Museum ,Religio‘ zeigt Ausstellung ,Pilgerwelten‘

Was Telgte und seine Marienkapelle schon sind, kann das ,Religio‘ in diesem Jahr werden: eine Pilgerstätte.

Am 19. April wird in dem Westfälischen Museum für religiöse Kultur in Telgte die Ausstellung ,Pilgerwelten‘ eröffnet werden. Angesichts vieler Konflikte mit religiösen Hintergründen und schrecklichen Verbrechen im Namen von Religion sei die das richtige Zeichen, um die Gemeinsamkeiten des Glaubens herauszuarbeiten, unterstrich der Landrat des Kreises Warendorf, Dr. Olaf Gericke, bei der Vorstellung des Ausstellungsprojektes am 19. März.

Es ist kein Zufall, dass sich ,Religio‘ nach Präsentation wie ,Körperkulte‘, ,hold und mächtig‘ zum Bild der Mutter in den Kulturen sowie ,Aberglaube‘ jetzt mit dem Thema Pilgern beschäftigt. Denn die Ausstellung begleitet die Eröffnung eines neuen Teilstücks des Jakobswegs von Bielefeld bis Wesel. Die Federführung dieses Projekts hat die Altertumskommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Für die Kuratorinnen Dr. Anja Schöne und Dr. Lena Mengers ist das Pilgern auch eine Reise zu sich selbst. Dementsprechend haben sie nicht nur wichtige Leihgaben aus dem Stiftungsbestand Preußischer Kulturbesitz, dem Jüdischen Museum Berlin, aus dem Kölner oder Essener Domschatz und dem Kloster Maria Laarch zusammengetragen, wie etwa eine Handschrift mit dem Pilgerbericht des Ritters Arnold von Harff aus dem 15. Jahrhundert.

Vielmehr stellen sie in der Ausstellung auch die Frage nach den Motiven, warum sich Menschen auf Pilgerfahrt begeben – weltweit sind es jährlich 350 Millionen –, wie sie pilgern und was das Pilgern mit ihrem Körper und ihrer seelischen Verfassung macht. Für den umfangreichen Katalog haben die beiden Ausstellungsmacherinnen Pilger aller Weltreligionen nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen befragt. "Dabei lag der Fokus stets auf Westfalen", unterstreicht Mengers. Besonders beeindruckt habe sie die Schilderung einer Jüdin, die nach Jerusalem gepilgert sei, und was sie empfunden habe, als sie schließlich an der Klagemauer betete.

Eines der 150 Exponate mit westfälischer Geschichte ist der Pilgerstab des Sendenhorsters Heinz Bäcker. Als leidenschaftlicher Pilger hat er alle bedeutenden Stätten des christlichen Glaubens besucht. Für Dr. Barbara Rüschoff-Thale, als Landesrätin beim LWL für Kultur zuständig, ist in dieser Ausstellung "das Querdenken vorbildlich gelungen" und werden hier verschiedene Aspekte wie Bildung, wissenschaftliches Arbeiten und öffentliches Interesse verbunden. Zudem beleuchte die Ausstellung die praktische Seite des Pilgerns in einer Weise, dass man sich anschließend auf den Weg machen könne. Denn: Zur besseren Anschaulichkeit wird der Herdfeuerraum im alten Teil des Museums gleich zu einer echten Pilgerherberge mit echten Stockbetten.

Aus Sicht der Vorsitzenden der LWL-Altertumskommission, Dr. Aurelia Dickers, schlägt die Ausstellung einen gelungenen Bogen zu dem zu eröffnenden Jakobpilgerweg. Pilgern sei geeignet, den Alltag zu entschleunigen, die Natur zu erleben und mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. Bei der Erforschung der Pilgerwege in Westfalen sei die Altertumskommission übrigens Hape Kerkeling zuvorgekommen, der ein Jahr nach dem Aufschlag mit einem Buch ,Ich bin dann mal weg‘ das Pilgern populär gemacht habe.

Auch nach Abschluss der Ausstellung bleibt das ,Religio‘ neben Sassenberg und Warendorf eine Anlaufstelle auf dem Pilgerweg: Hier erhalten sie die begehrten Stempeln, die ihnen ihren Pilgerweg bescheinigen.

Das Ausstellungsbudget von 140.000 Euro teilen sich im Wesentlichen der LWL und die Sparkassen Münsterland Ost und West. Hinzu kommt eine Fülle von Kleinspendern.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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