Neuer Ausbildungskursus für Notfallbegleitung in Münster

, Stadtdekanat Münster

Angst hat Anna Orschel nicht, wenn das Telefon klingelt und sie zum Einsatz gerufen. „Respekt aber durchaus und der ist auch wichtig“, sagt die 46-Jährige. Seit einem Jahr ist sie als Notfallbegleiterin in Münster tätig. Ein Ehrenamt, das die Ehefrau und Mutter einer Tochter verändert hat: „Ich habe mein Leben anders schätzen gelernt.“ Im Herbst 2021 begann Anna Orschel, die hauptberuflich in der Werbebranche arbeitet, den halbjährigen Ausbildungskursus. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut. Im Oktober 2023 startet der neue Ausbildungskursus, für den eine Anmeldung ab sofort möglich ist. 

Anna Orschel (Mitte) ist seit einem Jahr Notfallbegleiterin in Münster und wirbt zusammen mit Pfarrerin Alexandra Hippchen und Pastoralreferent Martin Remke für den im Oktober startenden Ausbildungskurs.

© Bistum Münster

Anna Orschel und ihre Kolleginnen und Kollegen der Notfallbegleitung stehen Betroffenen in Krisensituationen wie bei Unfällen und Todesfällen oder schweren Schicksalsschlägen rund um die Uhr beratend und helfend zur Seite. Aber auch bei Amokfahrten oder Naturkatastrophen ist die Notfallbegleitung im Einsatz. In Münster, wo es im vergangenen Jahr 70 Einsätze gegeben hat, ist sie Teil der Rettungskette und wird auf Anforderung der Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst vor Ort alarmiert. Träger sind der Evangelische Kirchenkreis Münster, die Feuerwehr der Stadt Münster, das Malteser Hilfsdienst SV Münster, das Polizeipräsidium Münster und das katholische Stadtdekanat Münster.

Bei der Notfallbegleitung gehe es in erster Linie darum, „die Menschen in der hochemotionalen Schocksituation nicht allein zu lassen“, sagt Pfarrerin Alexandra Hippchen, landeskirchliche Pfarrerin für Notfallseelsorge im Münsterland sowie Sprecherin der Notfallbegleitung Münster. Im zweiten Schritt gehe es darum, die Menschen aus dem emotionalen Erleben und den Ohnmachtsgefühlen heraus in die Handlungsfähigkeit zu holen, ergänzt Pastoralreferent Martin Remke, katholischer Notfallseelsorgekoordinator für die Stadt Münster und den Kreis Warendorf. Schon das Kaffeekochen könne eine erste Handlung raus aus dem Schockzustand zurück ins reale Leben sein. 

Der „Dank fürs reine Dasein“ bewegt Anna Orschel nach ihren Einsätzen besonders. „Ich erlebe es als großes Geschenk, für Menschen in diesen Ausnahmesituationen da sein zu dürfen – das verändert auch einen selbst“, sagt sie – und verschweigt dabei nicht, dass es auch schwere Momente gibt. „Zum Beispiel wenn eine Mutter stirbt und den Kindern die Todesnachricht überbracht werden muss“, erinnert sie sich an einen Einsatz. Halt gibt ihr in diesen Situationen das Team der Notfallbegleitung. Bei regelmäßigen Teamtreffen, den Einsatznachbesprechungen und Supervisionen könne das Erlebte gut aufgearbeitet werden.

Neben dem Team werde auch die Aus- und Fortbildung in der Notfallbegleitung großgeschrieben, betont Alexandra Hippchen. „Nur so können die Notfallbegleiter Betroffene wirklich unterstützen und auch selbst vor belastenden Situationen ausreichend geschützt werden“, erklärt die evangelische Koordinatorin. Personen zwischen 25 und 65 Jahren können die Ausbildung beginnen, weitere formale Voraussetzungen gibt es nicht. „Wichtig ist, dass die Menschen stabil sind und sicher im Leben stehen“, sagt Remke. „Die Ausbildung setzt auf das, was die Menschen mitbringen.“

Die Ausbildung zum Notfallbegleiter umfasst sechs Wochenenden zwischen Oktober 2023 und Februar 2024, Inhalte sind beispielsweise Grundlagen der Psychotraumatologie, Gesprächsführung oder die Prävention sexualisierter Gewalt. In Rollenspielen werden die erlernten Techniken eingeübt, ehe auf die Theorie die Begleitung praktischer Einsätze unter anderem beim Rettungsdienst und der Polizei folgt. 
An der Ausbildung Interessierte können sich per Mail an Pastoralreferent Martin Remke, , oder an Pfarrerin Alexandra Hippchen, , wenden. 

Weitere Informationen zur Notfallbegleitung im Münsterland gibt es im Internet unter www.notfallseelsorge-muensterland.de.

Ann-Christin Ladermann