Sterbenskranke in keiner Weise zum Suizid drängen

Eine gesetzlich abgesicherte, verbesserte Palliativ- und Hospizversorgung sowie ein strafrechtliches Verbot der organisierten oder geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe fordert das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster.

"Sterbenskranke Menschen sollen die Sicherheit haben, dass sie ihren letzten Weg nicht alleine gehen müssen – sie dürfen in keiner Weise zum Suizid gedrängt werden", erklärte Komiteevorsitzende Notburga Heveling am 31. Oktober in Münster.

An die Bundestagsabgeordneten appellierte Heveling, in der für nächsten Freitag angesetzten Abstimmung über eine Neuregelung der Sterbehilfe so zu votieren, dass kommerzielle Beihilfe zur Selbsttötung unter Strafe gestellt werde. Dieser Forderung folge der Gesetzentwurf "Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung", der von einer Abgeordnetengruppe um Michael Brand (CDU) und Kerstin Griese (SPD) erarbeitet worden sei, betonte Heveling.

Die Delegierten von katholischen Verbänden, Organisationen und Räten beschäftigten sich bei der Vollversammlung des Komitees intensiv mit Palliativ- und Hospizarbeit. Der Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbands, Benno Bolze, verlangte dabei: "Der in der Bevölkerung verbreiteten Angst vor Würdeverlust in Pflegesituationen und bei Demenz sowie vor unerträglichen Schmerzen und Leiden ist durch eine Kultur der Wertschätzung gegenüber kranken und sterbenden Menschen sowie flächendeckende Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung zu begegnen."

Die Nöte und Ängste schwerstkranker und sterbender Menschen sowie ihrer Angehörigen müssten ernst genommen werden, forderte Bolze. Gleichzeitig müsste ihnen Alternativen zu einem assistierten Suizid aufgezeigt und den Betroffenen ein Sterben in Würde und Selbstbestimmung ermöglicht werden. Bolze warnte davor, dass eine Legalisierung der Beihilfe zum Suizid den Druck auf kranke und alte Menschen erhöhen würde, anderen nicht zur Last fallen zu wollen. Dies könne in einer solidarischen Gesellschaft nicht gewollt sein. Bolze stellte klar: "Der assistierte Suizid wird vor diesem Hintergrund auch nicht als eine ärztliche Aufgabe angesehen."

Heveling betonte, dass die ambulante Palliativversorgung vor allem im ländlichen Raum eine wichtige Rolle habe. "Sie muss besser gefördert werden; die vielen ehrenamtlichen Pflegenden müssen weiter qualifiziert und ausgebildet werden – und zwar mit finanziellen Mitteln der Krankenkassen." Es gehe darum, schwer kranke und sterbende Menschen entsprechend ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen besser zu versorgen und zu betreuen.

Auch mit dem Thema Flüchtlinge befasste sich die Vollversammlung. Vorstandsmitglied Uwe Slüter lobte: "Unsere Diözese setzt ein tolles Zeichen: Das Diözesankomitee begrüßt die vielfältigen finanziellen Unterstützungen für die Flüchtlingsarbeit in unserem Bistum ausdrücklich." Die Delegierten sprachen sich dafür aus, den Schutz von Flüchtlingen vor die Abschottung Europas zu stellen. Es gehe vor allem um konsequente Solidarität mit den Menschen, die aus Notsituationen ihre Heimat verlassen müssten. Ein friedliches Miteinander der Religionen unter den Flüchtlingen müsse gefördert werden.

Im Austausch betonten Delegierte, dass eine Willkommenskultur nötig sei, die jeden Menschen ungeachtet seiner Herkunft in den Mittelpunkt stelle. Gelobt wurde das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen in Gemeinden und Verbänden. Fremdfeindlichen Aktionen und Reden müsse entschieden entgegen getreten werden. Auch müssten die Dimensionen zurecht gerückt werden: Die Nachbarländer Syriens wie etwa Jordanien, Libanon und Türkei täten deutlich mehr für Flüchtlinge, als dies bislang in Deutschland der Fall sei. Pfarreien könnten nicht genutzten Kirchenraum und auch andere kirchliche Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen zu Verfügung stellen, lautete ein weiterer Appell. Das Diözesankomitee nahm sich vor, sich weiter mit der Situation der Flüchtlinge zu beschäftigen.

Ein weiteres Thema der Vollversammlung war das Wahlrecht bei den Pfarreiratswahlen. Hier ergab ein Stimmungsbild, dass sich die Delegierten eine Herabsetzung des Wahlalters auf 14 Jahre wünschen; den Vorschlag hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend eingebracht. Außerdem sprach sich die Mehrheit für eine Wahleinladung an alle Katholiken auf dem Postweg aus; Erfahrungen aus Bayern hätten gezeigt, dass dadurch die Wahlbeteiligung signifikant steigen könne.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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