Für die Feiern wird die Kirche verändert. Der Altarraum wird zunächst leer geräumt, dann aber ein Stahlwürfel mit jeweils 2,50 Meter Seitenlänge aufgebaut. In diesem „Raum im Raum“ wird Olding die Gottesdienste feiern, an der hinteren Seite wird die große Leinwand aufgespannt, die Bettina Hachmann mit verschiedenen Farben und Materialien, zum Beispiel Sand und Asche, bearbeiten wird. Wie das Kunstwerk am Ende aussieht, weiß sie noch nicht. Sicher aber ist, dass sie die unterschiedlichen Stimmungen der Passionszeit einfangen will, die die drei Tage kennzeichnen.
Das beginnt mit dem Abendmahl an Gründonnerstag, zu dem Jesus mit seinen Jüngern gegessen und geredet hat. Ein Vorbild, das in Veert aufgegriffen wird, auch die Gottesdienstbesucher dürfen an einem der 40 Tische Platz nehmen, die im Kirchenraum aufgestellt werden. „Wir servieren Essen und möchten die Menschen miteinander ins Gespräch bringen“, erklärt der Pastor. Doch die anfängliche Leichtigkeit des gemeinsamen Mahles endet, als die Nacht anbricht, mit dem Verrat. Der Karfreitag steht dann im Zeichen des Leides und der Wunden, die Jesus während seines Martyriums bis zum Tod am Kreuz zugefügt wurden. Auch das wird Bettina Hachmann in ihr Kunstwerk integrieren – in ihrem Atelier, in dem sie wenige Tage vor Ostern mit Olding letzte Details bespricht, hängen viele Bilder mit Rissen und Narben in den Leinwänden. Die Osternacht dann bringt die Auferstehung und das Licht, das die Dunkelheit durchbricht.
Für Olding ist das eine Botschaft, die nicht an Aktualität verloren hat – und die er als „Kernbotschaft“ des katholischen Glaubens versteht: „Keiner kann sich vor dem Leid drücken, das wird uns immer wieder vor Augen geführt durch Krankheit, Tod und Krieg. Aber auf das Leid folgt die Auferstehung. Diese Perspektive und Hoffnung müssen und können wir als Kirche den Menschen anbieten. Wenn das Sterben und das Loslassen angenommen werden, kann man die Freude auf die Auferstehung kultivieren. So wird es eine Freude in den Herausforderungen, denen wir uns täglich stellen.“ Auch Bettina Hachmann weiß, dass das Leben „Wunden und Narben“ hinterlässt. Es sei jedoch, ist sich die Trauer- und Sterbebegleiterin sicher, möglich, diese Wunden in sein Leben zu integrieren und sie letztlich zu einem Schatz zu machen.
Diese Dynamik vom Abendmahl bis zur Osternacht in einem Kunstwerk festzuhalten wird eine Herausforderung für die Künstlerin – ebenso wie die Arbeit außerhalb ihres Ateliers, im Zentrum des Geschehens vor den Augen der Gemeinde. Es sei aber eben nicht einfach nur ein Bild, das sie male, sondern werde Teil der Liturgie, betont die Künstlerin, deren Arbeit durch die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk ermöglicht wird.
Bettina Hachmann und Pastor Olding raten Gläubigen, sich die Zeit zu nehmen, zu allen drei Gottesdiensten zu kommen. „Sonst bleibt der Gesamteindruck unvollständig“, betont Olding. Wer das zeitlich nicht schaffe, solle lieber auf die filmische Dokumentation des Projektes warten. Denjenigen, die mitfeiern, verspricht er, dass „Vertrautes neu zur Geltung kommt, zum Beispiel durch aktualisierte Passionstexte und Lieder von der Musical-Sängerin Brigitte Oelke“.
Die Gottesdienste an Gründonnerstag und Karfreitag beginnen jeweils um 20 Uhr, die Feier der Osternacht um 21 Uhr. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von "Vision von Hoffnung", auch die Künstlerin Bettina Hachmann ist im Internet zu finden.
Christian Breuer