Neujahrsempfang der katholischen Laien
Was ist richtig? Was ist falsch? "Fake-News" machen Medien und deren Nutzern zu schaffen. Falschmeldungen geistern regelmäßig durch die Medien, sie beeinflussen Stimmungen und vielleicht sogar die Politik.
Was müssen Medien in einer veränderten Gesellschaft leisten? Darüber sprach am 14. Januar in Münster ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey beim Neujahrsempfang des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster.
Journalisten stehen nach Meinung des Chefredakteurs derzeit vor "gewaltigen Herausforderungen". Sie müssten Zahlen und Fakten den Gerüchten und Verschwörungstheorien entgegenhalten, betonte Frey. Aufgabe der Medien ist es nach Darstellung Freys, Missstände zu benennen und zu analysieren. So trügen Journalisten durch Kritik und Aufklärung zur Krisenlösung in einer Gesellschaft bei, die von Rissen gekennzeichnet sei. Mit Blick auf Diffamierungen wie "Lügenpresse" meinte Frey, dass Journalisten heute selbst einer kritischen Beobachtung unterlägen. Daher sollten sie ihre Rolle mit Demut und nicht mit Selbstgewissheit oder Sendungsbewusstsein wahrnehmen. Wichtig sei es auch, Fehler in der Berichterstattung zuzugeben und Transparenz über die eigene Arbeit herzustellen.
Der Journalismus darf sich nach Auffassung von Frey nicht als Dienstleister verstehen, der sich nur nach Quoten und Klickzahlen ausrichtet. Die Medien müssten aber die Themen der Menschen und die Lebenswirklichkeit der Mediennutzer im Blick haben. Missstände zu besprechen, Wichtiges und Unbekanntes nach vorne zu schieben, ein an Werten orientiertes Profil gehört für Frey ebenso zum Beruf des Journalisten.
Zum Widerstand gegen rassistisches Gedankengut und menschenverachtende Hetze rief die Vorsitzende der diözesanen Laienvertretung, Notburga Heveling, auf. Die Demokratie in Deutschland habe Wurzeln im Humanismus und in christlich-jüdischen Wertvorstellungen. "Diese – unsere Werte – verpflichten uns dazu, unsere Gesellschaft und unseren Staat so zu prägen, dass alle Menschen mit Respekt und Achtung behandelt werden." Im Wahljahr 2017 komme den Medien eine herausragende Rolle zu angesichts der Frage nach der Verbreitung und Wirkung von gesteuerten Falschmeldungen oder der möglichen Beeinflussung der Wahlen in den USA durch Russland.
Heveling wies außerdem beim Neujahrsempfang auf den neuen "Ehrenamtspreis des Bistums Münster" hin, der in Nachfolge des "Dialogpreises für gute Taten" vom Bischof von Münster und von der Laienvertretung in der Diözese in Kooperation mit der Bistumszeitung Kirche+Leben vergeben wird. Er soll in diesem Jahr erstmals verliehen werden. Mit der neuen Auszeichnung sollen Menschen, Initiativen und Projekte ausgezeichnet werden, "die mit ihrem Einsatz in Kirche und Gesellschaft unsere Welt besser machen, Gutes tun, für andere da sind", erläuterte Heveling.
Angesichts der Wahlen im laufenden Jahr forderte Bischof Dr. Felix Genn die katholischen Laien nachdrücklich zum Engagement für den gesellschaftlichen Frieden und eine offene Gesellschaft auf. Um der Freiheit des Menschen willen bedürfe es des Diskurses der verschiedenen Meinungen. Dies sei eine bleibende Aufgabe der katholischen Verbände, die es – obwohl sie immer wieder tot gesagt worden seien – immer noch gebe, eben weil sich so viele Menschen darin engagierten.
Genn dankte überdies den Vielen, die sich in die Arbeit für Flüchtlinge einbrächten. Als den inneren Kern der Verbände und das Engagement eines jeden Christen bezeichnete der Bischof im abschließenden Domgottesdienst die Verbindung mit Jesus Christus. Auf ihn sollten die Verbände in ihrem Tun hinweisen und ihn bezeugen.
Das "Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster" ist der Zusammenschluss der organisierten Laien auf Bistumsebene. Ihm gehören Vertreter aus diözesanen Verbänden und Organisationen, den Räten der Kreis-, Stadt- und Landeskomitees der Katholiken sowie weitere katholische Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft an. Die Laienvertretung will nach eigenen Angaben "Stimme der Kirche" in Politik und Gesellschaft sein; gleichzeitig will es innerkirchlich die Anliegen der Laien artikulieren und das kirchliche Leben mitgestalten. Das Bistum Münster zählt rund1,9 Millionen Katholiken.
Weitere Informationen zum Diözesankomitee gibt es im Internet unter www.dioezesankomitee.de.
Bildunterschrift: ZDF-Chefredakteur Frey sprach beim Neujahrsempfang des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 15.01.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Norbert Göckener