Zum 27. Mal war vor einem Jahr der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausgerufen worden, zum ersten Mal war der Sport das Thema. Unter dem Motto „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ wurden deutschlandweit 1349 Beiträge eingereicht, in denen sich Schülerinnen und Schüler mit der Bedeutung des eigenen Vereins für den Heimatort, der Geschichte von Sportstätten oder der Rolle von Sportlerinnen und Sportlern während des Nationalsozialismus beschäftigt hatten.
Für Raphaela Gläseker, die aus einer sportbegeisterten Familie stammt, stand das Thema ihres Beitrags schnell fest: „Weil ich selbst aus Münster komme, wollte ich recherchieren, wer aus dieser Stadt in den zurückliegenden 100 Jahren Medaillen gewonnen hat und wie die Stadt damit umgegangen ist“, berichtet die Neuntklässlerin. Bei ihrer Großmutter in Rheine machte sie eine erstaunliche Entdeckung: „Ich habe ein Foto gefunden, dass einer meiner Vorfahren bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin aufgenommen hat“, sagt Raphaela Gläseker stolz.
Für ihre Arbeit nahm sie Kontakt zu den noch lebenden Olympiasiegern auf, las historische Artikel über die bereits verstorbenen und fragte auch bei Oberbürgermeister Markus Lewe nach. „Es ist auffällig, dass die Stadt ihre elf Sportheldinnen und -helden kaum geehrt hat“, teilt Raphaela Gläseker ihre Ergebnisse. So gebe es beispielsweise keine Straßen, die nach münsterischen Olympiasiegern benannt seien. Und auch Empfänge bei der Ankunft fielen überwiegend klein aus. Bei Lewe hat sich die 14-Jährige dafür stark gemacht, dass der Münsteraner Karl Schuhmann, geboren 1896, und erster Olympiasieger der Stadt in der Neuzeit, nachträglich gewürdigt wird. „Er ist ein Pionier seiner Zeit und gleich mehrfacher Olympiasieger“, ist die Schülerin beeindruckt.
Marlies Baar freut sich über den Erfolg ihrer Schülerin, deren Arbeit wie die aller Teilnehmenden in einem Corona-bedingt schwierigen Schuljahr entstanden ist: „Raphaelas Arbeit gibt einen Einblick in die sportliche Geschichte der Stadt, wie sie in dieser Weise noch nicht erforscht worden ist“, sagt sie. Der Schülerin sei es gelungen, nicht nur die Erfahrungen der Sportler und die politischen Umstände der jeweiligen Spiele zu beschreiben, sondern auch, inwiefern das Sportereignis das Leben der jeweiligen Olympioniken verändert habe.
„Als ich in den Sommerferien die Nachricht bekommen habe, dass ich zu den Preisträgerinnen gehöre, war ich total gerührt“, erinnert sich die 14-Jährige. Die Freude über die zusätzliche Auszeichnung ist riesig. Zusammen mit ihrer Mentorin und Schulleiterin Marlies Baar wird die Schülerin an der Preisverleihung in Köln teilnehmen.
Ann-Christin Ladermann