„Selten war negativ so positiv“

, Stadtdekanat Münster

Teststreifen und Mund-Nasen-Masken: Beides gehört längst zum Alltag, einem Alltag mit dem Corona-Virus. Trifft Rolf Bürger auf solche Gegenstände, die im Alltag nur wenig Beachtung finden, ist das Anreiz für ihn, daraus etwas zu kreieren. Der Künstler und Designer aus Münster hat benutzte Teststreifen gesammelt und sie zu einem Kunstwerk vereint. Aus Anlass des Schauraums, der traditionellen Nacht der Museen und Galerien in Münster, am Samstag, 4. September, stellt er seine Arbeit im Kirchenfoyer aus. 

Rupert König (links) und Karin Dame vom Kunstkreis des Kirchenfoyers freuen sich auf die Ausstellung von Künstler Rolf Bürger, der, wie im Hintergrund zu sehen, ein Kunstwerk aus Corona-Selbsttests geschaffen hat.

© Bistum Münster

„Selten war negativ so positiv“ steht auf der Holztafel, die Teil des Kunstwerks von Rolf Bürger ist.

© Bistum Münster

Ästhetisch klar, fast mathematisch hängen 90 benutzte Covid-19-Teststreifen, eingeklipst in kleine, rote Holztafeln, an der Wand im Kirchenfoyer. Jede Tafel trägt den gestempelten Schriftzug „Selten war negativ so positiv“. 100 weitere Tafeln hat Bürger bereits vorbereitet: Wer will, kann am Schauraum-Tag vor Ort im Kirchenfoyer einen Selbsttest durchführen, den der Künstler in das Kunstwerk einarbeitet. Jede Tafel kann für 25 Euro erworben werden, zehn Prozent des Erlöses spendet Bürger an das Hospiz „Lebenshaus“ in Münster. 

„Das Kirchenfoyer ist als Ort für dieses Kunstwerk sehr gut geeignet“, sagt Rupert König, Leiter des Kirchenfoyer, war doch die Einrichtung gegenüber der Adler-Apotheke für rund zweieinhalb Monate ein Testzentrum. Tausende Corona-Tests wurden vor Ort durchgeführt. „Das verbindet das Kirchenfoyer mit dem Thema“, findet König. Gebrauchte Tests aus der Apotheke konnte Bürger für sein Kunstwerk nicht verwenden, sie müssen nach genauen Vorgaben entsorgt werden. Er griff auf Selbsttests der Familie und von Bekannten zurück, desinfizierte sie und ließ sie ausreichend lange in der Sonne trocknen. Bürger hat zudem, wie in der Kunst üblich, vorab eine Auflage bestimmt, also eine maximale Gesamtzahl von Holztafeln. Die liegt mit 83.200.000 ungewöhnlich hoch, ist aber bewusst gewählt: „Die Zahl bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland und soll ausdrücken, dass jeder in unserem Land dazu aufgerufen ist, sich auf das Virus testen zu lassen“, erklärt der Künstler. 

Ein weiteres Kunstwerk kommt am 4. September, an dem Bürger von 14 Uhr bis Mitternacht im Kirchenfoyer präsent sein wird, hinzu: Der Münsteraner hat einen Leuchtglobus mit hellblauen OP-Masken bespannt, die er zuvor aneinandergenäht hat. Auch dieses Werk mit dem Titel „Maskenball“ hat eine Botschaft: „Die Corona-Pandemie ist ein globales Problem, das die ganze Welt betrifft“, erklärt Bürger. Bewusst hat er deshalb für seine Ausstellung im Kirchenfoyer, die über den „Schauraum“ hinaus noch bis Anfang Oktober zu sehen sein wird, die Überschrift „Gemeinsam“ gesetzt: „Nur gemeinsam können wir diese Pandemie bekämpfen, jeder trägt dafür Verantwortung.“ 

Rolf Bürger lebt und arbeitet in Münster, wo er als freischaffender Künstler tätig ist und individuelle Möbel anfertigt. Nach einer Lehre zum Raumausstatter und einem Studium des Produktdesigns und der Bildhauerei an der Fachhochschule Münster gründete er 1989 das Designbüro „Akantus“. Die dort entstanden Werke erhielten rund 60 nationale und internationale Auszeichnungen, darunter mehrfach den „Red Dot Design Award“.

Ann-Christin Ladermann