In seiner Predigt ging er auf die Bedeutung des Jubiläums und des Christseins ein. „In den 1000 Jahren bis in die Gegenwart hinein war und ist es heute für viele selbstverständlich, Christ zu sein. Hinter dem Wort ‚selbstverständlich‘ verbirgt sich ein so großartiges Engagement, ein Engagement der Liebe aus dem Geist Jesu Christi. Dieses hat zu allen Zeiten Menschen dazu geführt, neu zu Ufern aufzubrechen, um dort an den Rändern Menschen zu begegnen und ihnen etwas von der Anziehungskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln“, griff Genn das Leitwort des Jubiläums auf. Er dankte den vielen, für das, was sie eingebracht hätten. „Alles, was aus Liebe geschieht, wird niemals verloren sein. Das ist der Kernsatz unseres Glaubens“, führte er weiter aus. Zwar käme das Wort „selbstverständlich“ heute nicht mehr so einfach über die Lippen. Vielleicht denke auch der eine oder die andere daran, ein Klagelied anzustimmen, über das, was es alles nicht mehr gebe. „Aber das ist nicht der Blick, der angebracht ist, weil es so viel Einsatz gibt. Zudem werden wir durch Papst Franziskus ermutigt, von der Freude des Evangelium zu sprechen“.
Wichtig sei die Frage, worauf es heute ankomme, wenn manches nicht mehr so selbstverständlich sei. „Dabei kann uns ein Blick auf Maria helfen. Ihre Vollendung ist nur denkbar und geschehen, weil sie auf dem Weg des Glaubens geblieben ist. Ihren Glaubensweg zu bedenken, kann durchaus eine Hilfe sein“, gab Genn den Gottesdienstbesuchern mit auf den Weg. Wichtig wäre das Bewusstsein, dass die Gläubigen immer in der Begegnung mit Jesu von Nazareth stünden, sich davon treffen, anziehen und führen ließen. „Aus dieser inneren Haltung konnten und können die Menschen unterschiedlicher Konfessionen in Lünen selbstverständlich Christen sein. Das Zeugnis, das daraus entsteht, ist eines, das in sich eine Anziehung enthält, die einladend wirkt“, sagte Genn. Deshalb hätten Christen immer auch zu neuen Ufern aufbrechen können, um zu schauen, wo es Menschen gebe, die in besonderer Weise der Liebe bedürften. Christen hätten sich immer eingesetzt, um die Würde des Menschen vom Anfang bis zum Ende zu verteidigen. „Das ist unser Auftrag. Zu diesem gehört selbstverständlich die Kraft der christlichen Hoffnung mit dem Wissen: Du kannst auf Jesus setzen, denn er hat den Tod besiegt“, betonte Genn zum Schluss seiner Predigt.
Zur Festlichkeit des Pontifikalamtes trugen auch drei Kirchenchöre der Pfarrei unter der Leitung von Kantor Andreas Rohne bei. Sie gestalteten den Gottesdienst unter anderem mit Teilen aus der „Missa Brevis in C“ von Charles Gounod und wurden von einem kleinen Orchester und Kirchenmusikerin Tomoko Kitamura an der Orgel begleitet.
Nach dem Pontifikalamt stellte sich Genn in einer von Tobias Kirchbaum moderierten Runde den Fragen von Pfarreirats- und Kirchenvorstandsmitgliedern. Dabei ging es ebenso um gesellschaftliche als auch um kirchliche Themen. Der Bischof dankte allen Beteiligten für ihre Arbeit in der Pfarrei. „Bleiben Sie mutig, um Menschen mit Christus in Berührung zu bringen. Schauen Sie, was möglich ist“, sagte er. Und fügte hinzu, dass er bei der Auswahl des neuen Pfarrers darauf geachtet habe, dass es jemand sei, der die Linie von Pfarrer Clemens Kreiss, der die Gemeinde Ende September verlässt, weiterführe. „Ich bin überzeugt, dass Sie mit Pfarrer Michael Mombauer gut weiterarbeiten können“, ist sich Genn sicher.
Zum Abschluss des Besuches überreichte Wilfried Heß, Autor und Diakon, dem Gast aus Münster den dritten, frisch erschienen Band seiner Geschichte der St.-Marien-Kirche.
Michaela Kiepe