
In der großen Beteiligung sieht Kessmann ein deutliches Signal, "dass der digitale Wandel auch in der sozialen Arbeit der Caritas angekommen ist." Dabei geht es nicht mehr allein um Verwaltungstätigkeiten, sondern "um die digitale Aus- und Neugestaltung der sozialen Arbeit selbst oder um neue Kommunikationswege zwischen Klienten und den Einrichtungen und Diensten der Caritas".
Das ist zum Beispiel die Idee des Multisensory-Raums, zu dem die Don-Bosco-Förderschule in Recke ihren Snoezelenraum ausbauen möchte und dafür den zweiten Preis in Höhe von 6.000 Euro erhielt. Kombiniert werden sollen die Möglichkeiten zur Entspannung mit der Förderung der Wahrnehmung in der Schule für Kinder mit Behinderungen.
Weil die Preisfindung für die Jury schwierig war, wurde außerdem dem Kindergarten "Der kleine Prinz" des Caritasverbandes Steinfurt in Ochtrup ein zweiter Platz zuerkannt. Damit sollen die Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten durch digitale Medien erweitert werden. In der Kita werden auch entwicklungsbeeinträchtige Kinder betreut.
Vor allem um die Kommunikationswege geht es bei der vierten, mit 5.000 Euro bedachten Projektidee der Caritas Geldern-Kevelaer. Mit "Cari-Talk" sollen Ratsuchende einfach und zuverlässig eine zentrale Stelle des Verbandes erreichen, egal ob sie telefonieren, eine Mail schicken oder einen Messenger-Dienst dafür nutzen.
Auch die übrigen Ideen hätten Preise verdient, so Kessmann. Deshalb erhielten sie zumindest "Gutscheine für eine Grundausstattung". Die Spanne reicht von Digitalisierung in der Geriatrie über die individuelle Bildungsdokumentation in der Kita St. Sebastian in Beckum oder den Bau einer Kita-App zur Kommunikation mit den Eltern des Familienzentrums St. Theresia in Hamm bis zur Digitalen Möbelbörse des St. Franziskus franko e.V. in Münster.
Die Projekte zeigen nicht nur, dass das Thema Digitalisierung schon angekommen ist, so Heinz-Josef Kessmann, sondern signalisierten dem Verband auch, welch hohen Bedarf an Unterstützung und Fortbildung es zum Thema gibt. Es gebe auch Unsicherheit bei vielen Trägern, was auf die soziale Arbeit zukomme.
Die Dimensionen des schon erfolgten und sich noch abzeichnenden Wandels zeigte die Bonner Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Caja Thimm auf. Die ursprüngliche Idee aus den Anfängen des Internets, die digitale Welt selbst kontrollieren zu können, habe längst aufgegeben werden müssen: "Heute herrscht Chaos und jeder und jede ist ein Medienunternehmen". Daten seien die neue Währung.
Bedenklich ist für Thimm vor allem auch, dass das Vertrauen in glaubwürdige Information schwinde. Fake News seien dabei nicht nur einfach falsche Nachrichten, sondern sie würden bewusst als Propaganda eingesetzt. Mittlerweile kämen 90 Prozent der aufgenommenen Information aus dem Internet mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Es gehe aber nicht darum, die sozialen Medien zu verteufeln, denn sie ermöglichten andererseits Engagement, wie der Aufruf zur Blutspende nach der Amokfahrt in Münster gezeigt habe.
Die Bedingungen für die Nutzung der neuen Technologien muss breit diskutiert werden, damit sie gesellschaftlich definiert werden, forderte Heinz-Josef Kessmann. Noch fehle der Streit über das Wie. Die Digitalisierung berge Chancen und Risiken. Schnell seien Mitarbeiter erreichbar über WhatsApp, aber damit auch gegebenenfalls für Arbeitgeber ständig verfügbar, nannte er als Beispiel.