Pilgergruppe aus dem Bistum Münster bei Osterfeierlichkeiten in Rom
Ausgerechnet die Schweizer Garde. Mitten im Rosenkranzgebet zieht sie auf den Petersplatz ein – mit Pauken und Tschingderassassa. Um die 250. 000 Gläubige, darunter auch 27 Mitglieder einer Pilgergruppe aus dem Bistum Münster, sind einen Moment lang irritiert, fangen sich aber wieder. Kurz darauf aber zieht der zweite vatikanische Musikzug ein.
"Das sind die Bayern", sagt jemand aus der niederrheinisch-münsteranischen Pilgergruppe schmunzelnd. Nun verstummt der Vorbeter, die Blasmusik hat erst einmal gewonnen. Mit Papst Franziskus ist vieles nicht mehr so wie es einmal war, auch wenn das musikalische Rosenkranz-Intermezzo wohl eher eine organisatorische Panne war.
Volksnah ist er, der neue Heilige Vater. "Der Franziskus ist so sympathisch, einfach und nah bei den Menschen", sagt Florian Knappheide aus Telgte. Mit 13 Jahren ist er der Jüngste in der Pilgergruppe, die sich vom Niederrhein und von Münster aus auf den Weg nach Rom gemacht hat, um mit Papst Franziskus Ostern zu feiern. Weihbischof Dr. Stefan Zekorn begleitet die Gruppe: "Ostern mit dem Heiligen Vater und vielen Pilgern aus der ganzen Welt in Rom zu erleben, das ist an und für sich ja schon etwas Einzigartiges. Dass unsere kleine Pilgergruppe nun gleich Papst Franziskus bei seinem ersten Osterfest erleben konnte, war ganz wunderbar. Das hat uns alle tief bewegt und berührt."
Rom ist rappelvoll an diesen Ostertagen. Es sind besonders viele junge Menschen unterwegs – singend, Fahnen schwenkend, lachend. Und so volksfest-fröhlich die Pilgerscharen auch sind, so bewegend sind die Momente, in denen sie alle schweigen, still sind, im Gebet versinken – nach dem Evangelium, nach dem Verteilen der Kommunion. "Da hab ich ‘ne Gänsehaut gekriegt", sagt Florian und strahlt: "Ich find’ Franziskus gut."
Am Anfang des römisch-spirituellen Erlebens jedoch steht die Geduld. Es ist schon eine besondere Art der Demutsübung: Stundenlang stehen auch die Pilger aus dem Bistum Münster am Karsamstag mit Zigtausenden im strömenden Regen vor dem Petersdom und warten, dass sich die Pforten öffnen für die Osterliturgie. Maria und Werner Schmidt aus Drensteinfurt werden nicht belohnt: "Plötzlich wurden die Türen geschlossen, keiner durfte mehr rein, obwohl wir Eintrittskarten hatten." Die beiden verfolgen den Gottesdienst dann mit vielen anderen draußen auf den Leinwänden verfolgt: "Das war dann doch toll. Keiner hat gemeckert. Das ist auch das eigentlich Begeisternde, das, was trägt. Nicht so sehr die Spiritualität, eher die Gemeinsamkeit, so viele Nationen zusammen, friedlich und sich akzeptierend", sagen sie danach. Ähnlich erleben es Alexander (22) und Christopher (16) Spahn aus Ascheberg-Herbern: "Wie Papst Franziskus den behinderten Jungen in den Arm genommen hat, das hat tief bewegt. Das war christliche Barmherzigkeit." Diese Pilgerreise wird Alexander Spahn aber auch deshalb nicht vergessen, weil er am Gründonnerstag während der Liturgie die deutschen Fürbitten im Hauptchor von St. Peter vortragen darf. "Wahnsinn", sagt er. Da war Papst Franziskus zwar nicht dabei, sein Fan ist Alexander aber dennoch geworden: "Papst Franziskus ist einfach Mensch, er kommt nicht so höfisch rüber, er ist nah dran."
Neben der Teilnahme an den Gottesdiensten lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pilgerreise bei Stadtführungen und Rundgängen auch Rom sehr gut kennen. Und abends tauschen sich die Pilgerinnen und Pilger über ihre Eindrücke aus. Dabei zeigt sich: Papst Franziskus hat Pluspunkte gesammelt: "Er hat immer das gleiche einfache Messgewand getragen", bemerken Karin Damm (70) und Helga Sauerländer (75) aus Münster. Und weiter: "Er hatte wirklich schwarze Schuhe an. Er hat im Stehen gepredigt und nicht im Sitzen", stellen sie beeindruckt fest. Und auch Weihbischof Zekorn kann Pluspunkte sammeln, stellt er doch an Ostern sein Sprach-Talent unter Beweis, als er die auf Italienisch gehaltene Osteransprache des Heiligen Vaters für die Pilger aus dem Münsterland und vom Niederrhein simultan übersetzt.
Mit nach Hause nehmen die Pilger jede Menge bewegende Bilder und Erinnerungen. "Wir müssen uns vor überraschenden Nachrichten nicht fürchten", hatte Papst Franziskus an diesen Ostertagen gesagt – und das ja vielleicht auch mit Blick auf sich selbst.
Text/Foto: Heike Waldor-Schäfer
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