Orgel im St.-Viktor-Dom soll wieder schweben

, Kreisdekanat Kleve, Kreisdekanat Wesel

Der im Mai gegründete neue Orgelbauverein am Xantener St.-Viktor-Dom hat sich ein anspruchsvolles Ziel gesetzt. Worum es geht, stellten Propst Klaus Wittke, der Vorsitzende des Vereins, Karl Schmitz, und weitere Vorstandsmitglieder am 28. November vor. „Der Xantener Dom soll eine neue Orgel erhalten und zwar in der Form, in der es sie in der Zeit von 1536 bis zur Bombardierung des Doms in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gab: als sogenannte Schwalbennestorgel“, berichtete Schmitz.

Für das Instrument, das mit 40 Registern ausgestattet an alter Stelle, an der Nordseite des Gotteshauses, freischwebend angebracht werden soll, wird die Pfarrei mehr als eine Million Euro aufbringen müssen. „Zuschüsse aus dem Bistum können wir nicht erwarten, wir hoffen allerdings darauf, dass die Politik, Unternehmen oder Stiftungen uns helfen, den alten Zustand des Domes wiederherzustellen, damit der Wideraufbau des Gotteshauses nach dem Krieg so endgültig seinen Abschluss finden kann“, berichtete Michael Lammers, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig trägt.

Wittke ist sicher, dass die Xantener sich über das neue Erscheinungsbild des Domes nach der Fertigstellung der Orgel freuen werden: „Mit der Lösung aus den 1970er-Jahren hat man das große Westfenster über dem früheren Hauptportal zum Teil zugebaut und der Optik des Domes damit geschadet. Das werden wir mit der Schwalbennestorgel ändern.“ Die jetzige Situation habe bei vielen Besuchern und Gemeindemitgliedern zu Unmut geführt. Nach dem Rückbau der Orgel wird es möglich sein, dort ein weiteres Instrument zu platzieren, das zur Begleitung von Chören und Orchestern ausreicht und vor allem die Optik der Chorhalle nicht länger stört.
   
Schwalbennestorgeln gibt es in verschiedenen Kirchen, unter anderem auch im Kölner Dom. Während diese Orgelform früher zumeist auf Konsolenkonstruktionen ruhten, die oft als kleine korbförmige Emporen ausgebildet waren, werden sie heute vorwiegend an Stahlseilen aufgehängt. „Die jetzige Orgel des Domes stammt aus den 1970er-Jahren, hat aber bei weitem nicht die Qualität, die einem Gotteshaus wie diesem angemessen wäre“, beschrieb Domkantor Matthias Zangerle, der seit September 2016 in Xanten tätig ist. „Damals wurden aufgrund der Kostensituation Materialien von eingeschränkter Qualität verwendet, das schlägt sich heute nicht nur im Klangbild nieder.“ Da jetzt eine umfangreiche Reinigung der Orgel erforderlich sei, würde ohnehin eine erhebliche finanzielle Belastung entstehen. So sei der Gedanke entstanden, ehe man weiteres Geld in dieses Instrument investiere, darüber nachzudenken, etwas ganz Neues zu machen. Die Rückkehr zum ursprünglichen Standort der Orgel sei auch unter akustischen Gesichtspunkten optimal. „Von dort aus kann sich der Klang im ganzen Raum hervorragend entfalten“, ergänzte Zangerle, der Orgelsachverständiger ist. 

„Noch gibt es viele Menschen, die sich an das Bild der Orgel aus den frühen 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erinnern. In 20 oder 25 Jahren wäre es sicherlich schwieriger, eine solche Aufgabe zu stemmen“, betonte Wittke. Und so wird Heidi Schmitz, die im Orgelbauverein Verantwortung für die Finanzen trägt, mit ihren Mitstreitern am ersten Adventssonntag damit beginnen, Geld für die Orgel zu sammeln. Dann wird es in der Kirche einen Informationsstand geben, an dem um Unterstützung geworben werden soll. Weitere Veranstaltungen und Aktionen dienen demselben Zweck. Mit dem neuen Weihbischof für den Niederrhein und Recklinghausen, Rolf Lohmann, hat der Verein einen Schirmherrn gefunden, der die Aktion begeistert unterstützt.
„Mit der Orgelmusik wird das Geheimnis Gottes, das diesen Raum erfüllt, unterstrichen. Sie spielt eine herausragende Rolle innerhalb der Liturgie aber auch bei Konzerten“, sagte der Weihbischof und bittet „um großzügige Spenden für dieses wichtige Projekt“.

Text: Heinrich Wullhorst