das eigene Kind. Weil die Gedenkfeier neben den verwaisten Eltern auch von Geschwistern und Freunden der Verstorbenen besucht werden kann, hat Sohn Ian seine Mutter schon zweimal begleitet: „Auch wenn Ian Mateo nicht kennengelernt hat, spürt er, dass sein Bruder an diesem Nachmittag im Mittelpunkt steht.“
Die Gedenkfeier für verstorbene Kinder findet am Sonntag, 8. Dezember, um 15 Uhr im Haus der Familie, Krummer Timpen 42, statt. Anmeldungen sind bis zum 5. Dezember per Telefon 0251 418660 im Haus der Familie möglich.
Ann-Christin Ladermann