Münsteraner Jugendliche bei Schülerakademie in Eisenach

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Vor 500 Jahren hat Martin Luther auf der Wartburg in Eisenach die Bibel ins Deutsche übersetzt. Anlässlich dieses Jubiläums haben vom 21. bis 23. September rund 40 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe aus Münster und Eisenach an einer Schülerakademie aus der Reihe „Dialoge zum Frieden“ teilgenommen. Das Programm fand dabei zum ersten Mal in Zusammenarbeit zwischen der Stadt Münster, der Stadt Eisenach, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Akademie Franz Hitze Haus Münster statt.

Eine lebendige Diskussion mit dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert war einer der Programmpunkte der Schülerakademie.

© Akademie Franz Hitze Haus

Die Verbindung von politischer Macht einerseits und der Macht der Worte andererseits ist vermutlich so alt wie die Sprache selbst. Auch Luthers damalige Übersetzungsleistung war konsequent von den gesellschaftspolitischen Verhältnissen der Frühen Neuzeit geprägt. Der Augustinermönch und Theologieprofessor wusste gleichermaßen filigran wie polemisch zu formulieren; er war ein Mensch mit Licht und Schatten.

Vor diesem Hintergrund schlug die Schülerakademie einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So diskutierten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise, ob Luther seine reformatorischen Thesen heute via YouTube, Twitter oder Telegram verbreiten würde, wo die Grenze zwischen Rhetorik und Manipulation verläuft und welche Rolle Hate Speech und Propaganda für Radikalisierung und eskalierende militärische Konflikte spielen. Zugleich überlegten sie, welche Mittel einer demokratischen Diskussionskultur diesen Entwicklungen Konstruktives entgegen setzen können.

Zu diesen Überlegungen standen als Referentinnen und Referenten Lukas Bärfuss (Schriftsteller, Zürich), Evelyn Miksch (MDR, Leipzig) sowie Jan Ehlert und Matthias Kramer (Debattierclub, Münster) den Jugendlichen Rede und Antwort. „Ein besonderes Highlight war für mich der Vortrag von Prof. Dr. Norbert Lammert“, sagte die Schülerin Sara Grauer vom Gymnasium Paulinum Münster.

Der frühere Bundestagspräsident berichtete im Festsaal der Wartburg aus dem politischen Tagesgeschäft. In einer deliberativen Demokratie – also einer Demokratie, die Wert legt auf öffentliche Diskurse und Beratungen – gebe es keine „absolute, überzeitlich feststehende Wahrheit.“ Stattdessen müssten immerfort Lösungen als Kompromisse gefunden werden, und zwar unter sorgfältiger Abwägung aller vorgetragenen Sachargumente. Dass es dabei durchaus mal aufbrausend oder emotional zugehen könne, sei menschlich nachvollziehbar. Man müsse zugleich aber die Spielregeln des „guten und fairen Miteinanders“ einhalten. Dies sei in einer äußerst schnelllebigen und daueraufgeregten Social-Media-Welt leider immer seltener der Fall. Eine faire Debatte zu garantieren, sei jahrelang Lammerts wichtigste Aufgabe als Bundestagspräsident gewesen.

Neben Lammerts Vortrag hob Sara Grauer die positive Grundstimmung innerhalb der Teilnehmenden hervor. Die Münsteraner und Eisenacher pflegten einen vertrauensvollen Umgang miteinander gepflegt, obwohl sich die meisten von ihnen zuvor nicht kannten.

Eine besondere Geste der Wertschätzung rundete schließlich die Veranstaltung ab: Am Ende der Schülerakademie durften sich alle Teilnehmenden wie auch die Referentinnen und Referenten in das goldene Buch der Stadt Eisenach eintragen.

Anke Lucht