Schutz und Hilfe für Migranten

, Kreisdekanat Steinfurt

Die meisten sind ausgehungert, müde, ihre Schuhe sind kaputt, wenn sie in der Flüchtlingsherberge „El Samaritano“ ankommen. Schwester Luisa und ihre Mitschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu geben ihnen etwas Warmes zu essen, saubere Kleidung – und zumindest für kurze Zeit einen sicheren Ort zum Schlafen. Die Reise durch Mexiko ist gefährlich. Und dennoch machen sich jährlich Tausende Migranten auf den Weg in die USA – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Über ihre Arbeit im „El Samaritano“ in der Stadt Tula berichtete Schwester Luisa am 29. November den Schülerinnen und Schülern des Graf-Adolf-Gymnasiums in Tecklenburg. Zusammen mit Padre Miguel, Pfarrer in der Industriestadt Tepeji del Rio, ist die mexikanische Ordensfrau im Rahmen der Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat zurzeit im Bistum Münster unterwegs.

Schwester Luisa

Schwester Luisa berichtete den Schülerinnen und Schülern des Graf-Adolf-Gymnasiums in Tecklenburg von ihrem Alltag in der Flüchtlingsherberge „El Samaritano“ in Tula.

© Bistum Münster

2012 ist Schwester Luisa im „El Samaritano“. Das Haus liegt direkt an der Zugstrecke, die durch Mexiko in die USA führt. Viele Migrantinnen und Migranten versuchen auf den Dächern der Güterzüge mitzufahren. „Ein lebensgefährliches Wagnis“, betonte die Ordensfrau, die für die Gymnasiasten Bilder mitgebracht hatte. In der Flüchtlingsherberge können sie sich für die Weiterreise stärken. Wenn nötig, werden sie medizinisch versorgt. Bis zu drei Tagen bleiben die Migranten meist im „El Samaritano“. Dann geht es für sie weiter. Zu Fuß oder wieder mit dem Zug.

Die Flüchtenden, weiß Schwester Luisa, seien auf der Suche nach dem amerikanischen Traum: „Doch die Suche endet oftmals in einem mexikanischen Albtraum“, so die Ordensschwester. Die Kriminalitätsrate sei sehr hoch. Gerade für den Drogenhandel seien die Migrantinnen und Migranten leichte Opfer.

Auch nach dem Präsidentenwechsel in den USA habe sich an der amerikanischen Flüchtlingspolitik nicht viel geändert, zeigte sich Schwester Luisa enttäuscht. Zwar gebe es humanitäre Hilfe aus Europa, doch diese reiche nicht aus.

Das Migrantenhaus musste im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie schließen, doch die Ordensfrauen waren weiterhin im Einsatz. „Normalerweise registrieren wir zwischen 13.000 und 15.000 Migranten jährlich. Im letzten Jahr waren es nur 6000 wegen Corona“, berichtete Schwester Luisa den Schülerinnen und Schülern. Da es in der Pandemie drinnen zu eng war, wurden die Flüchtenden draußen vor der Herberge versorgt.

Unterstützt wird das Migrantenhaus unter anderem vom Verein „Animo“ aus Münster, in dem sich ehemalige Freiwillige zusammengeschlossen haben, die ihren Dienst im Bistum Tula absolviert haben. „Sie unterstützen uns bei der medizinischen und psychologischen Versorgung“, ist die Seelsorgerin glücklich.

Den Kontakt nach Mexiko möchten die Tecklenburger Gymnasiasten gerne intensivieren. Um mehr über das Leben besonders der Jugendlichen in der nordamerikanischen Republik zu erfahren, planen sie einen Briefaustausch mit einer Jugendgruppe der Gemeinde in Tepeji, in der Padre Miguel tätig ist.

Gudrun Niewöhner