Der Kirchplatz füllt sich nach und nach. Viele Menschen haben sich trotz des feuchten und kalten Wetters auf den Weg zum Kirchplatz gemacht. Die 135 Windlichter, die Gemeindemitglieder zuhause gefertigt hatten, sind schnell vergriffen. Sehr zur Freude von Pfarrer Ulrich Müller und Pastoralreferent Wilhelm Heek. Gemeinsam mit dem Pfarreirat haben sie zum „Ge(h)denken statt spazieren“ aufgerufen. „Die Querdenker sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Sie spalten, verbreiten Falschinformationen und Hass“, betont Heek in seiner Ansprache. Die Pfarrgemeinde sei überzeugt, dass es notwendig sei, derartige Unehrlichkeiten zu hinterfragen. „Darum laden wir ein zum wachsamen Nachdenken“, sagt der Seelsorger weiter.
Für Gemeindemitglied Gabriele Niehaus ist es selbstverständlich, an diesem Abend dabei zu sein. „Ich möchte ein Zeichen setzen gegen die Querdenker. Wir müssen zeigen, dass die Schutzmaßnahmen gegen Corona Sinn machen. Die Pandemie verlangt von uns allen Solidarität“, erklärt sie. Auch Studentin Sophie Lade ist gekommen. Ihr ist es ein Anliegen, nach zwei Jahren Corona der zahlreichen Opfer und ihrer Angehörigen zu gedenken. „Es gibt immer noch Gruppen, für die eine Corona-Erkrankung wesentlich gefährlicher ist als für uns. Ich kann es nicht verstehen, dass Menschen sich nicht impfen lassen. Heute zeigen wir, dass wir viele sind, die anders denken“, freut sie sich über die hohe Beteiligung.
Vor dem Gedenken verteilen sich die Menschen rund um die Kirche. Sie haben die Windlichter entzündet. Wer keines mehr erhalten hat, leuchtet mit seinem Handy. Beim ersten Glockenschlag wird es still, und die Teilnehmenden gedenken in Ruhe der Verstorbenen. Nach einer guten Viertelstunde verklingt der 135. Schlag vom Kirchturm. Nach einem gemeinsamen Gebet machen sie sich wieder auf den Heimweg.
Michaela Kiepe
