Mauritzer Franziskanerinnen und die „Brücke von Arnheim“

, Stadtdekanat Münster

80 Jahre nach der verlustreichen Schlacht um die „Brücke von Arnheim“ widmet sich das Airborne Museum der schwierigen medizinischen Versorgungslage im Zweiten Weltkrieg: Am Freitag, 5. April, wird die Sonderausstellung „Wachablösung: Das St. Elisabeth-Krankenhaus in Kriegszeiten“ in Arnheim eröffnet – mit Exponaten aus dem Archiv der internationalen Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen mit Sitz in Münster. Denn viele Krankenschwestern, die um das Leben der Soldaten aller Nationalitäten kämpften und zivile Opfer behandelten, waren deutsche Ordensfrauen. Nun kam das Leitungsteam des Airborne Museums persönlich ins Mutterhaus, um die Leihgaben abzuholen.
 

Jory Brentjens (re.), Kurator des Airborne Museums in Arnheim, und Lisa van Kessel, Kuratorin der Sonderausstellung über das St. Elisabeth-Hospital in Arnheim, bei der Auswahl von Exponaten aus dem Archiv der internationalen Generalleitung der Mauritzer Franziskanerinnen.

© Generalat der Mauritzer Franziskanerinnen

Jory Brentjens, Kurator des Airborne Museums in Arnheim und Lisa van Kessel, Kuratorin der Sonderausstellung, freuen sich: Im Archiv der internationalen Generalleitung der Franziskanerinnen in Münster werden viele Originaldokumente und Exponate aufbewahrt, die das Leben und Wirken der deutschen Ordensschwestern im St. Elisabeth-Krankenhaus in Arnheim dokumentieren. In der kommenden Sonderausstellung in Arnheim-Oosterbeek wird es um die persönliche Perspektive der Menschen gehen, die im St. Elisabeth-Krankenhaus gearbeitet haben oder dort behandelt wurden. 

Gegründet wurde das Krankenhaus 1893 von den Franziskanerinnen aus Münster St. Mauritz, die damals bereits 15 Jahre in Arnheim wirkten: Am 22. Mai 1878 brachte die damalige Generaloberin Mutter Bernhardine Wehage die ersten drei Ordensschwestern in die Stadt, die zuerst in der ambulanten Krankenpflege tätig waren. Im Jahr 1937 zählte die Gemeinschaft bereits 90 Ordensfrauen. Heute gibt es noch drei Mauritzer Franziskanerinnen niederländischer Nationalität; zwei von ihnen leben in Leeuwarden und eine im Mutterhaus in Münster.

In Absprache mit Schwester M. Margarete Ulager, Generaloberin der internationalen Ordensgemeinschaft, wird ab April eine Auswahl der historischen Dokumente aus Münster im Airborne Museum präsentiert. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Fotos, Ausweisdokumente, bewegende Dankesbriefe der Soldaten an die Schwestern und um den Verdienstorden samt Verleihungsurkunde, den eine der Franziskanerinnen, Schwester Salustiana, nach Kriegsende vom Niederländischen Roten Kreuz erhalten hat. Schwester Salustiana, 1903 als Antonia Bronstering in Holtwick geborene Mauritzer Franziskanerin, war seit 1921 im St. Elisabeth-Krankenhaus tätig und wurde 1948 besonders für ihren selbstlosen Einsatz während der Schlacht um Arnheim und in der schwierigen Zeit danach geehrt. Damals hatten die meisten deutschen Ordensfrauen als Angehörige der früheren Besatzungsmacht die Niederlande verlassen müssen.

Verdienstorden des Niederländischen Roten Kreuzes, verliehen 1948 an Schwester Salustiana als Anerkennung für ihren Einsatz während des 2. Weltkriegs für Patientinnen und Patienten im St. Elisabeth-Krankenhaus Arnheim

© Generalat der Mauritzer Franziskanerinnen

„Mit unserer Leihgabe möchten wir einen Beitrag zu Frieden und Versöhnung leisten“, erläutert Schwester Margarete. „Wir freuen uns, dass die beeindruckenden Lebens- und Glaubenszeugnisse unserer Schwestern in dieser Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ Die Generaloberin möchte die Erinnerungskultur aktiv fördern, da sie in der aktuellen Weltlage viele Anzeichen dafür sieht, wie wenig aus der Geschichte gelernt wird. Dafür ist die Kongregation auch bereit, die Leihgabe aus dem internationalen Ordensarchiv dauerhaft in Arnheim zu belassen. „Das Airborne Museum steht für Freiheit und ist eine Gedenkstätte für alle, die sich für unsere Freiheit eingesetzt haben“, erläutert Kurator Jory Brentjens und bedankt sich für den Beitrag der internationalen Ordensgemeinschaft.

Die Sonderausstellung mit dem niederländischen Titel „Wisseling van de Wacht: Het St. Elisabeths Gasthuis in Oorlogstijd“ wird am Freitag, 5. April, um 15 Uhr mit einem Festakt im Airborne Museum Hartenstein eröffnet und ist bis zum 2. März 2025 zu sehen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.airbornemuseum.nl.

Text: Generalat der Mauritzer Franziskanerinnen 

Jory Brentjens, Kurator des Airborne Museums in Arnheim (1.v.l.), und Lisa van Kessel, Kuratorin der Sonderausstellung über das St. Elisabeth-Hospital, (2.v.l.), werden von Generaloberin Schwester M. Margarete Ulager (2.v.r.) und Vertreterinnen aus Generalat und Deutscher Provinz im Mutterhaus der Franziskanerinnen in Münster begrüßt.

© Generalat der Mauritzer Franziskanerinnen

Hintergrund

Vor allem durch die Romanverfilmung „Die Brücke von Arnheim“ von 1977 ist der Kriegsschauplatz in den Niederlanden bekannt. Im Rahmen der größten Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs, der Operation Market Garden, landeten am 17. September 1944 britische Soldaten der First Airborne Division hinter den deutschen Linien mit dem Ziel, die Rheinbrücke zu erobern und den Weg für die alliierten Bodentruppen frei zu machen. Vier Tage lang stand die Brücke von Arnheim im Zentrum schwerer Kämpfe. Letztlich scheiterte der britische Vorstoß am starken Widerstand der deutschen Besatzer. Eine Dauerausstellung im Arnheimer Airborne Museum erzählt die Geschichte dieser Luftlandeoperation, wobei das persönliche Erleben von Soldaten beider Seiten und von niederländischen Zivilisten im Mittelpunkt steht. Wechselnde Sonderausstellungen beleuchten einzelne Aspekte der Kriegshandlungen, wie der aktuelle Blick auf die Situation im St. Elisabeth-Krankenhaus.