"Sinn, nicht Sinnlosigkeit": Weihbischof Lohmann feiert Ostern in Xanten und Dorsten

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In seiner Osterpredigt hat Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und den Kreis Recklinghausen, verschiedene Facetten des Lebens in den Mittelpunkt gestellt. In der Osternacht im Xantener Dom sowie am Ostersonntag in der St.-Agatha-Kirche in Dorsten erklärte er, dass es zwar nichts Schöneres und Kostbareres als das Leben gebe. „Aber wie viele Enttäuschungen gibt es auf dem Lebensweg? Wie viel gelingt überhaupt nicht so, wie man es sich gewünscht hat? Manches Leben geht viel zu früh und tragisch zu Ende. Denken wir an die vielen Opfer im Gaza-Streifen, im Heiligen Land, in der Ukraine, in den Hunger- und Terrorgebieten, denken wir an die Toten der Busunglücke der vergangenen Tage, denken wir an die Toten von Flucht und Vertreibung, an die Toten des Terroranschlags in Russland“, sagte Lohmann.

Viele Menschen würden sich die Frage stellen, ob nach dem Tod noch etwas kommt. „Nicht wenige denken diesbezüglich pessimistisch und haben sich eine fatalistische Grundeinstellung zugelegt. Das zeigen sowohl die Umfragen vor Ostern als auch die Kirchenmitgliedsstudie. Ostern ist eher ein Frühlingsfest, aber keines, das man mit religiösen Hintergründen begeht. Ich möchte Verständnis aufbringen und weiß, dass die Menschen vielerlei Gründe dafür haben“, erklärte der Weihbischof. „Sie verweisen auf die Unmenge von Leid, von dem wir einfach nicht wissen, warum das so ist. Warum wird eine Mutter von drei Kindern von Krebs befallen? Warum leben Bösewichte in Saus und Braus und müssen gute, ehrliche Menschen unten durch? Es gibt so viel Böses und Unrecht, dass man daran irre werden, ja sogar verzweifeln kann.“ 

Vor dem Hintergrund solcher Fragen könne in den Blick kommen, was Ostern bedeutet und wie sehr der Glaube etwas Beglückendes und Bereicherndes sei: „Ostern eröffnet uns die letzte Wahrheit über unser Leben. Ostern sagt uns: Es ist Sinn und nicht Sinnlosigkeit; es ist Leben und nicht Tod. Ostern tut das, indem es uns einlädt, auf das zu schauen und uns dem anzuvertrauen, was mit Jesus passiert ist.“

Lohmann erinnerte an die Menschen, die sich für das Leben anderer einsetzen: „Wir haben hier in unserer Region starke Partner aus dem caritativen Bereich, die sich um die Flüchtlinge kümmern und versuchen, sie zu integrieren und in Arbeitsprozesse zu bringen. Die Hospizarbeit im stationären wie im ambulanten Bereich leistet ganz starke Hilfestellung für das Leben am Ende des irdischen Weges und tut alles Menschenmögliche. Notfallseelsorger sind in krisenhaften Situationen an der Seite der Menschen und helfen dabei, dass die Angehörigen – trotz Trauer und Elend – weiterleben können.  In vielen Gemeinden hält man Ausschau, wie – trotz Personalnot – weiterhin die Menschen besucht werden können, hier werden Besuchsdienste organisiert, es lassen sich Frauen und Männer zu Gottesdienstfeiernden ausbilden und sorgen dafür, dass das Evangelium unter die Leute kommt. Das ist und bleibt unser erster Auftrag vor allen strukturellen Fragen, die mitunter zu hoch gewichtet werden.“ Österlich empfinde er auch „die Demonstrationen gegen Rechts, die Demonstrationen für unsere freiheitliche Demokratie, weil hier dem Leben Raum gegeben wird, einem Leben, das jeden Menschen achtet und respektiert, ohne auf Herkunft und Religion zu schauen.“

Auch die Jünger Jesu hätten zunächst Zweifel an der Auferstehung gehabt, erklärte Weihbischof Lohmann. Doch schließlich seien sie zu Zeugen und Botschaftern der Auferstehung geworden. „Zeugenschaft – das ist heute unsere Aufgabe, Zeugen des Lebens und der Auferstehung zu sein.  Die Jünger konnten das nur tun, weil sie zur felsenfesten Überzeugung gelangt waren: Die Botschaft von Ostern ist wirklich die Wahrheit, mit der alles steht und fällt. Nur wenn Ostern wahr ist, ist es auch wahr, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass das Gute stärker ist als das Böse und das Recht stärker als das Unrecht. Ich möchte Ihnen, ich möchte uns allen wünschen, dass wir dieser Botschaft trauen, dass wir uns aufs Neue diesem Gott anvertrauen“, schloss Lohmann seine Predigt.

Christian Breuer