Skulpturen von Lotta Blokker begeisterten

, Kreisdekanat Recklinghausen

Viele Menschen wollten sie noch einmal sehen: die beeindruckenden Skulpturen von Lotta Blokker. Die Propsteikirche St. Peter in Recklinghausen war bei der Finissage voll besetzt. Für sieben Wochen hatte die Telefonseelsorge den Skulpturenzyklus „The Hour of the Wolf“ nach Recklinghausen geholt. Zur Finissage kam die Künstlerin aus Amsterdam für ein Abschlussgespräch, das der Kunsthistoriker Christof Belmann-Weinrich mit ihr führte. Er hat sich intensiv mit ihrem Werk auseinandergesetzt. Fast zwanzig Gruppen hat er in den vergangenen Wochen durch diese Ausstellung geführt und sich dabei immer wieder aufs Neue mit diesen Skulpturen auseinander gesetzt.

Lotta Blokker

Lotta Blokker

© Bistum Münster

Es brauchte nur wenige Sätze der jungen charismatischen Künstlerin, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Sie berichtete von ihrem künstlerischen Werdegang, von ihrer Arbeit im Atelier und von künstlerischen Entscheidungen, die manchmal schwer fallen und dann wieder sich wie von selbst einstellen. Als Bildhauerin gilt ihr Interesse ausschließlich Menschen. Sie will mit ihren Skulpturen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Sie arbeitet so lange an der Skulptur bis die Skulptur diesen Ausdruck verkörpert. Das kann mal drei Monate dauern, mal sind es neun Monate. Lotta Blokker arbeitet klassisch mit Menschen, die ihr Modell stehen. Diese Frauen und Männer werden in dieser Zeit zu ihren Musen, die sie bis ins Letzte kennen lernen und erfassen will. „Es ist fast wie eine Obsession“ sagt Blokker.

Von besonderer Bedeutung ist für sie Cos, eine alte Dame, die sie zufällig in eine Apotheke kennen lernte. Zweimal hat sie mit ihr gearbeitet. Zuerst entstand die tanzende alte Frau und sechs Jahre später, als Cos bereits 96 Jahre alt war, die liegende alte Frau. „Sie konnte nicht mehr in mein Atelier kommen. Ich habe in ihrem Zimmer in einem Seniorenheim gearbeitet. Sie war bereits an Alzheimer erkrankt. Aber immer, wenn ich bei ihr war, um an der Skulptur zu arbeiten, war sie klar und absolut fokussiert.“ Diese intensiven Begegnungen nehmen in den Skulpturen Gestalt an. Vielleicht ist das das Geheimnis dieser ungeheuren emotionalen Intensität, die die Skulpturen auszeichnet. Sie zeigen Frauen und Männer, junge und alte Menschen in sehr privaten und intimen Situationen. Sie zeigen die Verletzlichkeit und zugleich die Würde menschlichen Lebens. Aus diesem Grund hat sich die Telefonseelsorge für die Skulpturen von Lotta Blokker entschieden und nahm ihr 40-jähriges Bestehen zum Anlass für das Projekt „Menschen in der Nacht – Skulpturen von Lotta Blokker im Dialog mit der Telefonseelsorge“.

Dem Gespräch mit der Künstlerin folgte ein Rückblick auf das gesamte Projekt mit einer positiven Bilanz. Der Dialog ist gelungen und die Telefonseelsorge ist durch das Projekt in der Öffentlichkeit präsenter geworden. Mehr als 5.000 Interessierte haben die Ausstellung und die zahlreichen Veranstaltungen besucht. Vor allem durch die Broschüre, die Tandem-Führungen und den Präsensdienst in St. Peter ist deutlicher geworden, was die Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger tun, was am Telefon und im Chat passiert – und warum es eine gute Idee sein kann, bei der Telefonseelsorge anzurufen, wenn es mal schwierig wird.

Text: Gunhild Vestner, Telefonseelsorge Recklinghausen

Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe