Nachhaltigkeitstage am Gymnasium St. Mauritz

, Stadtdekanat Münster

Geduldig steht Tobias Bode auf der Leiter – inmitten des Schneegestöbers – und schneidet unter Anleitung von Karin Rietmann vom Naturschutzbund Münster den Obstbaum auf der Schulwiese vor dem Gymnasium St. Mauritz. Stammausschläge, Langtriebe, Konkurrenztriebe – all dies, wovon der 17-Jährige vorher noch nicht viel wusste, entfernt er, damit der Obstbaum im kommenden Herbst wieder reichlich Früchte trägt. Dass der Schüler selbst Hand anlegen darf, ist Ziel der beiden Nachhaltigkeitstage, die das bischöfliche Gymnasium am 7. und 8. März veranstaltet und die Teil des Jubiläumprogramms zum 125-jährigen Bestehen der Schule sind. 

Unter sachkundiger Anleitung verpassten die Schüler den Obstbäumen auf dem Schulgelände einen Baumschnitt.

© Bistum Münster

Aus mehr als 40 Workshopangeboten können die 800 Schülerinnen und Schüler Passendes für sich auswählen. „Wenn man selber etwas ausprobieren darf, macht das viel mehr Spaß und man merkt sich das besser“, findet die zehnjährige Catharina, die am Morgen zunächst mit den Umweltdetektiven pflanzliche Rezepte nachgekocht hat und später aus alten und sonst weggeworfenen Dingen Neues gebastelt hat. Stiftehalter aus Toilettenpapierrollen und ein Osterkranz aus Eierkartons sind dabei – Materialien, die das Kollegium in den vergangenen Wochen kistenweise gesammelt hat. Valeria hat sich ein Glas aus der Altglas-Kiste geschnappt, das sie nun mit Perlen und buntem Klebeband verziert. „Das wird eine Krims-Krams-Box für das Chaos in meinem Zimmer“, freut sich die Zwölfjährige. 

Viele Monate hat ein Kernteam von Lehrkräften an dem Programm für die Aktionstage gebastelt. „Das Thema Nachhaltigkeit passt aus unserer Sicht wunderbar zum Schuljubiläum“, erklärt Thorsten Müller vom Vorbereitungsteam, gehe es bei beiden Anlässen doch um etwas Bleibendes. Als katholische Schule ist es den Verantwortlichen besonders wichtig, nicht nur von Nachhaltigkeit zu sprechen, sondern noch einen Schritt weiterzugehen: „Es geht darum, die Schöpfung zu bewahren, und dazu kann und muss jeder etwas beitragen“, sagt Müller. Die Vielfalt der Workshops decke die Lebenswirklichkeit der jungen Generation ab, ergänzt Hildegard Büning, ebenfalls Mitglied im Kernteam. Ihr ist es ein Anliegen, dass sich die Schule nach außen offen zeigt. „Dadurch können die Schülerinnen und Schüler aus diesen Tagen noch mehr für ihr Leben mitnehmen.“

Eine Schülergruppe kocht mit „Pepe, die Pastinaken-Pedale“, Münsters erste emissionsfreie rollende Gemeinschaftsküche.

© Bistum Münster

Einige Schüler verlassen das Schulgelände und starten Exkursionen: Auf dem Milchhof Große Kintrup lernen sie die hofeigene Molkerei kennen, in der verschiedene Milchprodukte hergestellt werden. Nachhaltige Unternehmensführung ist ein Thema bei Besuchen in den Firmen BASF, Brillux, Weicon sowie Guide Com und selbst experimentieren dürfen die Schüler im Energiepark Saerbeck. Echte Naturparadiese lernen die Schüler bei Ausflügen in die Rieselfelder und in den Boniburger Wald kennen. 

Doch auch rund um die Schule bleibt es aufregend: Während im Keller des Mauritzgymnasiums Nistkästen gebaut und Fahrräder geflickt werden – viele der Schüler flicken zum ersten Mal ein Loch im Reifen – lockt der Essensgeruch nach draußen. Dort kocht eine Schülergruppe mit „Pepe, die Pastinaken-Pedale“, Münsters erste emissionsfreie rollende Gemeinschaftsküche. Fleißig schnippeln die Schüler regionale Produkte wie Karotten, Porree und Pastinaken klein, bevor alles in der mobilen Küche, montiert auf einem klimafreundlichen Lastenrad, zusammengeschüttet und gekocht wird. Die Nudeln dazu kommen nicht etwa aus der Tüte, sondern werden selbst hergestellt. „Das sind italienische Buchweizennudeln“, erklärt der zwölfjährige Otis, der zusammen mit seinen Mitschülern zuerst den Teig geknetet hat und anschließend die Kurbel an der Nudelmaschine bedient. Das Beste kommt zum Schluss: Alle dürfen das Selbstgekochte probieren – und sind begeistert. „Das schmeckt super!“, ruft ein Junge. 

Die Nachhaltigkeitstage werden in den kommenden Tagen um die Vortragsreihe „Mauritz for future“ ergänzt, bei der Schulseelsorger Hendrik Drüing mit Referenten aus unterschiedlichen Bereichen ins Gespräch kommt, darunter Dr. Bernd Schröder, Vorstandsvorsitzender des Schalke 04. 

Ann-Christin Ladermann